Vom 10. bis 12. Januar haben sich Vogelfreunde wieder eine Stunde lang vor dem Futterhaus, im Garten, auf dem Balkon oder in Parks positioniert, um die Vogelwelt zu inspizieren. Im Kreis Ludwigsburg wurden bei der Aktion „Stunde der Wintervögel“ des Deutschen Naturschutzbundes (Nabu) in 421 Gärten 10.652 Vögel gezählt. 646 Vogelfreunde beteiligten sich. Damit waren es 6,4 Prozent mehr Beobachter als im Vorjahr (2024: 607 Teilnehmer), aber nur 1,4 Prozent mehr Vögel (2024: 10.500).
Nabu-Zählaktion im Kreis Ludwigsburg Kohlmeise ist die Nummer eins
Bei der „Stunde der Wintervögel“ im Januar wurde bei etlichen Gartenvögeln ein Rückgang festgestellt. Ein Grund sind fehlende Nistmöglichkeiten.
Befragt nach den aus seiner Sicht wichtigsten Ergebnissen für den Landkreis, weist Christoph Kaup, der 1. Vorsitzende des Nabu Sachsenheim, auf den bei vielen häufigen Gartenvögeln zu beobachtenden starken Rückgang hin. Die Zahl der Haussperlinge (1494, 3,55 pro Garten) und Grünfinken (164, 0,39 pro Garten) sank um 25 Prozent, die Zahl der Amseln (892, 2,12 pro Garten) um 13 Prozent. Buchfinken, Stieglitze und Rotkehlchen waren um rund 10 Prozent weniger zu sehen. Die Zahl der Kohlmeisen (2066) stieg um 3 Prozent, die Blaumeisen (1.232) stagnierten.
Rückgang beim Haussperling
Landes- wie bundesweit sind laut Nabu Haussperling, Kohl- und Blaumeise, Amsel und Feldsperling auf den vordersten Plätzen gelandet. Im Kreis Ludwigsburg stellen sich die Ergebnisse hingegen etwas anders dar. Hier ist die Kohlmeise mit 4,91 Vögeln pro Garten wie bereits im Vorjahr die Nummer eins. „Das ist bundesweit noch immer andersherum, wenngleich die Zahl der Haussperlinge überall drastisch heruntergeht“, sagt Kaup. Hinter der Kohlmeise belegen Haussperling, Blaumeise, Amsel und Elster im Kreis die Plätze zwei bis fünf.
Den Rückgang der Haussperlinge wie auch der Grünfinken (Rang 16) findet Christoph Kaup erschreckend. Die Gründe liegen für ihn bei den Spatzen darin, dass diese kaum noch Nistmöglichkeiten finden, weil Dachnischen und Haus-Spalten zur Dämmung und zur Haustauben-Abwehr verschlossen sind. Die Amseln würden immer wieder unter dem Usutu-Virus leiden. „Auch letztes Jahr bekam der Nabu einige Meldungen von am Virus gestorbenen Vögeln aus dem Kirbachtal“, berichtet der Sachsenheimer Nabu-Vorsitzende.
Ringeltaube hat sich etabliert
Eine weitere Überraschung war für ihn die Steigerung bei den Ringeltauben um 46 Prozent (350) auf Rang neun. „Die Ringeltauben haben sich mittlerweile fest in den Hausgärten etabliert“, stellt Kaup fest. „Vor 15 Jahren waren die Ringeltauben nur in größeren Hausgärten und Parks zu sehen, ansonsten lebten sie außerhalb der Siedlungen.“
Die Ringeltauben seien im Übrigen nicht mit den Haustauben zu verwechseln, stellt Kaup klar. „Sie nisten in der Regel auf Bäumen und Sträuchern und nicht am Haus. Sie verunreinigen selten die Häuser. Wir können uns an ihnen als friedliche und elegante Vögel erfreuen“, so das Sachsenheimer Nabu-Mitglied.
Landesweit wurden in Baden-Württemberg im Durchschnitt 32,1 Vögel pro Garten registriert. Im Landkreis sind es mit 25,3 Vögeln pro Garten erheblich weniger. Auch bei der Zahl der verzeichneten Arten kann der dicht besiedelte Landkreis mit dem Land nicht mithalten. 64 Vogelarten wurden laut Nabu-Auswertung bei der diesjährigen Stunde der Wintervögel im Kreis registriert – landesweit waren es mit 110 fast doppelt so viele.
Grünzonen und Bäume erhalten
Zum Schutz der Vogelwelt empfiehlt Christoph Kaup bei der innerstädtischen Bauverdichtung Grünzonen, Bäume und Sträucher zu erhalten. Bei einer hermetischen Hausdämmung seien Sperlings-Nistkästen eine große Hilfe. Bei der Absperrung von Nischen gegen Haustauben sollten kleine Einfluglöcher für Sperlinge und Hausrotschwänze geschaffen werden. Auch die Zahl der Hausrotschwänze gehe wegen mangelnder Nistgelegenheiten an Häusern zurück.
„Das erlassene Verbot von Schottergärten ist eine wichtige Maßnahme“, sagt Kaup. Die eigentlich vorgeschriebene Bepflanzung von Freiflächen mit einheimischen Gewächsen sollte stärker propagiert werden. „Auch Gärtnereien müssten auf die Billigangebote von Kirschlorbeer und ähnlichen, für die Natur wertlosen Pflanzen verzichten“, so der Sachsenheimer Nabu-Vorsitzende.