Tino Krämer ist noch der Zirkusdirektor des Zirkus Baldini, der derzeit sein Zelt am Freibad in Bönnigheim aufgestellt hat. Noch, denn im Laufe dieser Woche wird er abgesetzt und dann treten an seine Stelle drei Grundschüler oder -schülerinnen. Und Tino Krämer hat gar nichts gegen seine Absetzung, im Gegenteil, sie ist gewollt. Der Zirkus Baldini und die Ganerbenschule sind eine Kooperation eingegangen. Ab diesen Montag und bis kommenden Freitag findet in der Schule für die Erst- bis Viertklässler kein Unterricht nach Stundenplan statt. Alle Schüler nehmen am Zirkus-Mitmach-Projekt teil. Dafür üben sie die ganze Woche im Zirkuszelt und zeigen ihre neu erworbenen Fähigkeiten am Donnerstag, 9. März, 18 Uhr, und am Freitag, 10. März, 16 und 17 Uhr, in Zirkusaufführungen ihren Eltern, Großeltern, Verwandten und Freunden.
Mitmachprojekt in Bönnigheim Jedes Kind hat im Zirkus Baldini einen Platz
Kein Unterricht nach Plan, aber dafür die ganze Woche im Zirkus: Die Grundschüler der Ganerbenschule üben im Zelt des Zirkus Baldini.
350 Schüler nehmen am Zirkusprojekt teil
Alle zirka 350 Grundschüler werden Zirkusartisten. Aufgeteilt in drei Gruppen mit jeweils 100 bis 120 Kindern besuchten sie an diesem Montag den Zirkus und lernten die verschiedensten Disziplinen kennen. Sie hängten sich an Trapeze, wackelten übers Drahtseil und jonglierten. Danach durften sie eine erste Auswahl treffen, was ihnen am meisten Spaß machte und welche Zirkusrolle sie wohl übernehmen wollen. „Das ist das Schöne am Zirkus: jedes Kind findet seinen Platz“, sagt Krämer. Wenn ein Kind sich nicht aufs Trapez traue, dann jongliere es vielleicht gerne oder sei gerne ein lustiger Clown. Gleich zwei Rollen studiert jedes Kind ein. Jede der drei Gruppen wird dann eine Veranstaltung der drei Aufführungen gestalten – und natürlich auch den Zirkusdirektor, die Zirkusdirektorin stellen.
„Wir finden das Passende, jedes Kind wird am Ende ein Erfolgserlebnis haben, bei uns gibt es keine Verlierer, nur Gewinner“, sagt der Zirkusdirektor, der den Zirkus Baldini in der dritten Generation leitet. 1957 hatte sein Großvater ihn gegründet, der ein bekannter Hochseilartist war, seine Großmutter war Trapezkünstlerin. 2006 hat Tino Krämer den Zirkus übernommen.
Der Zirkus Baldini hat sich mittlerweile mit fünf Mitarbeitern, den Familien sowie den Kindern auf diese Zirkus-Mitmach-Projekte für Kinder spezialisiert, eigene Vorstellungen gibt es ganz selten. „Wir sind jede Woche woanders“, so Tino Krämer. Gemeinsam mit einem Pädagogen und einem Sozialarbeiter hat die Zirkusfamilie ein Konzept entwickelt. Auf jedes Kind wird eingegangen, jede Frage beantwortet. „Wir haben Spaß am Zirkus, und das sollen auch die Kinder haben, sie sollen die Faszination Zirkus hautnah spüren“, so Krämer. Das gebe Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. „Bei uns fällt kein Kind aus dem Raster.“
Die Show wird die Eltern stolz machen
Lehrerin Nora Todt sieht schon am ersten Tag, wie begeistert ihre Schüler sind. „Sie trauen sich, alles auszuprobieren, selbst die Schüchternen und Ängstlichen“, sagt sie. Ab Dienstag wird dann in kleineren Gruppen geprobt. „Jeden Tag geht es mehr ins Detail“, sagt Tino Krämer. Am Ende komme eine „Show zustanden, die die Eltern stolz auf ihre Kinder macht und eine gute Erinnerung bleibt“.
Krämer zeigt den Kindern die Lichtshow, die dann in eine Hoola-Hop-Disco-Show integriert wird. Es gibt Jongleure, Seiltänzer, Akrobaten, Bodenturner, Clowns und Trapezkünstler, Zauberer, Tellerdreher, Feuerspucker. „Es ist alles wie im richtigen Zirkus, bei dem jeder eine Rolle spielt“, so Krämer. Ermöglicht wurde das Projekt durch großzügige Spenden aus der Elternschaft und des Fördervereins der Schule und durch Gelder aus dem Projekt „Lernen mit Rückenwind“, sagt der Schulleiter der Ganerbenschule, Uwe Schäfer. Eigentlich sollte der Mitmach-Zirkus schon 2020 realisiert werden, doch wegen Corona ist es nun so weit.