Die Turn- und Festhalle im Stadtteil Unterriexingen war bis auf den letzten Platz besetzt. So groß war das Interesse der Bürgerschaft an der jüngsten Gemeinderatssitzung, die einmal im Jahr auch im kleineren Stadtteil Markgröningen stattfindet. Dass sich die große Aufmerksamkeit der Bürger besonders auf einen Tagesordnungspunkt bezog, wurde bereits in der Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung klar.
Markgröningen Nein zum Mittelalterpark
Die Markgröninger Gemeinderäte wollen das Projekt nach großen Bürgerprotesten nicht weiterverfolgen. So gut besucht wie am Dienstagabend ist die Ratssitzung sonst selten.
Verkehrsbelastung durch Park
„Wie soll Markgröningen noch die zusätzliche Verkehrsbelastung durch den Mittelalterpark verkraften?“, fragte beispielsweise eine Bürgerin und eine andere wollte wissen, warum die Verantwortlichen der Stadtverwaltung die Zahlen und Fakten der Geschäftsidee des Initiators, Dr. Christoph Schlude, nur intern und nicht durch externe Gutachter überprüft hätten. Bürgermeister Jens Hübner gestand, dass er es im Laufe der inzwischen rund zwei Jahre dauernden Beratungen über die mögliche Ansiedlung eines Mittelalterparks im Stadtgebiet der Schäferlaufstadt versäumt habe, die Bürgerschaft durch eine Infoveranstaltung ausreichend bei diesem Projekt mit ins Boot zu holen.
Daher sollten seine Gemeinderäte in der Sitzung auch noch keinen Grundsatzbeschluss über den Mittelalterpark in der Stadt treffen, sondern lediglich ihren Willen bekunden, dieses Vorhaben weiterverfolgen zu wollen. Zunächst sollte aber im neuen Jahr eine umfangreiche Infoveranstaltung stattfinden. „90 Prozent der Besucher des Parks werden mit dem Auto anreisen und nicht mit dem ÖPNV, auch wenn Shuttlebusse vom Asperger Bahnhof und später mit der reaktivierten Stadtbahn vom Markgröninger Bahnhof angedacht sind“, sagte Hübner zur die Grundlage der Verkehrsuntersuchung. Der Investor hatte in seinem Konzept darauf verwiesen, dass die Verkehrsanbindung vor allem über die Bundesstraße B 10 erfolgen solle, was viele im Publikum jedoch bezweifelten. Kritik gab es auch an den prognostizierten Vorteilen für die Stadt. „Zu welchem Preis verkauft sich die Stadt Markgröningen? Nimmt sie alles, was Geld bringt?“, mahnte der ehemalige Gemeinderat Arndt Zwicker.
So hatte der Investor Gewerbesteuer-Einnahmen für die Stadt in Höhe von bis zu 2,6 Millionen Euro jährlich in Aussicht gestellt. Zudem wollte er das Betreuungsangebot der Stadt mit kostenlosen Besuchen für die Kindertagesstätten und Möglichkeiten für die Ganztagsbetreuung in den Schulen unterstützen, eine Heizzentrale errichten, die auch dem Fernwärmeausbau der Stadt zugutekommen sollte, und die geplante Kletterhalle als Notunterbringung im Katastrophenfall zur Verfügung stellen.
Das mögliche, rund neun Hektar große Areal des Mittelalterparks an der Vaihinger Straße unmittelbar vor den Toren der Stadt hätte auch Platz für gastronomische Angebote geboten und insgesamt rund 100 Arbeitsplätze entstehen lassen. „Wir haben am Wochenende viele Nachrichten von Bürgern bekommen. Die Vorteile eines Mittelalterparks sind allen klar, aber wir müssen davon auch überzeugt sein“, betonte Gemeinderat Matthias Reutter, der in der Sitzung sehr wohl grundsätzlich über eine Ansiedlung des Parks abstimmen wollte. Sein Fraktionskollege Hans Bader von den Freien Wählern tat sich dagegen mit einem Grundsatzbeschluss schwer und wollte zunächst der Bevölkerung die Chance geben, sich über das Projekt informieren zu können. Einen entsprechenden Antrag auf Durchführung einer Bürgerinfoveranstaltung stellte auch der Fraktionsvorsitzende der SPD, Pedro Torres Fernandes. Sogar von einem möglichen späteren Bürgerentscheid zu diesem Thema war die Rede.
Große Mehrheit lehnt Antrag ab
Aber die große Mehrheit des Ratsgremiums lehnte den Antrag von Torres Fernandes ab und wollte gleich grundsätzlich entscheiden. „Ich habe ein solches Entgegenkommen eines Investors noch nicht erlebt, halte aber dennoch die vorhergesagten Zahlen beim Verkehr für zu optimistisch. Es wird zu mehr Verkehrsbelastung in Markgröningen und auch Unterriexingen kommen“, sagte Simeon Fleckhammer von der CDU, der landwirtschaftliche Flächen als hohes Gut nicht für einen Mittelalterpark verwenden wollte. Auch Achim Wach von der GAL verwies darauf, dass hinter der Umsetzung eines solchen Projekts auch die gesamte Bürgerschaft stehen müsse. Joachim Blank von der FDP bemängelte, dass es zu viele Unsicherheiten gebe: „Die Stadt hat bereits eine schöne geschichtsträchtige Innenstadt, wo verschiedene Epochen erlebt werden können. Es gibt andere Probleme, um die wir uns kümmern müssen, damit die Stadt wieder in die Spur kommt.“
Insgesamt wurde daher die Ansiedlung eines Mittelalterparks bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen deutlich abgelehnt. „Der Mittelalterpark hätte Markgröningen ein einzigartiges Freizeitangebot, Millionen an zusätzlichen Einnahmen und nachhaltige Impulse für die Innenstadt ermöglicht, und das alles ohne Kosten für die Stadt. Es ist bekannt, dass kritische Stimmen immer am lautesten sind, aber nicht die Mehrheit repräsentieren“, sagte Investor Schlude. Persönlich finde er es enttäuschend, „dass sich der Gemeinderat hat so davon beeindrucken lassen.“ Gemeinsam mit seinen Partnern und Unterstützern will er nun überlegen, ob und wie es mit dem Mittelalterpark in der Region Stuttgart weitergeht.