Mundelsheim Jubiläum wird drei Tage gefeiert

Von Michael Soltys
Schüler der Mundelsheimer Goerg-Hager-Schule haben ein Willkommenstransparent gemalt. Foto: /Oliver Bürkle

Die Gemeinde im Neckartal und La Motte-Servolex sind seit 51 Jahren miteinander verbunden. Auftakt war im vergangenen Jahr in Frankreich. 

Rund 200 Päckchen haben die Mundelsheimer Rathaus-Mitarbeiter in der vergangenen Woche gepackt. Ihr Inhalt: Gürteltaschen mit einem aufgedruckten Logo der Partnerschaft zwischen Mundelsheim und La Motte-Servolex, eine kleine Flasche Sekt und Apfelsaft. Es ist ein Gastgeschenk für die rund 100 Besucher aus Frankreich, die an diesem Donnerstag in Mundelsheim erwartet werden. Mundelsheim und La Motte-Servolex feiern drei Tage lang das 50-jährige Jubiläum ihrer Partnerschaft.

Genau genommen ist es schon 51 Jahre her, dass die damaligen Bürgermeister Hans Wetzel und Jacques Hochard im Mai 1974 die Partnerschaft miteinander besiegelten. Doch schon im vergangenen Jahr waren die Mundelsheimer mit einer großen Delegation in der Partnergemeinde in der Region Savoyen, wo sie das Jubiläum mit einem Konzert und Feuerwerk begingen.

100 Gäste aus Frankreich in Privatunterkünften

Was den Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz besonders freut: Alle 100 Besucher können privat bei Familien in Mundelsheim untergebracht werden. Darunter die Musiker der Musikkapelle aus Frankreich, Bürgermeister Luc Berthoud und die Mitglieder des Partnerschaftskomitees, aber auch einfache Bürger, die zum ersten Mal nach Mundelsheim kommen.

Eigens komponierte Partnerschaftshymne

Höhepunkt des Besuchs ist der Festabend in der Käsberghalle am Sonntag mit einem gemeinsamen Konzert der Musikkapelle Mundelsheim und der Union Musicale La Motte-Servolex. Dort wird auch wieder die eigens komponierte Partnerschaftshymne erklingen. Und ein kleines Theaterstück wird aufgeführt, das an die Anfänge erinnert. Sieben Schwaben sollen damals nach La Motte-Servolex gereist sein. Doch das ist nur die halbe Geschichte, erinnert sich Michael Wolf, der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees. Die Partnerschaft kam durch die Vermittlung eines europäischen Instituts zustande, das mehrere Vorschläge machte. Die sieben Schwaben waren Mitglieder der Mundelsheimer Feuerwehr.

Mundelsheim entschied sich damals für eine Gemeinde mit ähnlichen Strukturen. La Motte-Servolex liegt im Department Savoyen nahe der Stadt Chambery, ist von Weinbergen umgeben und war kaum größer als die Gemeinde im Neckartal. Seit Mitte der 1970er-Jahre sind jedoch mehrere Wohngebiete entstanden für Menschen, die in den nahen Industriegebieten arbeiten, sodass heute etwa 12.000 Menschen in der Gemeinde leben. Die Generation der Gründer war von der Hoffnung geprägt, dass Partnerschaften zwischen Städten und Gemeinden die Erfahrung der Kriege zwischen Deutschland und Frankreich überwinden können. Sehr schnell seien danach Freundschaften entstanden, sagt Bürgermeister Seitz, sogar eine Ehe zwischen einem Deutschen und einer Französin wurde geschlossen. Es sei bis heute wichtig, „die Gedanken von damals in sich zu tragen“, sagt er. Das habe gerade das jüngste Treffen zwischen Bundeskanzler Merz und dem französischen Präsidenten Macron gezeigt.

Ganz ähnlich denkt auch Michael Wolf. In vielen Ländern wachse gegenwärtig wieder die Ablehnung alles Fremden, die eigene Nation und die eigene Identität stünden im Zentrum. Die Partnerschaften können dagegen als Vorbild für das Zusammenleben der Nationen dienen, hofft Wolf.

„Schnell Freundschaften entstanden“

Seitz selbst ist einmal im Jahr in Savoyen. Sein Französisch sei zwar nicht perfekt, aber er könne sich verständigen. Immer mal wieder fahren auch kleine Gruppen von Mundelsheimern in die alpine Region, zum Beispiel zum „Salon de vin“ im April, einem Weinfest, bei dem auch an einem eigenen Stand Wein aus Mundelsheim angeboten wird. Die beiden Musikvereine pflegen ihrer Beziehungen. Zum Sommerfest in Mundelsheim, der früheren Sichelhenket, werden regelmäßig Gäste aus Frankreich empfangen. Die Corona-Pandemie zu überstehen und zu überwinden sei nicht einfach gewesen, sagt der Bürgermeister. Vor der Pandemie hatten sich um die 120 Mundelsheimer zu Besuchen in Savoyen angemeldet, danach waren es immerhin schon wieder 80.

Rund 30.000 Euro lässt sich die Gemeinde das Jubiläum kosten, bei dem „helfende Hände ohne Ende“ ehrenamtlich im Einsatz sind. Einen Zuschuss gibt es vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds.

 
 
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