Nachhaltigkeit in Bietigheim-Bissingen Schrank mit Essen für alle eröffnet

Von Bigna Fink
Sarah Grau und weitere Lebensmittelretter bei der Eröffnungsfeier für den Fairteiler „Brownie“ (hinten Mitte). Foto: Martin Kalb

Nach langer Standortsuche wurde nun der erste „Fairteiler“ der Stadt eröffnet, ein Gemeinschaftsprojekt der Nachhaltigkeits-AG der Ellentalgymnasien und des Vereins Foodsharing. Noch genießbares Obst, Gemüse und Brot gibt es hier umsonst zum Mitnehmen.

Jetzt steht er also da, auf dem überdachten Stellplatz an der Ellentalstraße: ein Schrank namens „Brownie“. Das Holzmöbel ist ein sogenannter Fairteiler, ein Schrank, in den aussortierte, aber noch essbare Lebensmittel gelegt und von allen Passanten kostenlos mitgenommen werden können. Vorläufig ist er noch ein Pop-Up-Fairteiler. Das heißt, die Initiatoren schauen zwei Monate, wie „Brownie“ von der Bevölkerung angenommen wird. Dann wird entschieden, ob er dauerhaft bleiben darf.

Der Fairteiler ist ein Gemeinschaftsprojekt der Nachhaltigkeits-AG der Ellentalgymnasien und des Vereins Foodsharing Ludwigsburg. Aus geschenkten Materialien haben Aktive von Foodsharing den Schrank gebaut. Er steht auf einem alten Fahrradanhänger und ist deshalb mobil, und so laut Initiatoren etwa für Schulfeste oder Infostände einsetzbar.

„Mit Brownie können wir Leuten zeigen, dass Lebensmittel genießbar sind, auch wenn sie etwas matschig oder braun sind, wie etwa sehr reife Bananen“, sagt die elfjährige Julika Titze am nebligen Morgen vor der feierlichen Eröffnung des Pop-Up-Fairteilers Brownie. Die Schülerin hat für die Feier vegane Avokado-Brownies aus „geretteten“ Zutaten gebacken. Julika ist Mitglied in der Nachhaltigkeits-AG, die in diesem Schuljahr gegründet wurde und hat sich für die Entstehung von „Brownie“ eingesetzt. Das Team aus 15 Schülerinnen und Schülern der Klassen sechs bis zehn will mit konkreten Projekten zu mehr Umweltschutz beitragen. Vor Kurzem war die Schul-AG in Genf und besuchte unter anderem Sitzungen der Welthandelsorganisation, erzählt die elfjährige Julika. Mit Sarah Grau, einer der Lehrerinnen, die sich in der Nachhaltigkeits-AG engagieren, widmen sich die Kinder und Jugendlichen dem Thema Lebensmittelwertschätzung.

Vier Fairteiler im Umkreis

Sarah Grau ist die Verbindung zum Verein Foodsharing Ludwigsburg, in dem sie selbst aktiv ist. „Die deutschlandweite Initiative Foodsharing will mit Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen und zum Umdenken anregen“, erzählt die Lehrerin. Das Credo der seit 2012 bestehenden Initiative: „Genießbare Lebensmittel gehören auf den Teller und nicht in die Tonne.“Von Foodsharing stammt die Idee dieser Schränke mit kostenlosem Essen für alle. Auch in Großsachsenheim gibt es mit „Pinky“ einen Fairteiler, er steht seit Herbst 2022 an der Realschule. „Pinky wird sehr gut von den Sachsenheimern angenommen“, erzählt Sarah Grau. Fairteiler im Umkreis befinden sich außerdem in Besigheim, Freiberg, Pleidelsheim und Eglosheim, weitere sind geplant. Die Schränke müssen täglich kontrolliert, gesäubert und ungenießbare Lebensmittel aussortiert werden. Das machen Ehrenamtliche von Foodsharing.

Bei der Fairteiler-Initiative gehe es nicht um Containern, betont Sarah Grau, also um die Mitnahme weggeworfener Waren aus Abfallcontainern. Der Verein hat legale Kooperationen mit Supermärkten, Bäckereien und Restaurants. Zuerst bekomme die Tafel von dort aussortiertes, aber noch essbares Obst, Gemüse und Brot, dann die Ehrenamtlichen von Foodsharing, die das Essen an die Fairteiler und soziale Einrichtungen verteilen.

Schnelle Zusage von der Stadt

Seit September haben die Nachhaltigkeits-AG und der Verein Foodsharing nach einem Platz für einen Essensschrank in der Stadt gesucht. „Die Standortsuche war etwas zäh“, berichtet Sarah Grau. Schließlich wurden die Aktiven auf dem Stellplatz vor den Ellentalgymnasien fündig. „Wir sind sehr dankbar über die Zusage der Stadt und dass wir problemlos danach innerhalb einer Woche mit Brownie starten konnten“, sagt Nicole Stockmann. Die Schulleiterin der Ellental-Gymnasien schwärmt: „Die Kinder können mit ihrem Engagement für Brownie aktiv etwas für mehr Nachhaltigkeit beitragen.“

Passend zur Eröffnung des vorläufigen Fairteiles an diesem Mittwoch wurde auch die neue Schulküche der Ellentalgymnasien eingeweiht mit einem „Retterlingsbuffet“, also mit vom Verein Foodsharing geretteten Lebensmitteln.

Das Team aus 15 Schülern der Nachhaltigkeits-AG hilft bei der täglichen Pflege des Schranks mit. Wie der Sechstklässler Emil Bothner, der hofft, „dass das Essen immer schnell wegkommt.“ Der elfjährige Daniil Vanaev findet: „Die Idee ist toll, dass auch Menschen, die sich nicht so viel leisten können, hier Essen für ihr Frühstück finden“.

Auf der Webseite Foodsharing.de
gibt es eine Seite extra für den Bietigheim-Bissinger Pop-Up-Fairteiler „Brownie“, in dem Ehrenamtlioche über neue gerettete Lebensmittel in dem öffentlichen Schrank informieren.

 
 
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