MHP Riesen fordern Alba heraus Mit guter Laune ins Duell um Platz eins

Von Andreas Eberle
Riesen-Profi Hans Brase (vorne) schüttelt hier den Ex-Ludwigsburger Mateo Seric von Brose Bamberg ab. ⇥ Foto: Tilo Wiedensohler

Die MHP Riesen Ludwigsburg kämpfen gegen den Topfavoriten Alba Berlin um den Gruppensieg. Als Gegner im Viertelfinale warten Göttingen oder München.

Die Basketball-Bundesliga hat für ihre Interviews zum Finalturnier in München einen Lagerkoller-Barometer ins Leben gerufen. Auf diesem sollen die Gesprächspartner ihre aktuelle Stimmung im Quarantäne-Hotel einschätzen – mit Hilfe einer Skala von 1 bis 24. In der virtuellen Pressekonferenz vor dem vierten Gruppenspiel am Montag (20.30 Uhr/Live auf Sport 1 und Magenta Sport) gegen Alba Berlin war John Patrick zu Gast. „Für einen Basketball-Nerd wie mich gibt es hier keinen Stress. Ich beschäftige mich mit dem, was ich am liebsten tue“, sagte der Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg und gab mit einem Wert von 3,5 nur eine schwache Lagerkoller-Ausprägung an. Er zeigte aber Verständnis für Turnier-Teilnehmer, die das anders sehen: „Ich kann verstehen, wenn die jungen Leute ein bisschen frustriert sind – besonders die mit Familie und kleinen Kindern.“ Seine eigenen Kinder seien hingegen schon erwachsen, die Söhne Johannes und Jacob habe er zudem mit im Kader, so Patrick. Und seine Frau habe Sieben-Tage-Schichten im Krankenhaus. „Die würde ich sowieso nicht sehen“, stellte der 52-jährige US-Amerikaner fest.

Myers glänzt als Entertainer

Trotz der Isolation herrscht im Lager der Riesen nach den drei Siegen gegen Vechta, Frankfurt und Bamberg beste Stimmung. Die drei spielfreien Tage seit dem 103:74-Triumph am Donnerstag über Bamberg nutzte die Mannschaft nicht nur zur Regeneration, sondern auch zu einem Barbecue im Hotel. Dort soll speziell Neuzugang Teyvon Myers seine Qualitäten als Entertainer unter Beweis gestellt haben. „Er würde viel Geld verdienen, wenn man ihm eine Fernsehsendung oder einen Blog gibt“, meinte Patrick mit einem Schmunzeln.

Mit Ludwigsburg und Berlin kämpfen nun die zwei noch ungeschlagenen Vereine in der Gruppe B um Platz eins und damit die beste Ausgangsposition fürs Viertelfinale. Der Sieger hat zwar keinen Heimvorteil, aber dennoch zwei handfeste Vorteile. Zum einen trifft er auf die BG Göttingen – der Tabellenvierte der Gruppe A gilt als das schwächste Team in der Endrunde. Zum anderen muss der Gruppensieger erst am Donnerstag (16.30 Uhr) zum ersten Viertelfinalduell antreten, hat also einen Tag länger Pause. Der Zweitplatzierte bekommt es dagegen bereits am Mittwoch (20.30 Uhr) mit Gastgeber und Mitfavorit Bayern München zu tun – die auf dem Papier viel härtere Aufgabe.

Patrick hatte Alba schon vor dem Corona-Geisterturnier als Topfavorit genannt. Der Euroleague-Teilnehmer ist den Vorschusslorbeeren bisher gerecht worden. Das eingespielte Star-Ensemble des spanischen Kulttrainers Aito Garcia Reneses stellt mit durchschnittlich 93,7 Zählern die bis dato offensivstärkste Mannschaft. Marcus Eriksson, Martin Hermannsson, Rokas Giedraitis, Peyton Siva, Landry Nnoko, Niels Giffey, Luke Sikma oder der Ex-Ludwigsburger Johannes Thiemann garantieren eine hohe Abschlussqualität. „Die Offensivpower von Berlin ist beeindruckend. Es macht Spaß, Alba zuzusehen“, schwärmt Patrick, dessen Schützlinge im Gegenzug nur 75,7 Punkte pro Partie zulassen und so die beste Verteidigung repräsentieren.

Der Coach selbst gefällt sich in der Rolle des Underdogs, obwohl die Riesen nach den bisher gezeigten Leistungen längst kein Geheimfavorit mehr sind. Viele Experten trauen ihnen inzwischen sogar die erste deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte zu. „Wir sind Außenseiter und ein kleiner Fisch hier“, gibt sich Patrick zurückhaltend.

 
 
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