Neckar-Enz-Stellung bei Markgröningen Bunker bald wieder zugänglich

Von Michaela Glemser
Der besondere Bunker der Neckar-Enz-Stellung in Unterriexingen soll bald für die Öffentlichkeit zugänglich sein. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Ein ganz besonderer Bunker der Neckar-Enz-Stellung kann dank großem ehrenamtlichen Engagement bald von Interessierten besichtigt werden.

Er liegt versteckt am Hohberg mit einem imposanten Blick ins Glems- und Enztal. Viele Jahre war er in Vergessenheit geraten, aber Roland Essig aus Illingen hat sich unablässig dafür eingesetzt, den größten Bunker der Neckar-Enz-Stellung wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Jetzt ist Essig mit seinem Mitstreiter Heinz Schütt aus Erligheim kurz vor dem Ziel: Wenn es die Pandemie zulässt, könnten in diesem Jahr erste Besuchergruppen durch die Stollengänge am Hohberg vor den Toren Unterriexingens geführt werden.

„2015 haben wir die Baugenehmigung dafür erhalten, den Bunker wieder für Besucher zugänglich machen zu dürfen. Der Eingang war mit Kies und Schutt versperrt, der teilweise auch bis an die Decke der Gänge des Bunkers reichte“, erzählt Essig, der weit über 100 Stunden in Eigenleistung beschäftigt war und bisweilen auch Unterstützung von rund zehn Helfern erhielt. „Zudem brauchten wir einen Notausgang, den wir nun am anderen Ende des Bunkers geschaffen haben. Auch dort war alles meterhoch mit Schutt verschlossen, den wir erst beseitigen mussten.“

2017 wurde ein Nutzungsvertrag für den Bunker, dessen Pächter Essig und Schütt sind, mit der Stadt Markgröningen abgeschlossen. Im vergangenen Jahr begannen die Arbeiten an der Treppe des Notausgangs, die nun weitgehend abgeschlossen sind.

„Der Bunker wurde in den Jahren 1936 und 1937 gebaut. Insgesamt gab es im Rahmen der Neckar-Enz-Stellung, die von Enzweihingen bis Eberbach im Odenwald reichte, 446 Bunker“, erklärt Essig. Wer den Blick vom Hohberg ins Tal und die gegenüberliegenden Hänge schweifen lässt, kann alleine von dort bis zu neun weitere Standorte entdecken, die jedoch nicht mehr so gut erhalten sind. Die Neckar-Enz-Stellung jenseits der im Versailler Friedensvertrag von 1919 festgelegten entmilitarisierten Zone östlich des Rheins diente dazu, mögliche Angriffe beispielsweise französischer Truppen frühzeitig zu erkennen und abzuwehren.

Daher verweist Essig auch, gleich nachdem die schwere Stahltür am Eingang des Bunkers ins Schloss gefallen ist, auf eine kleine Telefonzentrale, in der früher das Telefon angebracht war, damit die Soldaten von Bunker zu Bunker Kontakt halten konnten. Insgesamt sollten 55 Soldaten in diesem Bunker untergebracht werden können. „Der Standard-Bunker bot Platz für fünf Soldaten. Das ist schon eine Besonderheit“, betont Essig.

Zu ihrer Versorgung mit Trinkwasser sollte ursprünglich ein Brunnen gebaut werden. Als dies misslang, wurde im Bunker ein riesiger Wassertank eingebaut. Gleich nebenan befand sich ein großer Waschtrog für die tägliche Hygiene. Immer wieder gab es in den Wänden kleine Lichtnischen für Petroleumlampen zur Beleuchtung des unterirdischen Bauwerks.

Illegales Graffiti neben
kunstvollen Wandverzierungen

Während in den Gängen Jugendliche in den 1980er-Jahren, als der Bunker ihnen als Treffpunkt diente, ihre Graffitis und Grüße auf den Wänden hinterlassen haben, sind die Wandverzierungen in den Aufenthaltsräumen besonders kunstvoll. „Darin fanden jeweils 15 Soldaten Platz. Zwar war der Bunker eine militärische Einrichtung, aber die Soldaten sollte es trotzdem wohnlich haben. Daher wurden die Wände mit Hilfe von Farbwalzen durch unterschiedliche Muster verschönert“, erzählt Essig. An Eisenbolzen in der Wand waren jeweils drei Betten übereinander befestigt. Zudem gab es Klapphocker und -tische.

Eine weitere echte Besonderheit des Unterriexinger Bunkers sind zwei Fallgruben, die mit einer Art Zugbrücke versehen waren. Sollte der Feind in den Bunker vorgedrungen sein, sollten ihm so das Voranschreiten erschwert werden. Auch ein altes Treppenhaus, das sich über drei Stockwerke vom Bunker hinaufzog, ist noch erhalten. „Im ersten Obergeschoss war ein weiterer Aufenthaltsraum und im zweiten Obergeschoss der Kartenraum für den Offizier. Von dort zog sich eine Stahlkuppel nach oben, von der aus Artilleriebeobachtungen stattfanden, deren Ergebnisse der Offizier in das Kartenmaterial eintrug“, weiß Essig. „Der Blick reichte bis hinüber ins heutige Eichwald-Gelände vor den Toren Sachsenheims.“

Gemeinsam mit den Mitgliedern der Bürgerforums in Unterriexingen soll der Bunker zukünftig beispielsweise am alljährlichen Tag des offenen Denkmals für Besuchergruppen geöffnet werden. Bis dahin will Essig auch alle nötigen Auflagen erfüllt haben. Noch müssen in den umliegenden Bäumen rund um den Bunker Nistkästen für Fledermäuse aufgehängt sowie der Bereich rund um den neuen Notausgang aufgeforstet und hinreichend gesichert werden.

 
 
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