Fast schon traurig ist der Anblick der Kulisse im letzten Playin-Spiel der Basketball-Bundesliga. Vor gerade einmal 1387 Zuschauern – mehrere Blöcke auf der Tribüne bleiben dabei sogar komplett unbesetzt – gewinnen die MHP Riesen gegen die Veolia Towers Hamburg mit 91:78 – und das ohne Riesen-Topscorer Jayvon Graves. Wohl zur Überraschung der allermeisten wurde der Shooter von Trainer Josh King zum Zuschauen verdammt: „Jayvon hat uns angeführt in dieser Saison. Aber wir haben eine Entscheidung getroffen und ohne ihn gespielt. Wir haben das getan, wovon wir dachten, dass es das Beste für die Mannschaft ist. Das ist nichts gegen ihn.“ Graves hatte in den letzten Spielen (vor allem gegen Bonn am Dienstag) nicht überzeugt.
MHP Riesen Ludwigsburg Barockstädter ziehen ohne Graves in die Playoffs ein
Die Ludwigsburger Basketballer gewinnen gegen Hamburg mit 91:78 und ziehen damit in die Playoffs ein. Beim Sieg ist Topscorer Jayvon Graves nur Zuschauer.
Auch ohne Graves läuft es für die Barockstädter nach Maß, von der grausigen Leistung aus dem Spiel gegen Bonn ist nichts mehr zu sehen: Nach einem schläfrigen Start der Riesen in den ersten Aktionen kommen sie immer besser ins Spiel. Von 0:4 (2.) drehen die Gastgeber nicht nur die Partie auf 14:5 (6.), sondern auch das Momentum. Eine Auszeit von Gästetrainer Benka Barloschky scheint auch nicht zu wirken, Ludwigsburg vergrößert den Vorsprung und dominiert.
Zweite Garde kriegt Spielzeit
Wie schon gegen Bonn zwei Tage vorher schenkt King seiner zweiten Reihe das Vertrauen, nur dieses Mal nicht erst in der zweiten Halbzeit, sondern schon Mitte des ersten Viertels. Dazu gehört auch Dominykas Pleta, der zwar erst einen Dreier verpasst, dann aber den umjubelten Dunk zum 23:11 eine Minute vor der ersten Pause versenkt.
Zweites Viertel, gleiches Bild: Ludwigsburg dominiert, Hamburg rennt hinterher. Die Gastgeber schaffen es zwar nicht, sich weiter abzusetzen, doch offensiv sind sie insbesondere unter dem Korb kaum zu stoppen. Von jenseits der Dreier-Linie geht jedoch fast gar nichts – allerdings beidseitig. Bis zur Halbzeitpause stehen die Riesen bei zwei Treffern von elf Versuchen (18 Prozent), die Hamburger sogar nur bei einem von acht (13 Prozent).
Mitte des zweiten Abschnittes verlieren die Gäste mehrfach leichtfertig den Ball, dann darf Deion Hammond glänzen: Erst sichert er hinten einen herrenlosen Ball gegen zwei Gegenspieler und leitet dann sofort den Konter auf Desure Buie ein, der auf 43:27 stellt. Doch die Hansestädter melden sich zurück, durch einen 8:2-Lauf angeführt von Ex-Riese Jonas Wohlfarth-Bottermann kämpfen sie sich auf 45:35 heran.
Vorentscheidung schon im dritten Viertel
Aus der Halbzeitpause kommt Ludwigsburg allerdings erneut spritziger. Hamburg kriegt die Gelb-schwarze Offensive immer noch nicht in den Griff. Der norddeutsche Leistungsträger und Hamburger Topscorer Vincent King bleibt nur bei mageren zwei Pünktchen. Nur Aljami Durham bringt die gewohnte Leistung und sorgt für 34 Zähler. Buie auf der Gegenseite (am Ende 26 Punkte) sorgt mit seinem 13. und 14. Korb per Buzzerbeater zum 66:45-Viertelpausenstand, damit zum ersten Mal für einen Vorsprung von 20 Punkten und der Vorentscheidung. Denn auch im Schlussabschnitt hat Hamburg den Hausherren kaum etwas entgegenzusetzen.
Mit umgedrehten Rollen wie im Duell mit Bonn am Dienstag scheint bei den Riesen alles zu laufen. Buie versenkt kurz hintereinander mehrere Dreier, obwohl er die Hand des Gegners im Gesicht hat. Bei den Gästen ist jedoch der Wurm drin. Ludwigsburg verwaltet die Führung gelassen, die Männer von der Elbe kommen nie ernsthaft in Reichweite. Zwar versenkt Durham noch ein paar Dreier, doch das ist nur Ergebniskosmetik.
Riesen reisen nach München
Damit lebt die Saison der Riesen weiter. Hammond, der über 20 Minuten Spielzeit von King bekommt, ist sichtlich erleichtert nach der Partie: „Wir wussten, dass wir das gebraucht haben und wir haben geliefert. Vor allem nach den letzten Niederlagen war es richtig wichtig.“ Die Riesen müssen am Samstag (20.30 Uhr/DYN) zum FC Bayern München reisen, um das Viertelfinale der Playoffs zu bestreiten. „Wir fahren da hin und spielen einfach“, sagt Hammond über die schwere Aufgabe. Weiter geht es dann im Zwei-Tage-Rhythmus am Montag – erneut im Freistaat –, bevor mindestens eine, eventuell zwei Partien im Ländle anstehen. Sollte die Best-of-five-Serie dann noch immer nicht entschieden sein, geht es zum entscheidenden Duell erneut nach München.