Mädchenfußball im Bezirk Enz/Murr Kniffliger Kampf um jedes Mädchen

Von Helena Hadzic
Als Fußballerin muss man auch dribbeln können. Auch das wurde am Tag des Mädchenfußballs beim TSV Heimsheim geübt. Besonders beliebt war aber das Abschießen der Hütchen. Foto: /Andreas Gorr

Die geringe Anzahl an Mädchenteams treibt den WFV um. Beim Tag des Mädchenfußballs wollen Verband und Bezirk junge Sportlerinnen fürs runde Leder begeistern. Ein Ortsbesuch in Heimsheim.

Auf dem Fußballplatz des TSV Heimsheim herrscht am Mittwoch geballte Mädchenpower: Es wird gedribbelt, und Hütchen werden haufenweise abgeschossen. Der Grund: Für den Bezirk Enz/Murr hat der Württembergische Fußballverband (WFV) zur Förderung weiblicher Talente den Tag des Mädchenfußballs unter dem Motto „Nicht ohne meine Mädels“ veranstaltet.

„Der Tag ist prädestiniert dafür, Mädchen, die nichts mit Fußball zu tun haben, für den Sport zu begeistern“, sagt Bezirksjugendleiter Rainer Konrad am Nachmittag, als die ersten Mädchen im Alter von sieben bis dreizehn Jahren eintreffen. An der Zahl sind es über 39, angemeldet waren etwa 40 Mädchen, die entweder selbst in einem Verein spielen oder nur mal reinschnuppern wollen. Derzeit gibt es 45 Mädchenteams im Bezirk.

Kooperation mit Schule schwierig

Ob Konrad mehr erwartet habe? Und ob, denn er habe auch stark mit der Kooperation der Schulen gerechnet. Diese sei mit einer Schule aber „schwierig“ verlaufen. Man fühle sich von einer Schule in Heimsheim regelrecht in Stich gelassen. „Der Direktor schien erst interessiert, aber dann hieß es auf einmal, die Schülerinnen seien in dem Zeitraum im Schullandheim“, erzählt er. Das bestätigt auch der Mädchen- und Frauenbeauftragte des WFV, Bernd Erkenbrecher. Man habe den Termin des Schullandheim-Aufenthalts zu spät mitgeteilt bekommen: „Da war dann alles schon geplant, und wir konnten es nicht mehr ändern. Ein offenerer Austausch wäre wünschenswert gewesen. Es ist wirklich schade“, sagte Erkenbrecher. Das Datum hätte man auch verschieben können, wenn man nur rechtzeitig Bescheid bekommen hätte.

Die gekommenen Mädchen allerdings hatten Spaß. Insgesamt wurden fünf Stationen aufgebaut plus einer Schnupperabzeichen -Station des WFV und einem abschließenden Mini-Turnier. In Sechser-Gruppen durchlaufen die Mädchen die Stationen. Die elfjährige Mara aus Mühlhausen versucht sich am Torschuss. Sie ist das erste Mal dabei. „Das heute macht total Spaß, ich will jetzt auch in einen Verein“, sagt sie.

Die zehnjährige Malies aus Möglingen hingegen ist mit ihrer neunjährigen Freundin Sophie da, die bereits zwei bis drei Jahre in Heimsheim spielt. Das erste Mal ist Malies aber nicht dabei: „Ich habe letztes Mal schon zugeschaut, diesmal wollte ich auch mitmachen“, erklärt Malies. Und sie findet, dass sie sich gar nicht mal so schlecht schlägt dafür, dass sie eigentlich kein Fußball spielt. Ob sie in einem Verein kicken möchte, weiß sie noch nicht. Aber: „Ich finde es ziemlich cool.“ Neben Torschüssen wurden verschiedene Übungen, etwa Standbeinübungen, angeboten. „Das Hütchen abschießen ist die beliebteste Station“, sagt Corina Klepp, Trainerin vom TSV Heimsheim. Sie hält Aktionen wie diese, die den Mädchen- und Frauenfußball fördern, für dringend notwendig „Das motiviert Vereine. Wenn es mehr Mädchenteams gibt, werden auch mehr Mädchen mit dem Fußball weitermachen“, macht Klepp deutlich.

Mädchen in Jungenteams

Ab einem gewissen Alter sei es für Mädchen schlichtweg nicht mehr möglich, in den Jungenteams mitzuspielen – was häufig der Fall sei. „Die Mädchen können irgendwann körperlich nicht mehr mithalten, und weil es dann kein Mädchenteam gibt, hören sie auf“, erklärt Klepp. Grundsätzlich gebe es das Problem, dass es zu wenig Helfer für Frauenteams zur Verfügung stünden, und auch die Fahrtwege, die die jungen Fußballerinnen auf sich nehmen müssen, um in einer Mädchenmannschaft zu spielen, seien ein Hindernis.

Das sieht auch Erkenbrecher so. „Früher habe ich selbst bei Frauenfußball gelächelt – heute weiß ich, dass die Mädels viel mehr Engagement aufbringen müssen“, betont er. Damit meint er auch die Fahrtwege, die körperlich härteren Belastungen und den Kampf um die Wertschätzung in der Fußball-Szene. Das seien mitunter Gründe, warum im Frauenfußball der Nachwuchs fehle. Rainer Konrad hatte dagegen gehofft, dass nach der erfolgreichen Europameisterschaft der DFB-Frauen ein Boom folgen würde. „Dieser ist leider ausgeblieben“ merkt er an. Der Tag des Mädchenfußballs solle also dafür sorgen, Mädchen und Frauen wieder in den Fokus zu rücken. Corina Klepp ist zuversichtlich: „Es ist alles machbar, wenn die Mädels es wirklich wollen.“

 
 
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