MHP Riesen Lurchi aus Leidenschaft – vom Leben als Riesen-Salamander

Von Helena Hadzic
Seit über 20 Jahren ist Philipp Schuler schon Lurchi – das Maskottchen der MHP Riesen Ludwigsburg. Eine Aufgabe, der er mit Leidenschaft nachgeht. Foto: mago//Eibner-Pressefoto/Sascha Walther

Philipp Schuler unterstützt seit 20 Jahren die MHP Riesen Ludwigsburg bei ihren Basketball-Heimspielen als Maskottchen, wirft Körbe und animiert die Fans.

Lurchi erinnert sich: Der Schweiß lief ihm über die Stirn. Konzentriert fokussierte er den Korb von der Mittellinie aus, um einen Treffer zu landen – aber nicht für die Basketball-Profis der MHP Riesen Ludwigsburg, sondern für deren Fans. Mit dem Korb konnte er schließlich die von einem Sponsor ausgelobte Prämie von 5000 Euro für den Fanklub sichern. „Und da war er – der Treffer. Ich konnte es kaum glauben“, erzählt das Maskottchen, das bei den Heimspielen die Riesen unterstützt und mit den Anhängern herumwitzelt. Ein Moment, an den es bis heute gerne zurückdenkt.

Dass der Salamander so gut Körbe trifft, kommt nicht von ungefähr. Denn hinter der Stoff-Schnauze verbirgt sich der sportliche Philipp Schuler, der privat Handball spielt – und aus einer Verkettung zufälliger Ereignisse zu seiner Maskottchen-Karriere kam. Und der Schuh passt, denn Schuler steckt seit über 20 Jahren in der Verkleidung. „Lurchi ist mir bereits ins Blut übergegangen“, sagt der heute 45-jährige Bad Cannstatter.

Kostüm passt wie angegossen

Doch wie wird man eigentlich Maskottchen? Alles begann nach seinem Schulabschluss mit einem Praktikum in einer Werbeagentur. Dort schlug ihm ein Mitarbeiter des Vereins einen Job vor, mit dem er sich etwas dazuverdienen könne. „Also dachte ich, ich probiere das Kostüm einfach mal an“, erzählt Schuler. Ganz zufällig saß es wie angegossen. Danach lag die Entscheidung nicht mehr bei ihm. Man habe ihm kurzerhand gesagt: „Kostüm passt, du bist jetzt das Maskottchen“, erinnert sich Schuler lachend. Etwa im Jahr 2002 war Philipp Lurchi geboren.

Während seines Studiums – Sport und Wirtschaft auf Lehramt – waren die verdienten Euros lukrativ. Aber nicht nur deswegen blieb er dabei. „Ein mega Ambiente und Sport – es hat mir einfach total gut gefallen“, so Schuler.

Entwicklung mit der Rolle

Im Rampenlicht zu stehen und als Lurchi charakterliche Grenzen zu sprengen, habe ihn ganz persönlich auch geprägt. „Man entwickelt sich mit der Rolle mit. Ich beeinflusse Lurchi und Lurchi mich“, meint der Mann hinter der Maske. Die Scham sei von Auftritt zu Auftritt abgefallen. Nervös sei er in der Regel nicht mehr – außer bei der diesjährigen Saison: „Bei den Playoff-Spielen gegen Oldenburg machte ich nach meiner Operation wieder den Lurchi, da war ich schon etwas aufgeregt“, gesteht der Berufsschullehrer. Krankheitsbedingt fiel er einige Wochen aus. Aber Schuler kommt immer wieder zurück für seine Showeinlagen, die er gelegentlich vorplant, meistens aber spontan sind. „Ich bin ein Freestyler und improvisiere viel“, erklärt er. Er wischt den Boden, wirft Körbe, tanzt und ärgert Schiedsrichter – kurzum: „Ich mache einfach Käse und Entertainment.“

Eine Stunde vor Spielbeginn bis nach einer Stunde nach Spielende ist er im Einsatz, trägt dabei fast die ganze Zeit das Kostüm – und darunter ist es heiß. Schuler weiß: „Nach drei Minuten läuft die Brühe“, wobei das Salamander-Outfit vom Gewicht moderat sei. Er habe auch mal andere anprobiert, in denen man sich kaum bewegen könne – das sei bei Lurchi nicht der Fall. Aber dennoch: „Drei Liter Wasser verliere ich definitiv pro Spiel.“

Ein Heiratsantrag auf dem Parkett

Für Schuler war es immer ein Highlight, der Held der Kids zu sein. Als zweifacher Vater weiß er, dass der Salamander stets der Liebling der kleinen Besucher ist. „Die freuen sich riesig, wenn sie ein Foto mit Lurchi schießen.“

Und sein schönster Moment? Die Antwort fällt ihm leicht: der Heiratsantrag an seine Frau Evrim. „Die Leute von der Organisation haben mich dabei unterstützt“. Der Hintergrund: Seine bereits angetraute Evrim habe sich immer beschwert, dass sein Hochzeitsantrag nicht romantisch genug gewesen sei. Daraufhin beschloss Schuler, „das Kitschigste und Romantischste“ überhaupt zu tun. Beim Bundesliga-Spiel der Riesen gegen Medi Bayreuth im Februar 2014 wurde seine bessere Hälfte aufs Parkett gerufen, wo er mit einem Mikrofon und einer Rose auf die Knie ging und sie bat, seine Frau zu werden. „Ich holte es quasi nach“, sagt Schuler lachend. Es war das einzige Mal, dass er die Stoff-Schnauze vor Publikum abgelegt hat.

Riesige Fußstapfen

In den über 20 Jahren als Lurchi hat er viele schöne Erinnerungen gesammelt und ist mit Lurchi gewachsen. „Ich habe mich früher immer gefragt, wie man das als alter Sack noch machen kann, aber heute verstehe ich es.“ Sehr lange wird er aber nicht mehr im Kostüm stecken – er hat bereits den Plan, sein Erbe dem zehnjährigen Sohn Emil zu hinterlassen. Dieser solle in seine Fußstapfen treten, damit Lurchi in der Familie bleibt. „Wenn er alt genug ist, übergebe ich ihm den schwarz-gelben Salamander-Kopf“, kündigt Philipp Schuler aka der Riesen-Lurchi an.

 
 
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