Martina Jindra hofft für ihr Manoki deutliche Worte der Regierung Seit März geschlossen

Von Rena Weiss
Martina Jindra hat ihre Gaststätte Manoki seit 9. März nicht wieder aufmachen können. Foto: Martin Kalb

Martina Jindra hat gemeinsam mit ihrem Mann die Gaststätte Manoki im Buch aufgebaut. Sie ist enttäuscht über den einseitigen Lockdown.

An der Decke hängt noch die Faschingsdekoration und an der Wand kleben Fotos von besseren Zeiten. Zeiten, in denen Martina Jindra und ihre Gäste sich noch in den Arm nehmen und innig auf dem Parkett tanzen konnten. Diese Zeiten sind im Manoki in Bietigheim-Bissingen bereits seit März vorbei. Denn solange hat die Gaststätte bereits geschlossen. Beim zweiten Lockdown, befürchtet Inhaberin Jindra, wird es nicht bleiben.

Der Unternehmerin ist ein großes Fragezeichen auf die Stirn geschrieben. „Wo soll das Ganze hinführen?“, fragt sie sich, nachdem die Regierung den zweiten Lockdown ausgerufen hatte. Wenn das alles so weitergeht, werde es bald keine Gaststätten, keine Diskotheken und dergleichen geben, ist Jindra überzeugt. „Wir überleben das nicht mehr lange.“

Lebt von Tanzveranstaltungen

Am 9. März schloss Jindra die Türen des Manokis und bislang wurden sie nur noch für Vereine geöffnet. Seit 2005 habe sich ein sonntäglicher Tanztee für Senioren etabliert. „Das lief Bombe“, sagt sie salopp, „denn meine Rentner und ich sind eine große Familie.“ Hinzu kamen Discofox- und Line-Dance-Abende. Mit solchen öffentlichen Tanzveranstaltungen und Gesellschaften habe sie die letzten Jahre Erfolg gehabt, doch seit März ist das nicht mehr möglich. „Das Manoki lebt von Gesellschaften“, sagt Jindra über ihre Klub-Gaststätte. Das Jahr sei sie ausgebucht gewesen, doch dann kam die Pandemie.

„Es ist einfach nur traurig und es macht mich nachdenklich.“ Sie habe sich bereits überlegt, das Konzept zu ändern, umzuschwenken und Tanzunterricht anzubieten. Doch pro Paar müssen 25 Quadratmeter zur Verfügung stehen. „Wir haben hier eine Fläche von 10 auf 14 Meter.“ So wäre Platz für knapp eine Handvoll Paare. „Das macht keinen Sinn und es lohnt sich nicht“, sagt Jindra über Kosten wie Heizung, Wareneinsatz. Aufmachen lohne sich auch als Café nicht. Es dürfen maximal knapp 30 Gäste ins Manoki – ausgenommen waren private Gesellschaften bis zu 100 Personen. Dann hätte Jindra zwar die Adressen notieren, Desinfektionsmittel bereitstellen und mit Maske bedienen müssen, aber die Gäste haben ohne Maske und Abstand ans Büfett gehen und zusammen sitzen dürfen. „Mache ich einen öffentlichen Silvesterabend dürfen maximal 28 Menschen hier rein, das Büfett muss mit Plexiglas abgeschottet sein, das Essen muss zugeteilt werden, die Besucher müssen mit Masken ans Büfett. Wo ist da die Logik?“

Ihre Bank empfahl ihr indes, die Gaststätte zu Büros umzubauen und zu vermieten. Doch in der Umgebung stehen viele Gewerberäume bereits leer, sagt sie und ergänzt: „Ich möchte das Manoki noch nicht aufgeben. Ich habe es mühsam aufgebaut.“ Schon allein für ihre Rentner, sagt sie liebevoll, wolle sie wieder aufmachen, wenn sie wieder darf. Wöchentlich werde sie angerufen oder komme sogar ein ehemaliger Gast vorbei und frage nach dem Manoki und ihr.

Finanzielle Hilfe

Über Wasser halte sie den Betrieb unter anderem durch die finanzielle Hilfe des Staates. Am Anfang der Pandemie erhielt sie, wie viele Unternehmen, die Corona-Soforthilfe und im Sommer beantragte sie die sogenannte Stabilisierungshilfe. Die bestand aus 60 Prozent des Umsatzes von Juni, Juli und August des Vorjahres. „Diese Hilfe habe ich Anfang Oktober erhalten. Da ist es für manche schon zu spät“, merkt Jindra an. Bei der zweiten Stabilisierungshilfe für die Monate September, Oktober, November und Dezember wurde bereits angekündigt, dass diese nicht vor dem 30. November ausgezahlt werde. Grund dafür sei, dass entgegen der Soforthilfe, die Anträge für die Stabilisierungshilfe genauer geprüft werden.

Die Bietigheim-Bissingerin sei dankbar für die finanzielle Hilfe und auch für die Unterstützung der Gäste, doch sie befürchte, dass „dieses ständige Hoch- und Herunterfahren vonseiten der Regierung noch Jahre so weitergehen wird.“ Ihr Steuerberater sagte ihr, dass die Stabilisierungshilfen für Tanzclubs, Bars, Gastronomie und Diskotheken bis zum 31. Juli 2021 verlängert wurden. „Das ist für mich aber keine gute Nachricht, denn das sagt mir, es wird noch länger gehen“, sagt sie über die strengere Corona-Verordnung.

„Ich möchte gerne wieder aufmachen und ich möchte, dass der Laden wieder lebt“, sagt sie. Doch dafür brauche sie vonseiten der Bundesregierung eine klare Zeitangabe. „Wie lange dauert dieses staatliche verordnete Berufsverbot noch?“ Gebe es dafür eine klare Antwort, könnten Jindra und andere Gastronomen, Musiker und Freizeitbetriebe besser planen und sich möglicherweise vor einer Schließung retten, ist sie überzeugt.

 
 
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