Mobile Tiernothilfe im Landkreis Ludwigsburg Im Auftrag für das Tierwohl

Von Carolin Domke
Marion Fleischmann und ihr Team von „Tier-Engel unterwegs“ helfen bei Einfangaktionen von Streunerkatzen und sind bei Unfällen mit einem Tier und Totfunden ein Ansprechpartner. ⇥ Foto: Martin Kalb

Streuner einfangen und Bürger aufklären. Das sind die Hauptaufgaben des Vereins und mobilen Tierhilfe „Tier-Engel unterwegs“.

Nicht alles, was einem hinterherläuft und miau sagt, muss gefüttert werden,“ sagt Marion Fleischmann. Sie ist die erste Vorsitzende der Tiernothilfe „Tier-Engel unterwegs“, die seit November 2019 besteht und seit Juli 2020 offiziell als Verein eingetragen ist. 34 aktive Helfer aus dem gesamten Landkreis Ludwigsburg stehen zur Stelle, wenn es zum Beispiel heißt: Hier läuft eine Katze frei umher, was soll ich tun?

Streunende Katzen einzufangen zählt zu einer der Hauptaufgaben der mobilen Tiernothilfe. Bei geschätzten zwei Millionen freilebenden Katzen in ganz Deutschland, wie es der Deutsche Tierschutzbund meldet, geht somit auch den örtlichen Helfern die Arbeit nicht aus. Aber nicht bei jeder Katze, die sich in einen fremden Garten verirrt, handelt es sich um eine streunende. Jeder Fall müsse gut beobachtet werden und bedürfe für die Einfangaktion einige Utensilien: Wildtierkamera, Fallen und Lockfutter.

Gut geplante Einfangaktion

Wird ein Streuner gemeldet, kommen die Helfer vor Ort und stellen erst einmal die Kamera auf. Bis sich die oft scheuen Tiere zeigen, kann es ein paar Stunden oder sogar Tage dauern. Daher sind die Tierschützer beim Einfangen auch auf die Hilfe der Melder angewiesen. Die aufgestellten Fallen dürfen nämlich laut Jagdrecht nur bis zu 30 Minuten unbeobachtet stehen bleiben, damit andere Tiere wie Marder nicht in die Falle tappen. Zum Anlocken hilft Nassfutter. Das sei besonders anziehend wegen der enthaltenen Duftstoffe, sagt Fleischmann.

Machen die Tiere einen gesunden Eindruck, kann sich die Einfangaktion bis zu zwei Wochen hinziehen. Denn es müssen erst entsprechende Kapazitäten im kooperierenden Tierheim in Ludwigsburg frei sein. Sind die Tiere hingegen verletzt, wird sofort gehandelt und sofern möglich der Besitzer kontaktiert oder gleich eine kooperierende Tierärztin angefahren.

Zwar seien viele Tiere gechippt, allerdings fehle die kostenlose Registrierung bei der Tierschutzorganisation Tasso oder Findefix, dem Haustierregister des Deutschen Tierschutzbunds. Das würde die Ermittlung der Besitzer vereinfachen, meint Fleischmann. Viele Streuner kämen zudem von Bauernhöfen. Diese zu chippen oder zu kastrieren sehen einige Bauern nicht ein. Im Frühjahr und Herbst hat die Tierhilfe am meisten Arbeit, Streuner einzufangen, so Fleischmann.

Das ist aber nicht die einzige Aufgabe der mobilen Tiernothilfe. Aufklärungsarbeit zählt ebenfalls dazu: zum einen für zukünftige Tierhalter, die sich zum ersten Mal ein Haustier anschaffen möchten, oder bei Wildunfällen. „Viele wissen nicht, wie man reagieren soll und sind oft völlig hilflos, wenn ein Reh oder Wildschwein nach einem Unfall nicht mehr aufsteht.“ Grundsätzlich sei bei einem Wildunfall immer die Polizei zu informieren, die dann den zuständigen Jagdpächter kontaktiert. Das schlimmste, was man tun könne, sei, das angefahrene Tier im Kofferraum zum Tierarzt zu transportieren. Den extremen Stress würde das Tier wohl kaum überleben. Auch einen verletzten Bussard einzufangen, ginge beispielsweise nicht ohne Weiteres. „Das gilt als Wilderei.“

Jetzt, wo die Temperaturen wieder steigen, fängt die Brut- und Setzzeit von Kaninchen und Rehen an. Während dieser Zeit besteht eine Leinenpflicht für Hunde. Denn nicht selten seien diese bei der Aufnahme einer Fährte nicht mehr abrufbar, so Fleischmann. Da könne es schnell passieren, dass einer unters Auto kommt. „Leider kann man nicht alles retten.“ Und so werden oft stark verletzte Tiere oder auch Totfunde gemeldet. Manchmal helfe nur noch einschläfern. „Tierschutz bedeutet, die Tiere nicht unnötig leiden zu lassen,“ sagt sie. Aber auch den Menschen lassen die Tierschützer in dieser Situation nicht alleine und bieten emotionale Unterstützung an.

Bei der Tiernothilfe wird jedes Tier betreut. Wirklich skurrile Fälle gab es seit Bestehen des Vereins noch nicht. Bisher sorgten mehr Hühner, Papageien, Schafe, Vögel, Hunde und Katzen für Aufregung. Fällt einem Bürger etwas auf oder wird ein Tier vermisst, sind die „Tier-Engel unterwegs“ 24 Stunden und sieben Tage die Woche erreichbar. Die Tierschützerin rät, sich in jedem Fall sich zu melden: „Lieber einmal zu viel als zu wenig.“

Info Noch ist der Verein recht klein und auf Spenden angewiesen. Mitmachen als aktives oder passives Mitglied kann jeder. Mehr Infos gibt es online. Wer ein verletztes Tier oder einen Streuner entdeckt hat, kann die Tiernothilfe unter der Notfallnummer (0178) 93 13 46 5 rund um die Uhr erreichen.

www.tier-engel-unterwegs.de

 
 
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