Nach Abbau von Arbeitsplätzen und Umorganisation in Besigheim Rosskur von Komet ist beendet

Von Michael Soltys
Sie waren an den Verhandlungen über Sozialplan und Interessensausgleich bei Komet beteiligt (von links): Betriebsratsvorsitzender Eduard Mangold, Thomas Class vom Arbeitgeberverband Südwestmetall, Komet-Geschäftsführer Gerhard Bailom und Thomas Reindl, der Leiter des Standortes.⇥ Foto: Martin Kalb

Nach Arbeitsplatzabbau und schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sieht sich der Standort in Besigheim für seine Aufgaben als Leitwerk gerüstet.

Komet hat die schwierigen Zeiten hinter sich gelassen, das Unternehmen ist wirtschaftlich auf die Erfolgsspur zurückgekehrt. Mit dieser Botschaft traten die Geschäftsführung und der Betriebsrat des Besigheimer Werkzeugherstellers am Dienstag vor die Presse. Die im Januar 2021 in Gang gesetzte Restrukturierung – gemeint sind der Personalabbau und die wirtschaftliche Umorganisation – sei erfolgreich abgeschlossen.

Die schwierigen Zeiten haben für Komet, dessen Werkzeuge vielfach zur Herstellung von Autoteilen aus Metall verwendet werden, mit der Krise des Diesels und dem beginnenden Wechsel zum Elektromotor begonnen, erläuterte Komet-Geschäftsführer Gerhard Bailom, danach habe Corona die Probleme verstärkt. Traditionell nennt das zur Luxemburger Ceratizit-Gruppe gehörende Unternehmen keine Geschäftszahlen. Die Verluste sollen sich dem Vernehmen nach auf 21,6 Millionen Euro belaufen haben, berichteten Teilnehmer einer Betriebsversammlung im Januar 2021.

Es folgte eine Art Rosskur: Werkzeugteile mit hohem Anteil an Handarbeit wurden in Werke in Polen, Bulgarien und Österreich verlagert. Am lohnintensiven Standort Besigheim schrumpfte die Belegschaft beträchtlich: Inklusive des Standortes in Stuttgart-Vaihingen, der zwischenzeitlich geschlossen wurde, waren damals laut Bailom noch 770 Mitarbeiter beschäftigt. In Besigheim gab es 631 Arbeitsplätze, hieß es damals. Aktuell arbeiten hier noch 400 Männer und Frauen.

In der Zeit der Restrukturierung sei keine einzige betriebsbedingte Kündigung ausgesprochen worden, betonte Bailom. Komet einigte sich mit Betriebsrat und IG Metall auf ein Abfindungsprogramm. Die Verhandlungen über den Sozialplan und den Interessensausgleich seien „fair und zielgerichtet“ geführt worden, sagte er. Zustimmung bekam er am Dienstag von Eduard Mangold, dem Vorsitzenden des Betriebsrates: „Das Konzept ist durchdacht und von allen Beteiligten getragen“, sagte er. Die Zeit der schlechten Stimmung und der Frustration sei überwunden. Der Standort biete wieder eine Zukunft. Eine Betriebsvereinbarung über die Sicherung des Standortes gibt es allerdings nicht, sagte Mangold auf BZ-Nachfrage.

Die Zukunft des Standortes besteht in seiner Rolle als „Leitwerk“ von Komet. In Besigheim sind Forschung und Entwicklung konzentriert. Dieses Wissen wird an die Standorte in Indien und USA weitergereicht, die für den lokalen Markt produzieren. Während die Werke in Polen und Bulgarien die eher einfachen Bauteile herstellen und liefern, erfolgt in Besigheim der Feinschliff für die Bohrwerkzeuge und Wendeschneidplatten, deren Toleranzen lediglich im Bereiche von  Tausendstel Millimetern liegen dürfen.

Weitere Investitionen

Bereits bei der Ankündigung, Personal zu reduzieren und das Werk auf neue Füße zu stellen, hatte die Geschäftsführung versichert, weiter in den Standort zu investieren. Rund vier Millionen Euro seien seitdem aufgewendet worden, um neue Maschinen zu kaufen und die Produktion zu digitalisieren und zu automatisieren. Thomas Reindl, der Leiter des Standortes Besigheim versicherte bei einem Rundgang, dass dieser Kurs im laufenden Geschäftsjahr fortgesetzt wird. Für neue Maschinen, Neuentwicklungen, Digitalisierung und Arbeiten an den Gebäuden stehen insgesamt acht Millionen Euro bereit. Damit solle Komet langfristig wettbewerbsfähig gemacht werden. „Wir wollen für neue Krisen gestärkt sein“, sagte Reindl.

Insgesamt sei es durch das Abfindungsprogramm gelungen, die Altersstruktur im Werk stabil zu halten. Der Alterdurschnitt liegt bei etwa 43 Jahren. Bei Kündigungen hätte es vor allem die jungen Mitarbeiter getroffen. Mitarbeiter, auf deren Know-How Komet vor allem beim Thema Digitalisierung angewiesen seien, so Reindl. Das sei auch der Grund, warum Komet weiter in die Ausbildung investiert habe. Aktuell sind 35 Azubis in allen Ausbildungsjahren beim Werkzeughersteller beschäftigt. Sie werden sämtlich nach Ende der Ausbildungszeit übernommen, befristet zunächst auf zwei Jahre, sagte Ausbildungsleiter Bernd Hehr. Auch für die Ausbildungswerkstatt des Unternehmens sind neue Maschinen angeschafft worden, um die jungen Leute an die Hochtechnologie heranzuführen.

 
 
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