Nach Schlägerei in Asyl-Unterkunft in Bietigheim Kreis will Unruhestifter voneinander trennen

Von Uwe Mollenkopf und Heidi Vogelhuber
Landrat Dietmar Allgaier (Zweiter von rechts) und Landtagsabgeordneter Tobias Vogt (rechts) schauten sich die Situation der Geflüchteten in der als Sammelunterkunft hergerichteten Sporthalle des Beruflichen Schulzentrums Bietigheim an. Foto: /Tobias Vogt/CDU

Nach der Massenschlägerei in der Fischerpfadhalle steht die Sammelunterkunft im Fokus. Landrat Allgaier machte sich vor Ort ein Bild von der Situation.

Es handelt sich bei den Bewohnern in der Fischerpfadhalle nicht in erster Linie um ‚Schläger’“, reagiert der Freundeskreis Asyl Bietigheim auf eine Polizeimitteilung, die ihren Weg in die Presse fand. Wie die Polizei berichtete, kam es in der Nacht zum Dienstag in der Sporthalle im Fischerpfad in Bietigheim-Bissingen, in der seit September Flüchtlinge untergebracht sind, zu einem großen Polizeieinsatz. Gegen 2 Uhr morgens alarmierte ein Mitarbeiter der beauftragten Sicherheitsfirma die Ordnungshüter, da es zu einer Massenschlägerei mit rund 100 Beteiligten kam. Der Sicherheitsmann wurde zusammengeschlagen und erlitt leichte Verletzungen (die BZ berichtete).

Asylkreis: erschwerteBedingungen für die Menschen

Es müsse berücksichtigt werden, so das Leitungsteam um Claudia Anders in einer E-Mail an die Mitglieder des Freundeskreises Asyl, dass die Menschen in der Halle unter erschwerten Bedingungen und ohne Privatsphäre lebten. „Jeder Schnarcher oder der Gang zur Toilette sowie das dauerhafte Licht reduzieren die Schlafqualität auf ein Minimum. Auf engstem Raum, meist auch noch in Form von Durchgangszimmern gestaltet, sind verschiedene Nationalitäten und Kulturkreise zusammen gesperrt, die vor allem auch keine gemeinsame Sprache teilen.“

In der vom Kreis als Sammelunterkunft hergerichteten Sporthalle des Beruflichen Schulzentrums Bietigheim sind aktuell nach Angaben des Landratsamts Ludwigsburg 74 junge Männer aus Syrien, Afghanistan, Palästina und der Türkei in einfachen Kojen untergebracht. Ursprünglich waren in der Halle auch Ukrainer, doch seit Ende September gingen laut Frank Wittmer, Sprecher des Landratsamtes, die Zugangszahlen von ukrainischen Flüchtlingen zurück. Dafür habe sich die Aufnahmequote für Asylbewerber in den vergangenen Monaten verdreifacht. „Daher muss der Landkreis verstärkt Asylbewerber, hauptsächlich alleinstehende, junge Männer verschiedener Nationalitäten, aufnehmen“, so Wittmer. Ende Oktober zogen die letzten Ukrainer aus der Sporthalle aus.

Kein Zugang zu WLANin der Halle

Die Grundstimmung bei den dort Untergebrachten sei angespannt, vor allem auch, da viele nicht wüssten, was mit ihren Angehörigen sei, meint der Freundeskreis Asyl. „Da es in der Halle keinen Zugang zu WLAN für die Geflüchteten gibt, gibt es keine leichte Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen.“ Es sei daher verständlich, dass die Nerven blank liegen. „In so einer angespannten Situation reicht meist ein unbedeutender Anlass zur Eskalation.“

Landrat Dietmar Allgaier und der CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Vogt machten sich vor Ort ein Bild von der Situation. Landrat Allgaier sieht vor allem in der ungleichen Verteilung innerhalb Europas ein Problem. Die im Vergleich lockeren Regelungen in Deutschland hätten eine Lockwirkung. „Der Bund weist die Flüchtlinge dann in die Länder, die wiederum an die Landkreise verteilen. Aber wie die Kommunen die vielen Menschen unterbringen sollen, spielt in Berlin kaum eine Rolle“, so Allgaier. Eine Integration sei unter diesen Bedingungen kaum möglich.

Landratsamt hatSecurity-Personal aufgestockt

Als Konsequenz aus dem Vorfall werden laut Frank Wittmer aktuell die Unruhestifter soweit möglich räumlich getrennt. Das Security-Personal sei bereits aufgestockt worden. Was den Wunsch nach WLAN betrifft, lasse das Landratsamt derzeit von einem IT-Dienstleister prüfen, ob ein WLAN-Zugang in der Sporthalle eingerichtet werden könne.

Der Freundeskreis Asyl wiederum will sich um eine Verbesserung der Situation der Menschen in der Sporthalle bemühen. Auch wenn offizielle Deutschkurse noch nicht absehbar seien, starte ein ehrenamtliches Angebot Mitte Januar. Für eine Online-Deutsch-App fehle derzeit WLAN. Zur Steigerung der Privatsphäre sei auf der Empore ein Sichtschutz angebracht worden. Die Abtrennungen in der Halle würden auf 2,50 Meter heruntergelassen, um den Lärm zu minimieren. Eine ehrenamtliche Ärztin suche die Halle regelmäßig auf. Kommenden Samstag würden warme Kleidung und Schuhe für die Asylbewerber gesammelt und verteilt.

 
 
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