Nachhaltigkeit am Bönnigheimer Gymnasium Mit kleinen Schritten verändern

Von Tabita Prochnau
Die beiden Lehrerinnen Anne-Kathrin Späth (Vierte von links) und Christina Donati (Vierte von rechts) leiten die Arbeitsgemeinschaft Future Fashion mit einem Dutzend Schülerinnen des Alfred-Amann-Gymnasiums.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Die Future-Fashion-Gruppe des Bönnigheimer Gymnasiums setzt sich für nachhaltige Textilien und bewussten Konsum ein.

Getränke in Glasflaschen von regionalen Anbietern und Schulpullover von einem fairen Unternehmen. Das Alfred-Amann-Gymnasium Bönnigheim (AAG) setzt sich für Nachhaltigkeit ein. Vor allem durch die Arbeitsgruppe Future Fashion (Zukunftsmode), die für bewussten Konsum und nachhaltige Textilien steht.

Beim letzten Treffen der Future-Fashion-Gruppe sprachen zwölf von insgesamt 14 Mädchen mit den Lehrerinnen der Gruppe, Anne-Kathrin Späth und Christina Donati, über ihre Aktion am Weihnachtsspektakel des AAG im vergangenen Jahr. „Wir hatten ein komplettes Nachhaltigkeitszimmer hergerichtet. In diesem Jahr waren unsere selbst gemachten nachhaltigen Produkte auf Spendenbasis“, berichtet Späth. „Wir fragten einfach: ‚Was ist es dir wert?‘ Dabei haben wir rund 200 Euro gesammelt, die an eine nepalesische Schule gespendet werden“.

An einem Nachmittag vor der Veranstaltung wurden unter anderem Scrunchies, mit altem Stoff überzogene Haargummis, unter der Obhut der Schülerinnen Leanne Schultz und Mina-Misae Kriegel genäht. Wie viele Scrunchies das waren? „Viele“, meint Schultz. Späth ergänzt: „Es dürften zwischen 40 und 50 gewesen sein“. Schultz brachte für das Weihnachtsspektakel ihre eigene Nähmaschine mit und nähte vor den Augen der Besucher Scrunchies auf Bestellung. „Das Nähen der Scrunchies ist eigentlich überhaupt nicht kompliziert. Man muss die einzelnen Schritte beachten und sich beim Zusammennähen ein bisschen konzentrieren“, so Schultz.

Wiederverwendbare Kosmetikpads

Außerdem wurden wiederverwendbare Kosmetikpads aus alten Handtüchern, die teilweise Lehrer gespendet hatten, angefertigt. Die zweite Kleidertauschparty, bei der gebrauchte Kleidung zur weiteren Verwendung abgegeben und kostenlos erworben werden kann, wurde für den 26. März festgelegt. „Die meisten schmeißen alte Klamotten weg. Das finde ich schade“, meint Schülerin Kriegel, die gerne Second-Hand-Kleidung trägt. „Wir wollen das Bewusstsein schaffen, das gebrauchte Kleidung nicht nur Altkleidersammlung, sondern eine völlig neue Ausstattung bedeutet“, sagt Donati.

Zu ihrer Motivation, an dem Projekt für nachhaltige Kleidung teilzunehmen, meint Schülerin Madita Joos: „Ich finde es sehr wichtig, nicht nur auf Demonstrationen zu gehen, sondern das Thema Nachhaltigkeit im eigenen Alltag aufzunehmen“.

Schülerin Zoe Bonin sieht bereits Auswirkungen eines nachhaltige Bewusstseins am AAG: „Mittlerweile nutzen viel weniger Schüler Einwegboxen aus Aluminiumfolien, wenn sie sich Essen zum Mitnehmen holen. Stattdessen bringen viele Schüler eigene wiederverwendbare Boxen mit.“ Auch Späth bemerkt Veränderungen: „Statt Pfand-Plastikflaschen nutzen Schüler vermehrt wiederverwendbare Trinkflaschen, die bei der letzten Kleidertauschparty verkauft wurden“.

Grund dafür, dass die Gruppe noch keine männlichen Teilnehmer hat, liege am Begriff „Mode“, durch den sich viele Jungs abschrecken ließen. „Mein Bruder interessiert sich für das Projekt, aber er will dort nicht als einziger Junge sein“, sagt Schultz.

Es geht nicht um Hardliner

Trotz der vielen positiven Rückmeldungen unter dem Lehrerkollegium hagele es auch Kritik. Späth: „Wir werden gefragt, ob das, was wir tragen auch ‚Fair Fashion‘ sei. Aber es geht nicht um Hardliner, sondern um kleine Dinge, die man in seinem Verhalten ändert.“ Bei den kürzlich bestellten Schulpullis wurde deshalb darauf geachtet, dass sie fair produziert wurden.

Unter der Schülerschaft sei man bezüglich des Projekts geteilter Meinung. „Die einen finden das, was wir tun, richtig gut. Die anderen meinen, wir sind Heuchler“, so Joos. Lehrerin Donati meint dazu: „Man muss den Leuten zeigen, dass es sich um einen Entwicklungsprozess handelt. Es geht nicht alles auf einmal. Es geht nur eins nach dem anderen“. Ähnlich sieht es Bonin: „Man kann niemanden zwingen. Aber man kann einen Anstoß geben, damit Menschen zum Nachdenken kommen“. Laut Späth kriege man nie alle.

Auf der Suche nach weiteren Teilnehmern

Späth zur Zukunftsvision für das Projekt: „Wir haben erst mal mitgemacht und wussten nicht genau, was uns da erwartet. Die Mädchen aus der jetzigen Jahrgangsstufe 2 haben sich sehr ins Zeug gelegt. Es wäre spitze, wenn wir noch ein paar neue Mitglieder finden würden, wenn die Zwölfer nach dem Abitur gehen“.

Info Das AAG ist eine von neun Schulen in den Kreisen Ludwigsburg und Heilbronn, die an dem schulübergreifenden Projekt „Future Fashion at School“ teilnehmen. Ziel: Das Thema nachhaltige Textilien und bewussten Konsum mit Betonung der 17 Nachhaltigkeitsziele an Schulen zu bringen. Die Gruppe trifft sich freitags, einmal im Monat, nach der 6. Stunde in Raum 406. Ansprechpartnerinnen sind die Lehrerinnen Anne-Kathrin Späth und Christina Donati.

 
 
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