Marbach Alt-Verleger Helmut Keller ist gestorben

Von Karin Götz
Helmut Keller wie man ihn kannte: gesellig und mit knitzem Humor Foto: privat

Helmut Keller war Mitgesellschafter, Geschäftsführer und Verleger der Marbacher Zeitung. 2003 ging er nach mehr als 40 Jahren in Ruhestand. Der 87-Jährige starb am Montag nach längerer Krankheit.

Er war ein stattlicher Mann. Einer, der, wenn er einen Raum betrat, ihn ausfüllte. Eine Persönlichkeit, die über die Stadt hinaus gestrahlt hat. Ein Verleger der alten Schule. Mit einem durchaus patriarchalischen Duktus in seinem Tun, aber gleichzeitig mit einem riesengroßen Herz für seine Mitarbeiter. Am vergangenen Montag ist Helmut Keller im Alter von 87 Jahren nach längerer Krankheit verstorben.

Geboren wurde er am 13. März 1935 in Lützelsachsen bei Weinheim. Als der kleine Helmut drei Jahre alt war, starb sein Vater. Die Mutter zog mit ihm und seiner Schwester nach Heidelberg. Er machte eine Ausbildung zum Schriftsetzer und arbeitete zunächst einmal in der französischen Schweiz. Nach der Meisterprüfung begann Keller 1957 ein Studium an der Graphischen Fachhochschule Stuttgart. Er lernte Brigitte Remppis kennen, die beiden heirateten 1960 und traten in das Unternehmen der Familie Remppis ein: dem Verlag und der Druckerei der Marbacher Zeitung. 1967 wurde er von seinem Schwiegervater zum Prokuristen bestellt. Seit 1976 war er Mitgesellschafter, Geschäftsführer und Verleger der Marbacher Zeitung.

Zuletzt lebte er in Remseck

1963 kam Sohn Kai auf die Welt, 1966 dessen Bruder Uwe. Beide stiegen später auch in die Unternehmensführung ein. 1974 wurde die Ehe mit Brigitte Remppis geschieden. Bis 1984, zum Ende seiner zweiten Ehe mit Renate Braun, lebte Helmut Keller in Marbach. Die dritte Ehe mit Eva Hertlein dauerte bis zu deren Tod 1989. Mit ihr lebte er an zwei Wohnsitzen, in Remseck und Oberstaufen.

2003 schieden beide, Helmut Keller und Brigitte Altehoefer, als Gesellschafter und Geschäftsführer nach dem Verkauf des Unternehmens an die Stuttgarter Nachrichten aus. Im Ruhestand lebte Keller in Hochberg mit Sieglinde Pilsner, die während seiner Krankheit immer an seiner Seite war.

Keller war ein großer Menschenfreund

Helmut Keller erlebte große Umbrüche in der Medienbranche, begleitete sie jedoch immer mit Offenheit und Weitsicht. In seiner mehr als 40-jährigen Ära fielen erfolgreiche Weiterentwicklungen des Verlags wie die Gründung des Marbacher Stadtanzeigers, die Übernahme der Steinheimer Nachrichten, der Anschluss an die Mantelpartnergemeinschaft der Stuttgarter Nachrichten, der Um- und Neubau des Verlagsgebäudes, die technische Umstellung vom Hoch- zum Offsetdruck sowie vom Blei- über den Fotosatz bis zum Ganzseitenumbruch. Den Lesern der MZ war er unter anderem durch die vielen Leserreisen bekannt, die er initiierte und an denen er, so oft es ging, auch selbst teilnahm.

Helmut Keller war ein Menschenfreund. Er liebte gesellige Runden und bereicherte sie mit seinem Humor und seiner zugewandten Art. Wer bei der MZ arbeitete war nicht nur ein Angestellter, sondern gehörte zur Familie, um die er sich wie ein Familienvater kümmerte. Durchaus streng, aber vor allem gerecht. Rauschende Feste wurden gefeiert bei der MZ. Der Chef spendierte Fasnachtsküchle und Wein, es gab das Höflesfest, Betriebsausflüge, Weihnachtsfeiern. Immer mitten drin: Helmut Keller. Es war ihm wichtig, dass sich seine Mitarbeiter wohlfühlen.

Stets an der Sache orientierte Kritik

Auch im Ruhestand schaute der „old boss“ – wie er sich selbst gern augenzwinkernd bezeichnete – regelmäßig in der Marbacher Zeitung vorbei. Und selten kam er mit leeren Händen. Fast immer hatte er Schokolade zum Verteilen dabei. Dabei hätten schon allein sein Besuch und ein kurzes Gespräch mit ihm gereicht, um den Arbeitsalltag zu versüßen.

Nicht jede Entwicklung gefiel dem Alt-Verleger. Nicht jeder Bericht fand seine Zustimmung. Er kritisierte – stets sachlich. Gab Ratschläge – ohne in die Rolle eines Oberlehrers zu schlüpfen. Hinterfragte – mit ehrlichem Interesse.

Seine Abschiedsrede an die Belegschaft endete 2003 mit den Zeilen:

„Irgendwann ist’s halt vorbei,

und ich sag: Ade, bye, bye!

40 Jahre war ich Boss,

der die Zeit mit euch genoss …

Auch wenn wir auseinandergehen,

so sag ich doch ‚Aufwiedersehen!‘

Alles wird mal zur Legende – ENDE“

Helmut Keller hat sich von dieser Welt verabschiedet. Wer ihn kannte wird dankbar auf das gemeinsam Erlebte schauen. Er hinterlässt eine große Lücke.

Info Helmut Keller wird am Montag, 13. Februar, um 11 Uhr auf dem Friedhof in Marbach beigesetzt.

 
 
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