Markus Gaugisch im Interview „Der Pokalsieg wird kein Selbstläufer“

Von Sebastian Klaus
Nach Meisterschaft und Europacup will SG BBM-Coach Markus Gaugisch am Wochenende mit dem Pokalsieg auch noch den dritten Titel im Mai einfahren.⇥ Foto: Marco Wolf

Die SG BBM Bietigheim könnte an diesem Wochenende beim Final Four in Stuttgart eine überragende Saison krönen. Doch Trainer Markus Gaugisch warnt vor den Gegnern.

Die SG BBM Bietigheim steht vor der letzten großen Prüfung der Saison. Im Final Four in Stuttgart könnte der Deutsche Meister, Europapokalsieger und Pokal-Titelverteidiger an diesem Wochenende eine ohnehin schon bärenstarke  Saison mit dem erneuten Pokalsieg perfekt machen. Im Interview mit der BZ spricht SG BBM-Trainer Markus Gaugisch über die Aussichten seiner Truppe im Pokal, aber auch über seine Pläne in der nächsten Saison und den bevorstehenden Abschied aus Bietigheim.

Herr Gaugisch, nach all den Höhepunkten der letzten Wochen mit Meisterschaft und Europapokalgewinn: Hatten Sie schon Zeit, alle Glückwunsch-Nachrichten zu beantworten?

Gaugisch: Nein, noch nicht. Das ist glaube ich auch nicht möglich, denn es waren schon viele. Aber es freut mich, dass sich so viele Freunde und Bekannte gemeldet haben. Wenn ich sie sehe, werde ich mich natürlich bedanken.

Am Sonntag könnten weitere Gratulanten dazukommen. Und zwar, wenn Ihr Team auch noch den DHB-Pokal gewinnt.

Das erwartet jetzt natürlich jeder von uns, aber es wird sicherlich kein Selbstläufer. Alle Teams, die beim Final Four dabei sind, haben ihre Qualitäten und Besonderheiten. Wir müssen von Anfang an im Halbfinale voll fokussiert sein, denn ohne Samstag gibt es keinen Sonntag. Und die nationalen Wettbewerbe zu gewinnen, war seit Saisonbeginn unser Ziel.

Die letzten vier Pokalsieger sind allesamt beim Final Four dabei. Während die SG BBM gegen den Thüringer HC und Oldenburg in der Liga deutliche Siege eingefahren hat, hat sie sich gegen Buxtehude zweimal schwergetan. Ist der BSV der härteste Brocken im Feld?

Buxtehude und der THC sind für mich die Mannschaften der letzten Wochen. Beide rufen am Saisonende ihre besten Leistungen ab. Mit seiner 5:1-Verteidigung hat uns Buxtehude in der Liga einige Probleme gemacht.  Und der THC ist eine ganz andere Mannschaft als noch im April, wo viel Unruhe im Team herrschte. 35 Tore haben sie in den letzten vier Spielen im Schnitt erzielt. Das ist einfach sehr gut.

Nach Supercup, Europapokal, Meisterschaft und möglicherweise DHB-Pokal, welche Ziele haben Sie noch in Ihrer nächsten Saison mit Bietigheim?

Wir werden natürlich wieder die Favoritenrolle haben. National sind die Meisterschaft und der erneute Final-Four-Einzug unsere Ziele. In der Champions League wollen wir mehr Spiele gewinnen als in den Jahren davor. Da waren wir eigentlich chancenlos. Aber wir müssen demütig in den Wettbewerb gehen.

Sie sprechen die Champions League an. Da kommen noch einmal ganz andere Kaliber wie Györ, Metz oder Esbjerg auf Ihr Team zu. Glauben Sie, da mithalten zu können?

Györ hat jede Position dreifach besetzt. Die sind eine Klasse für sich. Metz haben wir zwar in der Vorbereitung geschlagen, aber Pflichtspiele sind noch einmal etwas ganz anderes. In der European League konnten wir in dieser Saison vereinzelt Kräfte schonen und nicht immer an unsere Leistungsgrenze gehen. Das wird in der Champions League nicht möglich sein. 

Wie schwer fiel Ihnen nach all den Erfolgen die Entscheidung, Bietigheim im nächsten Sommer zu verlassen, um sich ganz auf Ihre Aufgabe als Nationaltrainer zu fokussieren?

Die Entscheidung war sicherlich schwer, weil ich mich hier superwohl fühle, es optimal läuft und wir sportlich erfolgreich sind. Doch mit der Nationalmannschaft habe ich die Möglichkeit, mir Träume und individuelle Ziele zu erfüllen. Ich kann möglicherweise bei Olympischen Spielen dabei sein oder bei Weltmeisterschaften. Wenn man so eine Möglichkeit hat, muss man sie nutzen.

Ein Saisonende ist auch immer die Zeit für ein Fazit. Was sind denn die Unterschiede zwischen Ihrer ersten und zweiten Spielzeit in Bietigheim?

Die Breite im Kader war in dieser Saison eine ganz andere. Jede Position war bei uns zuletzt doppelt und mit Qualität besetzt. Mit Inger Smits und Kelly Dulfer haben wir individuelle Qualität hinzugewonnen, die in Deutschland außergewöhnlich ist. Jede Woche eine Entscheidung treffen zu müssen, wer spielt, ist mit diesem Kader schwer. Dazu kommt, dass sich jede Spielerin im Vergleich zur Vorsaison weiterentwickelt hat. Und auch ich habe dazugelernt. Ich bin von Haus aus ein eher ungeduldiger Typ. Ich habe festgestellt, dass einige Dinge einfach länger brauchen. Da ist es wichtig, eher kleinere Schritte zu gehen.

 
 
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