Nachgefragt: Konrad Buck, BdS Sachsenheim „Die Verzweiflung ist groß“

Von Mathias Schmid
Die Ausgangssperre wurde jüngst gerichtlich gekippt. Doch wird der Lockdown im Einzelhandel verlängert, dürfte es in der Großsachsenheimer Lammstraße weiter leer bleiben.⇥ Foto: Martin Kalb

Konrad Buck, Vorsitzender des BdS Sachsenheim harmoniert mit einer Idee aus Hamburg: Protest vor dem Rathaus.

Konrad Buck, BdS-Chef in Sachsenheim stimmt die Mitglieder des Bunds der Selbstständigen schon auf einen möglichen „weiterführenden Lockdown-Wahnsinn“ ein. Im Newsletter an die Mitglieder liebäugelt er mit der Idee aus Hamburg, wo die Unternehmer „andenken, mit Knüppel ihr Rathaus zu stürmen“. Die BZ hat nachgefragt.

Sind Sie wirklich bereit, das Rathaus zu stürmen?

Ja im Prinzip schon. Mir ging es aber vor allem darum, aufzurütteln, dass unsere prekäre Lage mehr Beachtung findet. Als ich gelesen habe, dass Hamburger Unternehmer fast schon bereit sind, mit den Knüppeln aufs Rathaus zu gehen, dachte ich: Das wäre zumindest mal etwas, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir bangen alle um unsere Existenz. Ob man so etwas dann tatsächlich macht, und wie, ist Frage. Aber wenn es so weitergeht, wird irgendwo etwas in die Richtung passieren.

Ist die Lage auch in Sachsenheim so bedrohlich?

Die Situation ist extrem angespannt. Vor allem beim Einzelhandel, in den Friseurläden und Reisebüros. Die Verzweiflung ist extrem groß und wird jeden Tag größer. Die Leute haben nichts mehr zu verlieren.

Aber warum ein Sturm aufs lokale Rathaus? Die Verwaltung kann die Geschäfte nicht öffnen.

Die andere Möglichkeit ist, dass alle nach Berlin fahren. Das ist aktuell etwas schwierig. Wenn wir in ganz Deutschland die Unternehmer mobilisieren könnten, ihr Rathaus zu stürmen, denke ich, dass wir dann auch gehört werden würden. Es muss einfach darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Infektionsherde nicht bei uns sind. Sonst müsste man konsequenterweise auch alle Lebensmittelläden schließen.

Was wäre für Sie eine verträgliche Lösung?

Etwas, das näher an der Realität der Gewerbetreibenden ist. Der Handelsverband Baden-Württemberg hat ein Schreiben an die Bundeskanzlerin und alle Fraktionen versandt mit einem Gutachten, dass die Infektionsherde nicht im Einzelhandel sind. Es muss mehr auch auf Fachleute vom Einzelhandel und nicht nur auf Virologen gehört werden, die genau der Meinung unserer Bundeskanzlerin sind. Wenn man die Konzepte umsetzt, also vielleicht einen Kunden pro 20 Quadratmeter, könnten kleinere Geschäfte zumindest etwas Umsatz machen. Und bei uns in Sachsenheim ist es ja gar die Masse an Leute, die in die Geschäfte kommt.

Click &Collect funktioniert nicht in Sachsenheim?

Im Prinzip kann man‘s vergessen, das ist nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Das sind Einzelne, denen das vielleicht etwas bringt. Aber die meisten haben aktuell kein Geschäft. Und die Soforthilfe trauen sich viele aktuell gar nicht zu beantragen, weil es nur Kosten bringt und man nicht weiß, ob man am Ende auch was kriegt.

 
 
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