Mit über 200 Kilometer pro Stunde jagt Laurents Hörr über die Strecken dieser Welt. Der Rennfahrer aus Gerlingen fährt aktuell in der „European Le Mans Series“ (ELMS), eine Rennserie, die sich auf Langstrecken fokussiert. Auch beim prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans war der 26-Jährige in diesem Jahr wieder dabei. In seinem Wagen der Marke Orcea des luxemburgischen Rennstalls DKR Engineering landete Hörr auf Platz drei in seiner Rennklasse, der sogenannten Le Mans Prototyp 2 (LMP2). „Es war eine enorme Erleichterung. Es war ein richtiger Kampf mit der Witterung. In der Nacht und am Morgen sind wir dreieinhalb Stunden hinter dem Safety Car gefahren, weil es so geregnet hat“, erklärt der Fahrer. Zusammen mit Alexander Mattschull und René Binder reichte es am Ende aber doch für das Podest.
Motorsport Rennfahrer Laurents Hörr: „Es war eine enorme Erleichterung“
Laurents Hörr hat in diesem Jahr beim prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans den dritten Platz in seiner Klasse erreicht.
Mittlerweile eine Routine
Die Teilnahme in diesem Jahr war nicht Hörrs erste. Bereits 2022 und 2023 rauschte er über die etwa 13,5 Kilometer in Frankreich. „Das ist ziemlich überwältigend. Es war schon sehr besonders, weil ich auch gleichzeitig im Rahmenprogramm beschäftigt war. Ich kann das heute gar nicht mehr richtig verpacken“, sagt er über seine Premiere vor zwei Jahren und ergänzt: „Mittlerweile ist alles entspannter. Du weißt, wie du dich selbst vorbereiten musst und auf was du achten solltest.“
Die Anfänge im Motorsport machte der Schwabe schon im Alter von fünf Jahren. „Mein Vater ist auch schon Autorennen gefahren in der GT Masters, daher habe ich Motorsport im Blut. Er hat mich dann mit Fünf zum ersten Mal in ein Kart reingesetzt, ich fand es ganz lustig und es hat mir Spaß gemacht“, beschreibt Hörr seinen Werdegang. „Wir haben über die Zeit geübt und irgendwann hat mein Vater gesagt, dass wir jetzt Rennen fahren. Da war ich zehn Jahre alt.“ Über die unteren Altersklassen im Kart arbeitete er sich nach oben. Im Junior-Kart erreichte er seine erste deutsche Meisterschaft und ging in die Formel Renault. „Da bin ich 2016 gegen den heutigen Formel-1-Fahrer Lando Norris gefahren“, erzählt er.
Drei Titel auf den Langstrecken
Doch irgendwann war Schluss in den Formel-Serien, Grund dafür war das Geld: „Da waren die Ressourcen der Familie erschöpft. Zum Weitermachen hätten wir ein 20-faches Budget generieren müssen. Dann bin ich in die LMP3 eingestiegen.“ Nach zwei Meisterschaften im Michelin Le Mans Cup 2019 und 2020 sowie dem Titel in der ELMS 2021 folgte der Sprung im vergangenen Jahr in die noch schnellere LMP2. „Das würde ich so als den Punkt bezeichnen, wo es mein Job wurde. Wobei es auch davor so Zeitfüllend war, wie mein Beruf.“
Doch die Fahrerei bringt nicht nur Erfolge mit sich: „Ich wohne zwar in Gerlingen, bin aber mehr unterwegs. Grade von Dezember bis März war es extrem, in den vier Monaten war ich vielleicht zehn Tage daheim“, erzählt Hörr. Auch die Anstrengung im Gefährt selbst ist nicht zu unterschätzen. „Autorennen sind sehr viel komplexer, als man sich von außen vorstellt. Es ist einmal der Stress und dann ist es körperlich herausfordernd.“ Hörr berichtet, dass Formel-1-Fahrer Valtteri Bottas während der laufenden Saison aus Langeweile einen Ironman läuft (also 3,86 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer radfahren und 42 Kilometer joggen), und dafür keine spezielle Vorbereitung benötigt. „Du musst richtig fit sein.“
Noch kein schlimmer Crash
Doch nicht nur körperlich müssen die Fahrer auf zack sein, auch mental darf sich der Strohgäuer keine Ausrutscher leisten: Im Auto muss er Kleinigkeiten an die Rennbegebenheiten anpassen, wie etwa die Bremsen oder die Reifen. Hinzukommt die Geschwindigkeit seines Autos: „Die LMP2 ist nicht die Schnellste, aber auch nicht die Langsamste. Ich muss überholen, werde aber auch überholt. Ich muss schauen, was von hinten kommt und was ist vor mir.“ Nur eine Unachtsamkeit und es kann zu üblen Unfällen kommen. Die hat Hörr zum Glück bislang vermieden: „Klar drückt man das Auto schon mal irgendwo rein, aber ich habe mir noch nie groß wehgetan.“ Angst vor einem heftigen Einschlag hat er nicht: „Da denkst du nie dran. Du konzentrierst dich immer nur auf die nächste Kurve.“
Wenn er selbst mal nicht im Rennwagen sitzt, ist er trotzdem voll auf den Sport konzentriert. Er fördert ein Kart-Team bei Dutt-Motorsport und organisiert dort Veranstaltungen und Rennen. „Im Prinzip besteht die gesamte Woche aus Motorsport“, sagt er.