„Manchmal wird man belohnt, ohne dass man es verdient hat. Aber wir haben einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen – naja eigentlich nur einen Weg, am Ende mehr Punkte auf dem Konto zu haben als die Tübinger. Und darüber müssen wir glücklich sein“ Riesen-Trainer Josh King war trotz des 104:94-Heimsiegs seiner MHP Riesen Ludwigsburg gegen die Tigers Tübingen im ersten Schwaben-Derby seit fünf Jahren in der Basketball-Bundesliga nicht wirklich zufrieden. Am Ende waren es die Fans in der ausverkauften MHP-Arena, „die uns zum Sieg katapultiert haben“, erklärt King.
MHP Riesen Ludwigsburg King: „Die Fans haben uns zum Sieg katapultiert“
Ludwigsburgs Trainer ist beim 104:94 der Riesen im Schwaben-Derby gegen Tübingen vom Publikum begeistert.
Defensive macht King Sorgen
Vor allem die 94 Punkte, die die Barockstädter zugelassen haben, waren ein Stachel in seinem Fleisch. „Wir haben nur ein einigermaßen gutes Viertel verteidigt, das zweite. Das war aber auch relativ einfach, nachdem wir in den ersten zehn Minuten 31 Punkte abgegeben haben“, berichtet der Riesen-Coach. Die Tübinger waren von ihrem Trainer Daniel Jansson aber auch perfekt eingestellt gewesen. Vor allem die großen Flügelspieler, Jimmy Boeheim und Georgios Kalaitzakis, machten den Ludwigsburgern große Probleme. Und auch Tigers-Aufbauspieler Jhivvan Jackson fand früh seinen Rhythmus, der mit 32 Punkten am Ende der überragende Scorer der Partie war. „Wir sind zu inkonstant. Wir hatten einige gute Stopps, bei denen wir uns durch die Blöcke durchgekämpft haben, sie im Eins-gegen-eins gestoppt haben oder einen schwierigen Rebound geholt haben. Doch dann haben wir plötzlich zwei, drei Minuten, in denen wir nichts davon gemacht haben. Dadurch haben wir die 32 Punkte von Jackson und alles andere weg, was wir uns in der Offensive erarbeitet haben“, analysiert Jansson.
Was ihn aber am meisten umtreibt, ist der Wettbewerbsinstinkt seiner Mannschaft. „Die schlechtestes Phase war zu Beginn des dritten Viertels, als wir nicht zurückgesprintet sind und die Ludwigsburger fünf Transition-Punkte ohne Gegenwehr in Folge erzielten. Da mussten wir eine zweite Auszeit vergeuden, nur um den Jungs zu sagen, dass sie in die Abwehr sprinten müssen“, ärgert sich Jansson. Die Riesen setzten sich in dieser Phase von 56:52 (22.) auf 67:55 (24.) ab.
Desure Buie ist nervenstark
Vor allem Jackson mit drei Dreiern brachte die Tübinger aber wieder heran. Beim 72:72 hatten die Gäste wieder ausgeglichen (29.). Als Erol Ersek mit zwei Dreiern zu Beginn des Schlussabschnitts seine einzigen Punkte zur 82:78-Führung der Tigers erzielte, schien das Momentum in Richtung der Tübinger zu wechseln. Doch vor allem Desure Buie sorgte mit seiner Nervenstärke – auch an der Freiwurflinie – dafür, dass die Riesen am Ende den Sieg einfuhren.
Den Anschluss verloren die Tübinger, als Boeheim im Kampf um einen Offensivrebound erst beim Stand von 82:82 ein Unsportliches Foul gegen Yorman Polas Bartolo beging (34.). Der Deutsch-Brasilianer in Diensten der Barockstädter verwandelte zwar nur einen von zwei Freiwürfen. Doch beim direkt anschließenden Angriff legte Eddy Edigin per Korbleger zum 85:82 nach. Und im Gegenzug wurde Boeheim ein Schrittfehler gepfiffen, als ein Schiedsrichter schon ein Foul gegen Silas Melson anzeigte. Daraufhin setzten sich die Ludwigsburger per Dreier von Polas Bartolo und Drei-Punkt-Spiel von Jayvon Graves auf 91:82 ab (36.) – die Vorentscheidung.
Ein Sonderlob von King erhielten nach der Schlusssirene Melson, Jonathan Bähre und Buie. „Einige Jungs sind über sich hinausgewachsen, wodurch sie uns geholfen haben. Silas Melson war unglaublich und Jonathan Bähre großartig – er hat uns vor allem in der ersten Halbzeit getragen. Und Desure Buie half uns hintenraus“, erklärt der Riesen-Trainer.
Michael Nachreiner