Ist bei den MHP Riesen Ludwigsburg endlich der Knoten geplatzt? Nach dem 99:70-Sieg gegen den Deutschen Meister Ratiopharm Ulm in der ausverkauften Ratiopharm-Arena hat man den Eindruck. Zum ersten Mal in dieser Saison zeigten die Barockstädter wieder den Basketball, den man ihnen zuspricht. Vor allem defensiv war nach einem eher durchwachsenen ersten Viertel herausragend.
MHP Riesen Ludwigsburg King-Team spielt sich in einen Rausch
In der zweiten Halbzeit hat der Deutsche Meister Ulm Ludwigsburg nichts mehr entgegenzusetzen und verliert 70:99.
Die Riesen standen ihren Gegenspielern so sehr auf den Füßen, dass diese komplett ihren Rhythmus verloren. Das Resultat war eine 38-prozentige Trefferquote der Gastgeber aus dem Feld. Phasenweise zeigten sich die Ulmer aufgrund der aggressiven Abwehr der Ludwigsburger so verunsichert, dass sie selbst einfachste Würfe nicht im Korb unterbrachten.
Der zweite Unterschied zwischen beiden Mannschaften: Die Riesen angelten sich mit 43 Rebounds, davon 15 unter dem gegnerischen Korb, 13 Abpraller mehr als die Ulmer. Dadurch nahmen sie in den 40 Minuten 15 Würfe mehr als die Ulmer.
„Wir haben endlich vier Viertel zusammengebracht und das gesamte Spiel gut gespielt. Es war eine eine Teamleistung – sowohl in der Defensive als auch in der Offensive“, berichtet Ludwigsburgs Trainer Josh King am Mikrofon von Dyn. Und Silas Melson ergänzt: „Als ich den Vertrag unterschrieben habe, wurde mir von der Konzentration auf die Abwehr, vom Einsatz und dem Herz, das man bringen muss, erzählt. Heute war dafür ein Paradebeispiel. Alle unsere Spieler haben ihr Herz auf dem Parkett liegen gelassen.“
Ulms Trainer Gavel ist bedient
Ulms Trainer Anton Gavel war dagegen bedient: „Wir waren heute in allen Belangen schlechter und deutlich schwächer. Wir haben die Ludwigsburger Intensität und Härte nicht angenommen, waren defensiv nicht existent. Es war nur eine Frage der Zeit, bis so eine Leistung kommt, wenn wir defensiv nicht da sind und nur hoffen, unseren Gegner offensiv zu überpowern. Heute haben wir unsern Hinter versohlt bekommen.“ Und Ratiopharms österreichische Flügelspieler Thomas Klepeisz ergänzt: „Die Ludwigsburger haben uns zu schwierigen Würfen gezwungen. Viele schwierige Würfe führen zu einer schlechten Trefferquote. Dadurch verliert man Selbstbewusstsein und trifft noch weniger Würfe.“
20 Freiwürfe in rund 15 Minuten
Zunächst lief aber noch alles für den Deutschen Meister. Die Ulmer ließen die Abwehr der Ludwigsburger ein ums andere Mal alt aussehen, sodass sich die Riesen meist nur noch mit Fouls zu helfen wussten. Bis zum 28:24 nach rund 15 Minuten standen die Gastgeber schon 20 Mal an der Freiwurflinie, versenkten den Ball von dort 15 Mal. Doch die Ludwigsburger blieben immer in Schlagdistanz. „Wir haben endlich unsere Würfe getroffen“, freut sich King.
Nach dem Seitenwechsel sorgten die Riesen dann schnell für klare Verhältnisse. Mit einem 9:3-Lauf setzten sie sich auf 48:38 ab (23.). Diesen Rückstand hielten die Ulmer bis Anfang des Schlussabschnitts konstant. Doch dann legten die Barockstädter mit einem weiteren 10:0-Lauf zum 79:58 einen weiteren drauf (34.).
Ratiopharm-Trainer Gavel versuchte mit einer zweiten Auszeit innerhalb von nur zwei Minuten dagegenzusteuern. Doch die Ulmer hatten ihren Rhythmus schon komplett verloren. mit einem weiteren 10:3-Lauf zogen die Riesen auf 90:61 davon (36.). Gavel nahm kurz darauf seine Stammspieler bis auf Dakota Mathias vom Feld und wechselte Spieler ein, die teilweise noch gar keine Spielzeit gesehen hatten – ein Zeichen, dass er das Spiel herschenkte.
Michael Nachreiner