Nachhaltigkeit und Pandemie Mehr Zeit zum Aussortieren

Von Heidi Vogelhuber
Alexandra Stark-Ociepka betreibt einen Secondhandladen für Frauen sowie ein Geschäft mit gebrauchter Kinderkleidung und -zubehör. Sie kann einen Trend zu mehr Nachhaltigkeit beobachten. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Was passiert nach dem Ausmisten mit Kleidung, Büchern und Möbeln? Tipps aus dem Landkreis.

Im Lockdown ist die Zeit, in der man sich im trauten Heim aufhält, stark angestiegen. Was davor kaum aufgefallen ist, stört plötzlich. Was ist das eigentlich für ein Chaos in der Schublade? Warum habe ich so viele ungetragene Klamotten? Heute gehe ich mal das Projekt vollgestopfter Keller an.

Dass es nicht nur so wirkt, als fangen plötzlich alle an, ihr Heim aufzuräumen und zu entrümpeln, bestätigt auch die Abfallverwertungsgesellschaf des Landkreises (AVL). „Der Restsperrmüll hat deutlich zugenommen, über zehn Prozent“, sagt AVL-Sprecher Frank Wittmer auf Nachfrage der BZ. Auch er vermutet, dass es „auf ein vermehrtes Ausmisten im Homeoffice zurückzuführen ist.“ Allerdings muss natürlich nicht alles im Müll landen. Vieles ist noch gut und kann ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, an andere vermacht werden. Doch wohin mit den Sachen?

Wohin mit dem Aussortierten?

Möbeln kann man beispielsweise im Gebrauchtwaren-Kaufhaus der AVL, dem Warenwandel im Tammerfeld, abgeben. Dort werden sie günstig an Interessenten vermittelt. Bücher können ins Antiquariat Alt-Hoheneck in Ludwigsburg gebracht oder in Bücherschränke gestellt werden. In Bietigheim-Bissingen steht einer neben dem Bad am Viadukt.

Kleidung, Schuhe und Taschen können in Secondhandläden verkauft werden und bekommen so ein zweites Leben. Alexandra Stark-Ociepka betreibt einen solchen Secondhandladen in Asperg. Zwei sogar. Begonnen hat alles mit ihrem Kinderladen kids & more, den sie 2009 im Keller ihres Hauses eröffnete. „Es war ein Kindheitstraum, einen Secondhandladen zu führen.“ Anfangs betrieb die gelernte Arzthelferin den Laden noch nebenher.

Vom Neben- zum Hauptjob

„Es war ein Erfolg. Der Laden wurde sehr gut angenommen und so kaufte ich mir 2013 ein Ladengeschäft in der Asperger Bahnhofstraße“, sagt sie im Gespräch mit der BZ. Den Laden hat sie noch immer, eröffnete jedoch noch einen zweiten für Damenbekleidung, ladies & more. „Ich mietete den Laden direkt neben meinem Kinderladen an“, sagt sie. Ab Mitte Mai ziehen beide Geschäfte zusammen nach Unterriexingen auf 300 Quadratmeter Fläche. Dort soll ab Juli auch eine Ecke mit Deko-Material und ein Café integriert werden.

Ist denn ein Trend zum Kaufen von Gebrauchtem erkennbar? „Aktuell sind die Leute natürlich nicht so in Kauflaune, aber insgesamt ist es in den letzten Jahren viel mehr geworden“, sagt sie. Derzeit ist das Damengeschäft pandemiebedingt geschlossen, der Kinderladen gilt jedoch als Babyfachmarkt und darf öffnen. Saisonware kauft Stark-Ociepka als Kleider-Paket ab, selten nimmt sie auch Einzelstücke auf Kommission an. Drei bis sechs Monate bietet sie die Ware an, dann haben die Klamotten noch eine andere Chance, einen neuen Besitzer zu finden: „Wenn ich die Stücke nicht verkaufen kann, spende ich sie etwa an Diakonieläden“, erklärt sie. Sie wolle nicht, dass sich jemand daran bereichere, diese Befürchtung habe sie bei Kleidercontainern.

„Ich merke sehr, dass die Nachhaltigkeit vielen immer wichtiger wird. Aber auch die Tatsache, dass man für weniger Geld hochwertigere und individuellere Ware bekommt“, erklärt sich Stark-Ociepka den Gebrauchtwaren-Trend.

www.ladiesandmore.de

 

Info: Der Diakonieladen in Bietigheim-Bissingen war wegen des Lockdowns lange geschlossen und ist es noch. Zwischen den Schließungen konnte Leiterin Katja Kinkel vom Kreisdiakonieverband feststellen: „Unterstützt durch viele Kleider-, Schuhe-, Taschen- und Haushaltsspenden verfügten wir über ein vielfältiges Angebot, welches unsere Kundschaft rege in Anspruch nahm. Dies war auch für unseren Laden wichtig, um Miete und Personalkosten tragen zu können.“ Da noch immer nichts abverkauft werden kann, erreichte der Laden seine Kapazitätsgrenzen. Als alternative Abgabestelle nennt Kinkel die Martinushelfer in Freiberg, Anmeldung: (0176) 11 95 42 17.

 

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