Nagelfabrik Löchgau Zehn Kunstschaffende auf einen Streich bei der Arbeit

Von Gabriele Szczegulski
Die Künstlerinnen arbeiten zwei Wochen lang gemeinsam in der Halle der ehemaligen Nagelfabrik in Löchgau, auf dem Foto fehlen Christina und Klaus-Dieter Frey. Foto: /Oliver Bürkle

Die Künstlergruppe „Kunst am Zug“ arbeitet in einer leer stehenden Halle. Am Samstag gibt es für Interessierte die Gelegenheit zum Besuch.

Das ist ein ganz neues Erlebnis, mit so vielen anderen Künstlerinnen in einem Raum über mehrere Tage hinweg zu arbeiten“, sagt die Sachsenheimerin Maggi Schuller. „Neue Inspiration“ würde diese Zusammenarbeit geben, so die Bietigheim-Bissinger Künstlerin Edel Zimmer. Iris Haug-Rost aus Asperg mag die direkten Rückmeldungen  der anderen Kunstschaffenden und die Mundelsheimerin Sigrid Kaulfersch-Freihofer den Austausch mit Künstlern, die anders arbeiten.

Gelegenheit gemeinsam zu arbeiten

Seit 22. Juli arbeiten zehn Mitglieder der Künstlergruppe „Kunst am Zug“, die sich im Wartesaal in Besigheim gegründet hat, in einer Halle der ehemaligen Nagelfabrik in Löchgau. Die Firma Röcker, die die Gebäude verwaltet, hatte den Raum der Künstlergruppe zur Verfügung gestellt. „Das war die Gelegenheit, einmal gemeinsam über eine Zeit zu arbeiten“, sagt Angelika Lill-Pirrung aus Erligheim, die das gemeinsame Schaffen dann organisierte.

Aus neun Frauen und Klaus-Dieter Frey als einzigem Mann besteht die Künstlergruppe, die in der Nagelfabrik arbeitet. Jeder hat sich einen Arbeitsplatz aufgebaut, an dem man schon erkennen kann, welcher Kunst der dort Arbeitende ausübt. Die Löchgauerin Christina Frey schaut zwar immer wieder vorbei, um sich mit ihren Künstlerkollegen auszutauschen, aber ihre kleinen gestickten Tapisserien kann sie hier nicht fertigen. „Ich brauche besseres Licht“, sagt sie. Allerdings beteiligt auch sie sich, wie ihr Mann Klaus-Dieter Frey mit seinen Collagen, an den gemeinsamen Projekten.

An der längsten Wand der Halle ist eine Packpapierplane befestigt, hier sieht man die Schatten der Künstlerinnen, die sie an die Wand malten. Des Weiteren hat jede eine kleine Leinwand bemalt. Diese zehn liegen auf dem Boden, sodass sie von den anderen bearbeitet werden können. „Das ist ein Prozess, jeder macht hier einen Strich, eine Form, so entsteht etwas Gemeinsames“, sagt Lill-Pirrung.

Roter Faden: Gefundenes aus den Müllcontainern

Die Materialien, die die Künstlerinnen in den Müllcontainern auf dem Hof der Nagelfabrik gefunden haben, werden für die gemeinsamen, aber auch individuellen Kunstwerke verwendet. „Das sind richtige Schätze, die wir hier gefunden haben“, sagt Maggi Schuller, die aus Papprollen, Vinyl- oder Silikonresten ihre Skulpturen fertigt. Edel Zimmer hat hängende Kleider aus einer Art blauer Wäscheleine geformt, die sie im Container fand. Zudem hat die Bietigheim-Bissingerin einen Text von Murielle Cordier-Grüninger aus Löchgau als Basis für ein Gemälde genommen. Cordier-Grüninger hat eigens für das Künstlertreffen Texte geschrieben, die die anderen inspirieren sollen.

Kunsttherapeutin Meike Bergheimer aus Besigheim hat in Löchgau eine blaue Serie begonnen. Ihre Gemälde sind intuitiv und flächig gestaltet. Bei Angelika Lill-Pirrung sind es die Farben gelb, schwarz und weiß, mit denen sie Fotos neu gestaltet. Auch sie verwendet Materialien wie Teflon, das sie in den Müllcontainern fand. „Diese Materialien aus der Nagelfabrik selbst sind in all unseren Werken der rote Faden“, sagt sie.

Vera Rentschler aus Löchgau malt „ein Meer ohne Plastik, Äcker oder Felder – die Natur wie sie eigentlich ist“, sagt sie. Sigrid Kaulfersch-Freihofer aus Mundelsheim hat sich dem Papier verschworen. Aus einem bemalten Din-A4-Blatt macht sie ein Leporello, ein Buch oder ein Kunstwerk in einem Rahmen. Durch komplizierte Faltungen entstehen dreidimensionale Objekte.

 
 
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