MHP Riesen Ludwigsburg Außenseiter fliegt nach hartem Kampf aus den Playoffs

Von Andreas Eberle
Die MHP Riesen und die Telekom Baskets lieferten sich im dritten Halbfinale einen packenden Kampf. Hier bringt Bonns Deane Williams den Ludwigsburger Justin Johnson zu Fall. Foto: Baumann/Alexander Keppler

Die MHP Riesen Ludwigsburg verlieren das dritte Halbfinalduell gegen Bonn mit 73:82. Der Ausfall des an der Wade verletzten Kapitäns Polas Bartolo sowie die Disqualifikation der beiden Topscorer Cherry und Hubb wiegen zu schwer. Trainer Josh King ist trotzdem stolz auf sein Team.

Finale oho“ und „Nur noch drei“ skandierten die Fans der Telekom Baskets Bonn freudetrunken nach dem Einzug ihres Teams ins Playoff-Finale der Basketball-Bundesliga. Die MHP Riesen Ludwigsburg gingen dagegen mit betretenen Gesichtern auf die letzte Ehrenrunde der Saison. Das an die Fans gerichtete Megabanner mit der Aufschrift „Riesen-Dank für eure Unterstützung!“ hätten sie liebend gern erst zu einem späteren Zeitpunkt durch die Halle getragen. Mit 73:82 (35:36) verloren die Mannen aus der Barockstadt am späten Samstagabend auch das dritte Duell der Best-of-five-Serie und schieden somit aus der Endrunde aus. Ab Freitag messen sich nun der Hauptrundenerste aus Bonn und Ratiopharm Ulm im Finale. Beide Klubs haben bisher noch nie den Titel geholt.

Anerkennung für die Riesen

„Ich habe meiner Mannschaft in der Umkleide gesagt, dass sie trotz der Umstände alles gegeben hat. Am Ende des Tages haben wir gegen ein sehr starkes Team aus Bonn gespielt und konnten leider heute vor unseren Fans nicht gewinnen. Ich bin trotzdem stolz auf die Jungs“ , sagte Riesen-Trainer Josh King. Ein Kompliment hatte auch Baskets-Coach Tuomas Iisalo für den unterlegenen Außenseiter parat. „Hut ab für die Leistung, die Josh und seine Mannschaft während der Serie gezeigt haben. Ludwigsburg hat uns sehr gefordert und uns teilweise alt aussehen lassen. Es war ein unglaubliches Drama, aber auch eine gute Vorbereitung für das Finale gegen Ulm“, sagte der 40-jährige Finne, der Anfang Mai zum zweiten Mal hintereinander als BBL-Trainer der Saison ausgezeichnet worden war.

Beide Teams lieferten sich vor den 4000 Zuschauern in der ausverkauften MHP-Arena einen packenden Abnutzungskampf mit gleich zehn Führungswechseln. Bis zur letzten Sekunde beharkten sich die Akteure in der zerfahrenen Partie mit hoher Intensität. Ballverluste, überhastete Aktionen, misslungene Distanzwürfe und Fouls prägten das Geschehen. „Das war heute sicher nicht das schönste Basketball-Spiel“, gab Iisalo zu.

Johnson feiert Comeback

Bei den Riesen feierte Justin Johnson nach einem Monat Pause ein Comeback und verlieh seiner Mannschaft mehr Körperlichkeit – für ihn musste Tommy Kuhse weichen. Der angeschlagene Eddy Edigin stand zwar auf dem Spielberichtsbogen, kam aber ebenfalls nicht zum Einsatz. Im Laufe des Spiels potenzierten sich für die Schwaben die personellen Handicaps. Kapitän Yorman Polas Bartolo, seit Jahren einer der besten Verteidiger der Liga, verletzte sich bei einem Korbleger an der Wade und musste bereits in der 15. Minute vom Feld.

Will Cherry traf kurz vor Ende des dritten Viertels beim Stand von 48:51 der Bannstrahl der Schiedsrichter. Der Guard hatte unter dem Korb erst Deane Williams mit einem unsportlichen Foul flachgelegt und sich dann auch noch ein Scharmützel mit Bonns Leon Kratzer geliefert. Die Schiedsrichter reagierten hart mit einer Doppelstrafe und schickten Cherry, bis dato mit 17 Zählern und vier getroffenen Dreiern Ludwigsburgs Topwerfer, vorzeitig in den Feierabend.

Prentiss Hubb erwischte es dann in der Crunchtime mit einem disqualifizierenden Foul – exakt 70 Sekunden vor Spielende beim Stand von 72:76. Der Topscorer hatte TJ Shorts, den MVP der Gäste, in die Hacken getreten. Kurz darauf war auch noch für Jhonathan Dunn nach dem fünften persönlichen Foul Schluss. „Manche Entscheidungen habe ich nicht verstanden, aber die Schiedsrichter haben das Spiel nicht entschieden“, sagte King, angesprochen auf seine Meinung zu den Referees.

Das stimmte. Zu viel anderes lief aus Riesen-Sicht verkehrt. Trotz Johnsons Rückkehr entschieden die Rheinländer das Reboundduell erneut klar für sich, diesmal mit 49:32. Obendrein wartete Bonn mit gleich acht Blocks auf. Dafür erlaubte sich Ludwigsburg den Luxus, zehn seiner 22 Freiwürfe zu vergeben. Dass auch Bonn deren acht von 28 versemmelte, taugt als Beleg für den Stress, dem sich die Profis in dem Hexenkessel ausgesetzt sahen.

Abschiedsspiel von Jacob Patrick

„Wir waren nah dran, aber ein kleines bisschen hat immer gefehlt. Schade, dass die Saison jetzt vorbei ist. Das schmerzt sehr“, kommentierte Jacob Patrick das schnelle Halbfinal-Aus nach drei Partien. Bei aller Enttäuschung über den „Sweep“ zog der Jungstar der Riesen ein positives Fazit: „Vor den Playoffs wurden wir sehr schlecht eingestuft. Da haben viele gesagt, dass wir im Viertelfinale gegen Oldenburg keine Chance haben und 0:3 verlieren würden – und dann haben wir die mit 3:0 Siegen weggefegt. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben.“ Für Jacob Patrick war es der letzte Auftritt im gelben Trikot – ihn zieht es dem Vernehmen nach in die USA zu einem Collegeteam. „Ich hatte in Ludwigsburg viele schöne Erlebnisse und bin dankbar, dass ich in jungen Jahren bei den Profis mitspielen und Erfahrungen sammeln konnte“, meinte der 19-jährige Nationalspieler.

Ludwigsburgs „Wrestler“ Polas Bartolo lassen Pfiffe der Bonner Fans kalt

Abschlussparty in der Rundsporthalle
 An diesem Montag richten die MHP Riesen ihre Saisonabschlussfeier aus. Los geht es in der Rundsporthalle um 19 Uhr.

 
 
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