Musikverein Bissingen Exponate zeigen Vereinsgeschichte

Von Uwe Mollenkopf
Vorsitzender Thilo Dittmann mit einer Fanfarenzuguniform aus den 1960er-Jahren in der Ausstellung über die Geschichte des Musikvereins im Bissinger Rathaus. Foto: /Martin Kalb

Der Musikverein Bissingen feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde im Bissinger Rathaus eine Ausstellung gestaltet.

Alte Protokollbücher, historische Uniformen, Fahnen und Musikinstrumente sowie Schautafeln mit vielen Fotos und Informationen sind derzeit im Bissinger Rathaus zu sehen. An der Decke hängt ein Kunstwerk, gestaltet aus Blasinstrumenten. Es ist eine Ausstellung, mit welcher der Musikverein Bissingen – nach dem musikalischen Auftakt bei der Neujahrsmatinee im Kronenzentrum – in sein Jubiläumsjahr gestartet ist. Der Verein wird dieses Jahr 100 Jahre alt.

Mit mehr als 50 Musikern im großen Blasorchester ist dieses heute eines der größeren im Kreis Ludwigsburg, sagt der Vereinsvorsitzende Thilo Dittmann. Insgesamt ist der Verein 450 Mitglieder stark. Dass alles einmal klein angefangen hat und von Höhen und Tiefen geprägt war, zeigen die Ausstellung und die Festschrift, die verfasst wurde. Maßgeblich beteiligt war an beidem Vereinsmitglied Alita Hömberg.

Gründungstreffen in der Krone

Wie aus der Chronik in der Festschrift hervorgeht, entstand die Idee zur Vereinsgründung bei einem Treffen musikbegeisterter Männer am 19. August 1923 im Gasthaus Krone. Es war das Jahr der Hyperinflation, dennoch erklärten spontan 30 Personen ihre Bereitschaft, mitzumachen. Erster Vorsitzender wurde Ernst Breitenbücher. Zunächst probten die Mitglieder in der Kinderschule, später ging man in den Saal des neuen Schulhauses.

Das Interesse an Blasmusik am Ort war offensichtlich groß: Ein Jahr später, 1924, hatte sich die Zahl der Mitglieder mit 150 bereits verfünffacht. Es entwickelte sich ein Salonorchester, und auch eine Theatergruppe wurde ins Leben gerufen. 1926 war das Jahr, in dem anlässlich einer Fahnenweihe das erste große Musikfest in Bissingen gefeiert wurde, wobei die Kapelle erstmals in einheitlicher Kleidung auftrat.

Rückschläge blieben indes nicht aus: 1928 wurde die Kapelle schwächer, weil Mitglieder weggezogen waren. „Man trat der Feuerwehr bei und fungierte als Feuerwehrkapelle weiter“, heißt es in der Chronik. Hinzu kamen Querelen, für die ein Schlichter benötigt wurde. Während der Weltwirtschaftskrise ab 1929 folgten weitere Austritte, da manche den Beitrag nicht mehr bezahlen konnten. 1930 zählte der Verein nur noch elf aktive Mitglieder.

Instrumente unter Brennholz

In den 1930er-Jahren erholten sich die Mitgliederzahlen laut Chronik zunächst wieder, doch die NS-Zeit brachte neue Bedrängnis. 1933 wurde das Vermögen beschlagnahmt, 1934 ein „Vereinsführer“ berufen. Die Kapelle trat der Deutschen Arbeitsfront bei und schloss sich später (1939) der NSDAP an. Von 1935 bis zum Kriegsbeginn leiteten Bürgermeister Ernst Silcher und Otto Elbe den Verein. Danach ruhte das Vereinsleben.

Der schnelle Neuanfang nach dem Krieg war laut Chronik nur möglich, weil August Wahl Instrumente und Fahne unter seinem Brennholz versteckt gehalten und so sicher durch den Krieg gebracht hatte. Im April 1946 wurde die Neugründung beschlossen, mit Otto Elbe als Vorsitzendem.

Richtig aufwärts ging es für den Musikverein Bissingen aber erst Mitte der 1950er-Jahre, als 22 Jugendliche zum Mitmachen animiert und eine Jugendkapelle gegründet wurde. Neue Ensembles kamen hinzu, wie eine Tanzkapelle und der Trommler- und Fanfarenzug. 1978 fand der erste Spatenstich für ein Jugend- und Vereinsheim statt, das später in den 1990er-Jahren nochmals erweitert wurde.

Jubiläumskonzert im März

Aktuell, im Jubiläumsjahr, sei der Musikverein im Großen und Ganzen gut aufgestellt, sagt Vorsitzender Dittmann. Während der Pandemie habe man den Saal des Vereinsheims genutzt, um in kleinen Gruppen zu proben. Neben dem großen Blasorchester gebe es das Jugendblasorchester und die „Starter Kids“, außerdem eine Brass-Band, und es wird Akkordeon gespielt. Die Theatergruppe kann auf ein fast 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Der Fanfarenzug existiere dagegen leider nicht mehr, bedauert Dittmann.

Als „großen Nachwuchsbringer“ bezeichnet er die Kooperation mit der Schillerschule, an der es zwei Bläserklassen gibt. Auch die Zusammenarbeit mit der Musikschule Bietigheim-Bissingen hebt er hervor. Als Nächstes steht im Jubiläumsjahr nun ein Konzert im Kronenzentrum am 25. März an, bei dem die Musiker vor einer Filmleinwand spielen. Weitere Aktivitäten sollen folgen.

 
 
- Anzeige -