Stolz zeigt Landwirt Werner Zibold aus Unterriexingen auf eine Feldfläche mit dichtem Grün, die mit lila Farbtupfer von Wickenblüten durchzogen ist. „Wir haben im September vergangenen Jahres die Aussaat der Triticale-Wickroggen-Mischung mit einem Reihenabstand von 30 Zentimetern durchgeführt. Eigentlich wollten wir einen lichten Bestand erzeugen, aber die Wicke hat inzwischen für einen dichten Bewuchs gesorgt“, erläutert Zibold.
Markgröningen Prämien hoch für den Umweltschutz
Der Unterriexinger Landwirt Werner Zibold präsentiert beim Feldtag seinen Berufskollegen seine Naturschutz-Maßnahmen.
Musterbeispiel für andere
Sein Hof ist ein Pilotbetrieb des Biodiversitätsnetzwerks Baden-Württemberg, das Ende Juni 2022 gestartet wurde und bis zum Jahr 2025 insgesamt 44 Betriebe im ganzen Land aufnehmen soll. Die teilnehmenden Landwirte sollen mit bestimmten Naturschutz-Maßnahmen die biologische Vielfalt fördern und Musterbeispiele dafür geben, wie sich dieses Vorhaben mit der Nahrungsmittelproduktion vereinbaren lässt. Dabei arbeitet Zibold auch eng mit dem Landschaftserhaltungsverband des Landkreises Ludwigsburg (LEV) zusammen und erhält entsprechende finanzielle Zuschüsse.
Bei sogenannten „Feldtagen“ stellt der Unterriexinger Landwirt interessierten Berufskollegen, aber auch Vertretern aus der Jägerschaft und von Naturschutzverbänden seine Maßnahmen im Detail vor und teilt seine Erfahrungen mit. „Wir bewirtschaften rund 160 bis 170 Hektar Land und lösen gerade unsere Viehhaltung auf“, schildert Zibold. Er hat für seine Naturschutzmaßnahmen gezielt Flächen ausgewählt, die für Offenlandbrüter wie das Rebhuhn der ideale Lebensraum sind. Daher ist Zibold sehr glücklich, dass bei einem Drohnenüberflug über seine Triticale-Feldfläche festgestellt wurde, dass dort ein Rebhuhn sein Nest hat und auch Rehkitze Schutz gesucht haben. Zudem ziehen die blühenden Wicken eine Vielzahl von Insekten an.
Eigentlich wollte Zibold auf der Fläche keine Pflanzenschutzmittel einsetzen. Allerdings wurde der Pilzdruck mit einem Gelbrost-Befall so hoch, dass eine Behandlung mit Fungiziden nötig wurde. Wenn das Grün zur Ganzpflanzensilage als Ausgangsstoff zur Gewinnung von Biogas abgeerntet wird, erfolgt ein Hochschnitt, denn rund 20 Zentimeter bleiben stehen, um weiter Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere zu bieten.
Wirtschaftlicher Umweltschutz
Bereits im dritten Jahr befindet sich eine Blühbrache, die Zibold direkt neben dem Triticale-Feld angelegt hat. „Im ersten Jahr hat sich dabei die Kornblume gezeigt, im zweiten Jahr die Lichtnelke und in diesem Jahr die Margerite“, erläutert Zibold. Er hat mit seinen Umweltschutzmaßnahmen gute Erfahrungen gemacht, doch die Landwirte müssen sich diese auch leisten können. Das kann auch Andreas Fallert, Geschäftsführer vom LEV, bestätigen. „Wir brauchen entsprechende Landesprogramme, die auch funktionieren und für die Landwirte wirtschaftlich sind. Dies monieren wir auch immer beim zuständigen Ministerium“, betont Fallert. Zudem müssten auch die Folgekosten einer solchen Brache für die Landwirte berücksichtigt werden.
Eine Verbesserung der Lebensraumstrukturen für Feldbrüter wie das Rebhuhn ist aber auch durch eine reduzierte Aussaat von Wintergetreide wie beispielsweise Winterweizen möglich. Dies erprobt Zibold ebenfalls auf einer seiner Ackerflächen, wo neben der Hauptfrucht auch eine Untersaat ausgebracht wurde, welche die Erosion verhindern und die Bodenfruchtbarkeit verbessern soll. Pflanzenschutz musste Zibold auf diesem Feld gar nicht vornehmen, da sich das Getreide sehr gesund entwickelte.
Förderprogramme notwendig
Dass das Interesse bei den Landwirten im Landkreis an diesen Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt groß ist, kann auch Alicia Läpple, Biodiversitätsberaterin beim Landratsamt Ludwigsburg, bestätigen. „Wir brauchen aber dafür unbedingt gute Förderprogramme“, unterstreicht Läpple. Dies zeigt sich auch bei den rund 13 Teilnehmern des Feldtages in der Feldflur von Unterriexingen, die immer wieder interessierte Nachfragen stellen und Zibold um seine Erfahrungen bitten. „Die Landwirte sind durchaus bereit, etwas für den Naturschutz zu machen, aber die Prämien dafür sind in den Programmen noch zu gering“, macht LEV-Geschäftsführer Fallert deutlich. Der setzt ebenso wie Zibold darauf, dass sich dies in Zukunft ändern wird.