Nach mehr als 30 Jahren sollen die Löchgauer Ortsmitte neugestaltet werden Ideen der Bürger sind gefragt

Von Jürgen Kunz
1989 wurde der Löchgauer Ortskern umgestaltet. Nach mehr als drei Jahrzehnten soll der Bereich rund um die Hauptstraße den aktuellen Bedürfnissen nach Barrierefreiheit, Aufenthaltsqualität und Unterstützung des Einzelhandels gerecht werden. In die Planungen soll die Bevölkerung sich aktiv einbringen können.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Im Spannungsfeld zwischen Aufenthaltsqualität und Stärkung des Einzelhandels soll die Ortsmitte als „gute Stube der Gemeinde“ neugestaltet werden.

Vor mehr als drei Jahrzehnten wurde der Ortskern von Löchgau umgestaltet. Damals spielte die Barrierefreiheit bei solchen Planungen eine noch eher ungeordnete Rolle. Für Bürgermeister Robert Feil und den Gemeinderat ist es nun Zeit, die Hauptstraße und den Marktplatz zu verändern, mit dem Ziel, mit der Verbesserung der Aufenthaltsqualität die „gute Stube“ der Gemeinde „wesentlich stärker nutzen zu können, als dies in der Vergangenheit der Fall war“, aber auch den Einzelhandel zu stärken. „Zumal Löchgau vergleichsweise ein vielfältiges Angebot in der Ortsmitte hat“, wie Feil in der Einwohnerversammlung am Mittwochabend in der Gemeindehalle betonte.

„Wir wollen eine Perspektive für die Ortsmitte schaffen“, sagt der Löchgauer Bürgermeister, und will, dass die Löchgauer sich daran mit Ideen beteiligen. Grundsätzlich verändern sich die Ortsmitten der Kommunen, so Feil, auch in Löchgau habe man dies schmerzlich gespürt mit der Schließung von Schlecker und Edeka oder dem einen oder anderen kleinen Ladengeschäft. „Wir müssen uns gemeinsam damit auseinandersetzen, wie wir den vorhandenen Raum sinnvoll nützen können“, lädt der Bürgermeister die Bevölkerung zur Mitarbeit ein: „Ziel ist eine ausgewogene Planung, die den Handel berücksichtigt, aber auch die Aufenthaltsqualität verbessert.“

Es gebe keinen fertigen Plan, sondern es werde jetzt ein fortlaufender Prozess begonnen, in den die Ideen der Löchgauer aufgenommen werden, verspricht Feil: „Im Endergebnis eine Planung, die mindestens 30 Jahre Bestand hat.“ Begleitet wird dieses Prozess vom Büro „mquadrat“ (Bad Boll), das sich in seiner Unternehmensphilosophie der „kommunikativen Stadtplanung“ verschrieben hat.

Hausbefragung im Frühjahr

Bei der Haushaltsbefragung im Frühjahr dieses Jahres bewerteten die Löchgau in der Ortsmitte positiv die Beleuchtung im Straßenraum, das Angebot der öffentlichen Stellplätze und die Wegeführung für Autos, den Einzelhandel, die Gastronomie und den Wochenmarkt, aber auch die zentrale Lage und die kurzen Wege und insgesamt die Atmosphäre und den Dorfcharakter. Verbesserungswürdig sind nach Einschätzung der Löchgauer die Verweil- und Sitzmöglichkeiten, die Bepflanzung, der Straßenbelag, der Durchgangsverkehr beziehungsweise die Verkehrsberuhigung, also das Miteinander aller Verkehrsteilnehmer. „Das bedeutet, dass der Fußgänger, der Radfahrer und der Autofahrer gleichwertig sind und gemeinsam diesen öffentlichen Raum nutzen können“, erklärt Manfred Mezger, Stadtplaner und Inhaber von „mquadrat“.

Die bestehende Verkehrsführung funktioniere und wird als beste Lösung gesehen, eine komplette Umkehrung des Einbahnverkehrs bringe keine Verbesserung, ist eines der Ergebnisse des „Einzelhändler-Dialogs“ im vergangenen Jahr. Die Sperrung der Hauptstraße, auch in Teilen, wird von Gewerbetreibenden überwiegend kritisch gesehen. Im Gegensatz zu den Bürgern ist die Beleuchtung für die Einzelhändler nicht attraktiv, sie wird kritisiert als trüb, mit einigen schlecht beziehungsweise ganz ausgeleuchteten Stellen, die als „dunkle Löcher“ benannt werden. Nach Einschätzung der Einzelhändler müsse die Hauptstraße künftig durch eine Beleuchtung „inszeniert“ werden. Auch schlagen sie vor, das Nagelmusuem als Besuchermagnet in den Bereich der Hauptstraße zu verlagern.

Erste Planungsideen

„Wir wollen in Ihrer Hauptstraße Platz schaffen, wir wollen diesen Bereich frei räumen und wir wollen die Stube aufräumen“, sagt Stadtplaner Steffen Blessing zu den ersten großen Planungsideen, um Raum für die vielfältigen Nutzungsansprüche auszuhandeln – Parkierung, Fußgänger, Marktnutzung. Eine Planungsidee für eine einheitliche Gestaltung ist ein Straßenbelag in der gesamten Hauptstraße und dem Marktplatz. „Wir wollen einen Teppich aus, von der Hammergasse bis zur Landesstraße“, verdeutlichte Blessing.

Von punktuellen Veränderungen in den Fahrbeziehungen spricht der Stadtplaner, die nicht unumkehrbar sein sollen, die aber sicherstellen, und die Ortsmitte so gestalten, dass sie auch in den nächsten Jahrzehnten wachsen kann. Blessing: „Unsere Idee ist es, den Bereich um das Rathaus, den Marktplatz, den Rathausplatz so zu gestalten und die Verkehrsbeziehungen so zu ordnen, dass dieser Bereich temporär verkehrsfrei gehalten werden kann.“ Dazu ist angedacht, die Fahrtrichtung in der Kirchstraße umzudrehen, so dass man von der Besigheimer Straße auf die Hauptstraße gelangt.

Info Im persönlichen Gespräch mit Bürgermeister Robert Feil oder der Gemeindeverwaltung sowie per E-Mail: fragen@loechgau können zunächst bis 31. Oktober die Löchgauer ihre Anregungen und Ideen zur Neugestaltung der Ortsmitte einbringen.

 
 
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