17 Fußballspiele in der Dritten Liga, der Regionalliga und Oberliga stehen nach Recherche der „Hamburger Morgenpost“ unter Manipulationsverdacht. Nun wirft eine weitere Partie große Fragen auf: Das Oberliga-Spiel zwischen dem FC Nöttingen und dem FSV 08 Bietigheim-Bissingen am vergangenen Freitag. Dort war ein Datenscout vor Ort und gab Live-Ereignisse weiter (die BZ berichtete). Der FCN blieb untätig, die Frage ist, warum? Es besteht der Verdacht, dass der Heimverein selbst im Hintergrund illegale Machenschaften mit den Wettanbietern treibt. Einige Indizien sprechen dafür.
Manipulationsverdacht in der Oberliga Nöttingens Vorgehen wirft Fragen auf
Das Oberliga-Spiel gegen 08 Bissingen am Freitag hat einen faden Beigeschmack.
Insider bestätigen Schema
„Das Spiel passt genau in das Schema der 17 geschobenen Begegnungen“, heißt es aus Quellen, die der Bietigheimer Zeitung bekannt sind. Meist sei es das Verlierer-Team, dass bei der Manipulation die Hände im Spiel hat, da es einfacher ist, eine Partie zu verlieren als sie zu gewinnen. Genauere Hinweise – auch im Zusammenhang mit den bereits bestätigten manipulierten Spielen – darf der Kontakt nicht geben.
Der Datenscout, der sich in Nöttingen zunächst auf der Pressetribüne aufhielt, wurde letztlich gebeten, ein Ticket zu kaufen, und durfte anschließend weiterhin die Live-Daten durchgeben. Er gab sich als Statistiker der Firma Sportradar aus – eine Institution aus der Schweiz, die mit Wettanbietern in engem Kontakt steht und schon in einer ARD-Dokumentation über Wettgeschäfte im Amateurfußball in Deutschland eine zentrale Rolle spielte.
Der FC Nöttingen, der noch am Tag des Spiels die Reporter vor Ort um Stillschweigen bat, äußerte sich in der Halbzeitpause sinngemäß, dass man nichts gegen den Datenscout hätte tun können, da er ja als Zuschauer vor Ort gewesen sei und Eintritt bezahlt habe. Vom Hausrecht wollte man nicht Gebrauch machen. „Ich mache das dann, wenn wir eine klare Arbeitsanweisung vom Verband erhalten was wir tun können, sollen und dürfen und was rechtlich einwandfrei ist“, sagt FCN-Vorstand Dirk Steidl, den die Anwesenheit der Scouts und der damit verbundene Trubel trotzdem stört. Einsicht für die Kritik an seinem FCN zeigt er jedoch nicht. Bevor er nicht die klaren Anweisungen kriegt, werde er niemanden grundlos aus der Kleiner-Arena werfen. Auch Nullacht- Vorstand Manfred Bleile attackiert er: „Ich will niemanden rausschmeißen und mich dann hinstellen wie der Retter, wie es der Kollege Bleile beim FSV macht.“
Die Vorwürfe, dass das Spiel von Nöttinger Seite aus manipuliert sein soll, weist er klar zurück und reagiert empört: „Das halte ich für einen totalen Verfolgungswahn. Daten gehören zum Spiel.“ Er habe keine manipulationsverdächtige Szene bei der 0:2-Niederlage des FC gesehen: „Wir haben einfach schlecht gespielt“, sagt er klipp und klar.
Tickern grundsätzlich in Ordnung
Der Württembergische Fußball-Verband (WFV) sagt als spielleitende Stelle der Oberliga zur Thematik klar: „Wir nehmen die Sache ernst und können dann tätig werden, wenn wir konkrete Hinweise haben, beispielsweise auf kuriose Spielereignisse im Rahmen von Spielen, auf die Wetten platziert werden konnten“, berichtet Pressesprecher Heiner Baumeister, erklärt aber: „Was die Datenscouts tun ist Spielsituationen live zu übermitteln, so wie das etwa auch auf fussball.de im Liveticker gemacht werden kann oder auch im Livestream. Der Unterschied ist, dass die Scouts als Freelancer im Auftrag von Sportradar unterwegs sind.“ Auch José Macias, Leiter des Spielbetriebs für die Oberliga, verdeutlicht: „Das Tickern ist grundsätzlich nicht verwerflich. Die Frage ist, wohin die Daten gehen und ob auf deren Grundlage Manipulationen möglich gemacht werden.“
Jeder Verein hat ein Hausrecht
Um gar nicht erst in den Manipulationsverdacht zu geraten, sollten Datenscouts vor Ort sein, hat jeder Klub Instrumente. „Der Verein als Ausrichter hat grundsätzlich immer die Möglichkeit, das Hausrecht auszuüben und Personen den Zutritt zum Sportgelände zu verweigern“, sagt Baumeister. Niklas Braiger