Es war ein langer Weg, nicht unumstritten und noch nicht beendet: Am Montag hat der Zweckverband Gewerbe- und Innovationspark Mundelsheim, ZGIM, den Aufstellungsbeschluss für das neue Industriegebiet „Benzäcker“ oberhalb von Mundelsheim aufgestellt. „Der Spatenstich rückt immer näher“, sagte Bürgermeister Boris Seitz. Jetzt werden die Träger öffentlicher Belange beteiligt. Auf einer Fläche von etwa 22,5 Hektar, davon rund 16 Hektar reinem Bauland, sollen sich innovative Industriebetriebe ansiedeln können, so das Credo der Macher.
Mundelsheim Benzäcker: Spatenstich rückt näher
Der Zweckverband hat den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan beschlossen. Die Investition von 34 Millionen Euro soll sich über die Jahrzehnte auszahlen.
Bürgerentscheid im Mai 2022
Platz für Gewerbe und Industrie ist knapp. Die Benzäcker sind eines der letzten größeren zusammenhängenden Gebiete für Industrie und Gewerbe innerhalb der Region Stuttgart. Jahrelang war die Region auf der Suche nach weiteren Flächen entlang der Autobahn gewesen und in Mundelsheim endlich fündig geworden. Doch erst nach einem positiven Bürgerentscheid der Mundelsheimer im Mai 2022 war der Weg frei.
Ein weiteres Hindernis wurde danach im Dezember 2024 aus dem Weg geräumt: Der Regionalplan wurde geändert, da die „Benzäcker“ als Grünzug ausgewiesen waren und Industrie bis dahin nicht erlaubt war. Alle Voraussetzungen für die Aufstellung des Bebauungsplanes lagen vor, darunter Umweltschutz, Biotopplanung, Verkehrsuntersuchungen und archäologische Befunde.
3800 tägliche Kfz-Fahrten
Um das Gelände zu erschließen, wird die Einmündung zum Ortskern von Mundelsheim an der Landesstraße 1115 zu einer Kreuzung umgebaut. Die bestehende Obsthalle bekommt eine verbesserte Zufahrt.
Rund 3800 tägliche Kfz-Fahrten zum und aus den Benzäckern erwarten die Planer, wenn das Industriegebiet erst einmal ausgelastet ist. Eine zweite Ausfahrt gibt es nicht. Das gesamte Gelände ist von einem Grünstreifen eingegrenzt. Wie die Straßen im Inneren verlaufen, steht noch nicht fest. Das soll erst entschieden werden, wenn das Interesse von Industrie und Gewerbe konkret wird. Die künftigen Nutzer werden auch die Kosten für die innere Erschließung tragen müssen, so das Konzept.
Kosten von 34 Millionen Euro
Um den Gewerbepark realisieren zu können, rechnen die Planer grob geschätzt mit mehr als 34 Millionen Euro Kosten, Kostensteigerungen und Inflation nicht eingerechnet. Allein der notwendige Erwerb von insgesamt 200 Grundstücken wird mit 11,8 Millionen Euro veranschlagt. Die Kosten für Ausgleichsmaßnahmen werden mit fünf Millionen Euro beziffert. Für Planungen und Gutachten werden 2,9 Millionen Euro fällig. Für den Straßenbau sind 2,9 Millionen Euro veranschlagt, für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung sind es insgesamt 8,1 Millionen Euro.
Um in den Besitz aller Grundstücke zu gelangen, wird ein Umlegungsverfahren notwendig. Auch das beschloss der Zweckverband. Zwei bis vier Eigentümer seien nicht zum Verkauf bereit gewesen, sagte Bürgermeister Boris Seitz auf Nachfrage der BZ. Dies sei von Beginn an bekannt gewesen.
Die Finanzierung soll über eine LBBW-Gesellschaft abgewickelt werden, „risikoarm“, wie es heißt. Den Machern ist klar, dass die Grundstücke möglicherweise in Zeiten der Wirtschaftsflaute auf den Markt kommen. Aktuell laufen auf dem Rathaus zwar Anfragen nach Grundstücken ein. Aber es seien schon mehr gewesen sind, wie Seitz einräumte. „Ich denke, das zieht auch wieder an“, sagte er.
Nur an „hochwertige Nutzer“
Die Investitionen seien jetzt erforderlich, auszahlen werden sie sich möglicherweise erst in 20 oder 50 Jahren, heißt es in der Begründung für den Bebauungsplan. Auch wenn die Grundstücke eventuell für längere Zeit brach liegen und sich damit die Zwischenfinanzierung hinzieht, sollen die Bauplätze nur an hochwertige Nutzer vergeben werden. Das soll einen „Maximalerlös“ garantieren.
Wann die ersten Baumaßnahmen für die Benzäcker beginnen, ist für den Bürgermeister noch nicht absehbar. Später einmal soll das Gewerbegebiet rund 1000 Arbeitsplätze bieten.