Marbacher Kulturverein „Südlich vom Ochsen“ „Wir brauchen dringend frisches Blut“

Von Cornelia Ohst
Die Schauspieltruppe freut ich auf ihren großen Auftritt. Foto: vat

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Marbach am Neckar können die Sektkorken knallen: Der Kulturverein „Südlich vom Ochsen“ feiert nachträglich sein 25-Jahr-Jubiläum. Ein Gespräch mit Mark Scheuerle, der seit 2007 dem Verein vorsitzt.

Der Marbacher Kulturverein Südlich vom Ochsen feiert sein 25-jähriges Bestehen. Aus Anlass des Jubiläums blickt der Vorsitzende Mark Scheuerle auf Vergangenes wie auf die Zukunft des Vereins – und hebt dessen Bedeutung für das Kulturgeschehen hervor.

Herr Scheuerle, der Verein „Südlich vom Ochsen“, der sich für Kunst und Kultur in der Region engagiert, hat bereits ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel. 18  Jahre davon unter Ihrem Vorsitz. Lassen Sie da bald die Sektkorken knallen?

Ja, das lassen wir in der Tat. Zwar mit ein paar Wochen Verspätung, denn wir haben uns ja im Herbst 1999 gegründet, aber mit einer tollen Theaterdarbietung, die wieder unser Hausregisseur Alexander Ilic kreiert hat. Präsentiert wird das Stück „Die Zelle“ vom Ensemble Theater 360 Grad sowie drei SchauspielerInnen aus ehemaligen Ochsenproduktionen. Wir bieten anlässlich unseres 25-jährigen Jubiläums gleich zwei Veranstaltungstermine für die Öffentlichkeit an und eine dritte intern, also für Mitglieder und geladene Gäste mit anschließender Feier.

Und um was geht es in dem Stück konkret?

„Die Zelle“ nimmt das Publikum mit auf eine humorvoll-satirische Reise in eine Welt voller Fragen, Ideen und Umstürze. Fünf Protagonisten ringen mit der Zukunft und den Herausforderungen eines neuen Denkens. Doch eines steht fest: Es soll besser werden – nur wie? Mit scharfem Witz, überraschenden Wendungen und einer Prise absurder Logik garantiert das Stück einen Theaterabend, der zum Nachdenken wie zum Lachen anregt.

Der Verein ist 1999 gegründet worden und dazu angetreten, die Kulturlandschaft rund um Marbach positiv zu verändern, ihr also zu mehr Popularität zu verhelfen. Ist das den Mitgliedern gelungen?

Ich denke ja. Wir haben mit einigen Produktionen und Angeboten wichtige Akzente gesetzt: Auf jeden Fall mit unseren zahlreichen Theaterproduktionen - ob auf dem Burgplatz oder im Schlosskeller. Dann natürlich mit der Nachtschicht Kunst, die bereits zum 4. Mal erfolgreich über die Bühne ging und bei der sich auch die Galeristin Monika Schreiber regelmäßig engagiert zeigte. Und auch mit der inzwischen legendären Open-Air-Veranstaltung „Wein & Vinyl“ auf der Terrasse der Marbacher Winzer haben wir Zeichen gesetzt. Die Mitglieder haben sich stets enorm ins Zeug gelegt und viele Stunden ihrer Freizeit eingebracht. Wir haben durchaus etwas bewegt.

In jüngster Zeit waren aber keine neuen Theaterproduktionen zu sehen. Es ist ein wenig ruhig um den Verein geworden.

Leider ja. Das ist natürlich auch der Pandemie geschuldet, die uns zum Stillstand gezwungen hat. Da ist bei uns einiges eingeschlafen. Wir fangen aber gerade an wieder Gas zu geben. Die Nachtschicht Kunst sowie Wein & Vinyl waren unsere verbliebenen Anker in den vergangenen zwei Jahren.

In den Jahren 2017 und 2018 gab es ebenfalls faszinierende Theaterspektakel. Um nur einige zu nennen: das Theaterfestival auf dem Burgplatz mit Stücken wie etwa Emilia Galotti oder Der kleine Prinz oder auch die Schachnovelle im Schlosskeller. Da hatten Sie noch zwei junge Talente an Bord, nämlich den Dramaturgen Tobias Frühauf und den Regisseur Philipp Wolpert. Warum machen die nichts mehr für den Verein?

Das ist auch für uns traurig. Tatsache aber ist, dass wir für deren Ambitionen und Talent viel zu klein sind. Deshalb ist dieses Intendanten-Duo auch abgewandert: auf zu neuen und größeren Ufern.

Sie sind seit 2007 Vorsitzender des Vereins. Haben sich in dieser Zeit elementare Veränderungen eingestellt, was das Vereinsgeschehen anbetrifft?

Wir werden zusammen älter, die biologische Uhr tickt. Das bedeutet, wir haben uns nur minimal verjüngt und brauchen dringend Nachwuchs. Unser vorrangiges Interesse ist, interessierte Leute zu finden, um das kulturelle Leben in Marbach weiter mitgestalten zu können. Wenn möglich jüngere Mitglieder, um den Fortbestand langfristig zu sichern. Mit unserer Jubiläumsveranstaltung „Die Zelle“ bieten wir endlich wieder eine Eigenproduktion an, aber Alex Illic (Anfang 40) oder auch Aline Schaupp (Mitte 30), die sich seit Jahren im Vorstand engagiert, gehören schon zu den Jüngsten. Wir brauchen dringend frisches Blut, sonst wird es immer zäher!

Das Klima intern, hat sich das auch verändert?

Nein, das nicht. Wir ziehen alle an einem Strang und verstehen uns sehr gut. Es ist halt alles etwas ruhiger geworden. Wer 60 ist wie ich, kann nicht von frühmorgens bis in den späten Abend hinein Vollgas geben. Ich brauche zum Beispiel mehr Pausen. Doch mit der neuen Aufführung und mit einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit wollen wir gezielt das Interesse für uns in der Bevölkerung wecken.

Also schauen Sie hoffnungsfroh in die Zukunft?

Ich bin da optimistisch. Aber ganz ehrlich: das Engagement-Verhalten der Leute hat sich schon verändert. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen immer egoistischer werden. Hinzu kommt, dass ich feststelle: Theater hat längst nicht mehr den Stellenwert. Film, Fernsehen und Social Media – es gibt einfach mehr Möglichkeiten als früher und es wird immer schwieriger, die Veranstaltungen voll zu kriegen. Trotzdem schaue ich gern zurück. Die Arbeit im Verein hat mir immer Freude gemacht. Hier triffst du spannende Menschen: keine Langweiler, keine Spießer.

Info: Das Theaterstück „Die Zelle“ wird am Freitag, 7. Februar, um 20 Uhr und am Sonntag, 9.  Februar, um 17 Uhr gespielt. Einlass ist jeweils eine Stunde früher. Der Eintritt kostet 15  Euro. Reservierungen sind ab sofort per E-Mail unter der Adresse info@suedlichvomochsen.de möglich.

 
 
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