Nachhaltigkeit im Bietigheimer Unternehmen Olymp verpasst sich ein neues Siegel

Von Frank Ruppert
Gegen die Flut an Nachhaltigkeits-Zertifikaten setzt das Bietigheimer Unternehmen Olymp ein eigenes neues Label. Green Choice soll dabei mehrere Zertifikate bündeln. Foto: Martin Kalb Foto: Martin Kalb

Das Modeunternehmen aus Bietigheim-Bissingen setzt auf Nachhaltigkeit und gibt seinen Produkten selbst ein entsprechendes Label. Verbraucherschützer sehen das kritisch.

Die Bietigheimer Modemarke Olymp führt mit „Green Choice“ (zu deutsch grüne Wahl) ein eigenes Zertifikat für Nachhaltigkeit ein. „Wir arbeiten seit Jahren täglich daran, unsere Produkte noch nachhaltiger zu machen“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Mark Bezner. Viele Artikel des Sortiments seien bereits aus zertifizierten Rohstoffen und umweltschonend gefertigt. Ab der Herbstsaison bekommen diese laut Olymp zur Orientierung für den Verbraucher das neue Label. 63 Prozent aller Hemden sollen dann schon das Label erhalten. Bis 2025 sollen es 100 Prozent des Sortiments sein.

Was steckt hinter dem neuen Label?

Das Zertifikat soll für nachhaltige Materialien sowie eine umweltfreundliche Herstellung stehen. Olymp hat selbst ein Bewertungskonzept dafür erstellt und nach eigenen Angaben bekannte Standards und Nachweissysteme benutzt. Das Label erhalten demnach nur Produkte, die beispielsweise zu mindestens 50 Prozent aus einem nachweislich nachhaltigen Material wie Bio-Baumwolle bestehen. Es werden außerdem auch Textilien ausgezeichnet, deren Materialbeschaffung über die Better Cotton Initiative gefördert wurde und deren Herstellung darüber hinaus mit dem Lieferkettenzertifikat Made in Green ausgezeichnet wurde.

Warum greift Olymp nicht auf bestehende Labels zurück und entwickelt ein eigenes?

Aus Studien gehe hervor, dass sich Menschen zwar Orientierung zum Thema Nachhaltigkeit wünschen, die Vielfalt an Nachhaltigkeitszertifikaten und -labels, die es mittlerweile am Markt gibt, aber als unübersichtlich empfinden, erklärt Olymp auf BZ-Nachfrage. Das Dachlabel Green Choice, unter dem verschiedene Standards und Zertifikate gebündelt werden, solle daher als klarer Wegweiser dienen.

Wie werden die Standards kontrolliert?

„Für die Bewertung von nachhaltigen Materialien vertrauen wir auf anerkannte Initiativen, Standards und Markenhersteller, welche die nachhaltige Beschaffung/Herstellung der eingesetzten Rohstoffe belegen“, schreibt Olymp. Die Bewertung der umweltfreundlichen Herstellung stütze sich darauf, inwiefern Produkte aus zertifizierten Produktionsstätten stammen. Zudem will Olymp in Zukunft Produktionsbetriebe selbst auszeichnen. Sämtliche Anforderungen an das neue Label seien durch unabhängige Zertifikate eindeutig nachgewiesen, schreibt das Unternehmen.

Ist auch ein eigenes Label für faire Arbeitsbedingungen bei der Herstellung geplant?

„Die Förderung und Einhaltung fairer und sozialverträglicher Arbeitsbedingungen bei der Herstellung unserer Produkte nimmt einen besonders hohen Stellenwert ein“, schreibt Olymp. Dabei handele es sich um keinen produkt- oder sortimentsspezifischen Anspruch, sondern eine prinzipielle Haltung, die Olymp permanent, nachdrücklich und unabhängig von Green Choice gegenüber allen Produktionspartnern vertrete. Man sei der Fair Wear Foundation beigetreten, die sich für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetze.

Was sagen Verbraucherschützer zum neuen Label des Bietigheimer Unternehmens?

„Wir sehen das Label kritisch“, erklärt Katharina Brugger, Sprecherin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Da es sich um ein rein privates Siegel handele, das auf einem unternehmenseigenen Konzept der Bewertung von anderen privaten Siegeln und Initiativen beruhe, sei für Verbraucher nicht verifizierbar, wie nachhaltig die jeweils gekennzeichneten Produkte wirklich seien.

 
 
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