Mineralwasserbranche im Landkreis Ludwigsburg Kosten für Sprudel schießen in die Höhe

Von Michael Soltys
Herrlich sprudelndes, frisches Mineralwasser. Es könnte bald teurer sein als es den Kunden lieb ist. Und längst nicht mehr ganz so frisch, wenn die Kohlensäure tatsächlich zu Mangelware werden sollte. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Der Preisanstieg geht der Mineralwasserbranche an die Substanz. Noch profitiert sie aber von Altverträgen für Strom und Gas.

Zu den Branchen, die in diesen Tagen Alarm schlagen, gehört auch die Getränkeindustrie:  Erst die Corona-Krise mit massiven Einbußen, jetzt der Ukraine-Krieg. In einem Brandbrief der Getränke-Verbände ist von exzessiven Kostensteigerungen für Gas, Strom, Kraftstoffe, Agrarrohstoffe, Verpackungen und Logistik die Rede. Und dann wird auch noch die Kohlensäure knapp, die das Bier erst frisch und Wasser erst zu Sprudel macht. Im Landkreis Ludwigsburg behaupten sich die Mineralwasser-Hersteller noch, doch wie lange sie dem Preisdruck standhalten können, wissen sie nicht zu sagen.

Teure Verschlüsse

Bei alwa-Mineralbrunnen mit Sitz in Sersheim ist nicht das Gas die zentrale Energiequelle des Unternehmens, sondern Öl. Geschäftsführer Gerhard Kaufmann muss sich deshalb vorerst keine Sorgen machen, dass der Mineralwasser-Produzent keine Energie beziehen kann. Doch auch der Preis für Öl habe sich bereits mehr als verdoppelt, berichtet er. Diese Entwicklung betreffe alle Materialien, auf die das Unternehmen in der Produktion angewiesen ist. Allein die Verschlüsse für die Flaschen haben sich um 300 Prozent verteuert. „Für jede Kiste Sprudel beträgt das Plus 15 Prozent“, sagt er.

Mit Strom werde alwa aufgrund bestehender Verträge noch recht günstig beliefert. Ab Januar dürfte sich das ändern, dann wird neu verhandelt. Kaufmann rechnet mit einer Steigerung um das Drei- bis Vierfache, in Summe um vier bis fünf Millionen Euro Zusatzkosten. „Das ist vom Ergebnis her nicht zu verkraften“, sagt er.

Bereits im Frühjahr hat alwa deshalb eine Preiserhöhung angekündigt, die jetzt umgesetzt werde. Doch einfach sei das nicht. Die Gespräche mit dem Lebensmittelhandel sind schwierig, die Kunden seien sehr preissensibel.

Wie alwa profitiert auch der Mineralwasser-Produzent Ensinger aus Vaihingen von langfristigen Verträgen bei der Belieferung mit Strom und Gas. Für die Produktion werden jährlich etwa 6,7 Gigawattstunden Gas benötigt, berichtet Thomas Fritz, geschäftsführender Gesellschafter. Zu den finanziellen Auswirkungen beim Auslaufen dieser Verträge und zur Laufzeit möchte er sich nicht äußern. Für Fritz gilt das Prinzip Hoffnung, dass der Ukrainekrieg zum Ende des Jahres beendet sei.

Auf allen anderen Gebieten leidet Ensinger darunter, dass sich die Preise in einer „Raketenstartkurve“, wie Fritz es nennt, nach oben bewegen. Wie sich das auf die Kosten im Unternehmen auswirkt, lasse sich noch gar nicht abschätzen, „da es aufgrund der Nachschubprobleme kaum längerfristige Verträge mehr gibt“, sagt Fritz.

Knappe Kohlensäure

In einem ersten Schritt habe Ensinger seine Abgabepreise um acht Prozent erhöht. Aktuell gehe er nicht davon aus, „dass der Preisauftrieb ungebremst auf absehbare Zeit weitergeht“. Er hofft auf Normalisierung.

Und was ist mit der Belieferung mit Kohlensäure? Ensinger setzt auf Kohlensäure aus natürlichen Kohlensäurequellen. Das Unternehmen sei nicht auf die Produktion von Düngemitteln angewiesen, bei der auch Kohlensäure anfällt, die in der Industrie Verwendung findet.

Doch auch Ensingers Quellen reichen nicht aus. Bisher sei das das Unternehmen pünktlich beliefert worden, zunehmend jedoch „Spitz auf Knopf“. Verschärft sich der Mangel, dann müsse das Sortiment eingeschränkt werden, beispielsweise, indem keine Getränke mit viel Kohlensäure mehr abgefüllt werden. Einen ganz ähnlichen Weg will für diesen Fall auch Gerhard Kaufmann bei alwa beschreiten. In einem ersten Schritt werde alwa den Kohlensäuregehalt bei einigen Getränken in einem so geringem Umfang senken, dass es Verbrauchern möglicherweise nicht auffällt. Sollte dies nicht ausreichen, denkt er daran, bestimmte Getränke aus dem Einstiegsbereich nicht mehr zu produzieren.

Vorteil: Alte Verträge

Im Vergleich zu alwa und Ensinger ist der Bietigheimer Mineralwasser-Produzent Wörsinger ein eher kleines Unternehmen. Umso mehr treffen sie die Sorgen der Branche, sagt Wolfgang Wörsinger, weil „die Großen wesentlich günstiger einkaufen“. Noch spürt er den Preisdruck nicht in aller Härte, denn die Preise für Strom und Gas sind in alten Verträgen festgeschrieben. Beide Verträge jedoch laufen Ende des Jahres aus. Beim Strom kündigt sich eine Erhöhung um das an, beim Gas sieht es nicht besser aus. Kohlensäure bekommt Wörsinger noch genug, doch der Preis hat sich verdoppelt. Sämtliche Lieferanten haben die Preise angehoben. „Das geht an die Substanz.“

 
 
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