Neckarwestheim GKN-Weiterbetrieb startet mit Pause

Von Frank Ruppert
Auf dem Bild ist links der Greifarm der Maschine zu sehen, mit der die Brennelemente gewechselt werden. Die Brennelemente befinden sich in dem „Raster“ mit den quadratischen Öffnungen. Foto: EnBW

Um bis 15. April möglichst viel Strom produzieren zu können, will die EnBW in Neckarwestheim Brennelemente neu anordnen. Dafür ist ein AKW-Stillstand für einige Wochen geplant. Eine weitere Verlängerung des GKN-Betriebs über den 15. April hinaus sieht der Konzern kritisch.

Der Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Neckarwestheim II bis 15. April ist für die EnBW nicht ohne Weiteres möglich und hat auch für den weiteren Zeitplan des Rückbaus Folgen. Das hat der Konzern am Montagmorgen bei einer Pressekonferenz mitgeteilt. Probleme ergeben sich in der Planung, die bereits seit Jahren im Rahmen eines Masterplans auf eben den 31. Dezember 2022 als Enddatum ausgerichtet ist.

Umplanung für den Weiterbetrieb

Jörg Michels, Vorsitzender der Geschäftsführung der EnBW Kernkraft GmbH, erläuterte, dass man erst seit dem 9. Dezember, als die Änderung des Atomgesetzgesetzes offiziell wurde, eine Basis für die weitere Planung habe. Hätte der Konzern bis dahin abgewartet, wäre ein Weiterbetrieb über den ursprünglich als Enddatum festgelegten 31. Dezember kaum möglich gewesen.

Das Umweltministerium des Landes brauche für die Verlängerung eine Tätigkeitsliste, die acht Wochen vor dem Weiterbetrieb vorliegen muss. „Für die Erstellung der Liste brauchen wir intern vier bis sechs Wochen“, erklärte Michels.

Aus genau diesen Gründen habe die EnBW schon frühzeitig die Umplanung vorgenommen. Michels nennt den 5. September als wichtigen Punkt, als erstmals von der Einsatzreserve gesprochen wurde.

Angesprochen auf auslaufende TÜV-Prüfungen und Schäden am AKW zeigte sich Michels überzeugt, dass der Weiterbetrieb bis 15. April daran nicht scheitern werde. Man habe ursprünglich nur bis Ende des Jahres geplant und deswegen auch sämtliche Überprüfungen und Abnahmen nur bis Ende des Jahres eingeplant.

Wie der Weiterbetrieb läuft

Tatsächlich startet der Weiterbetrieb des GKN im neuen Jahr erst mal damit, dass einige Wochen lang kein Strom produziert wird. Michels nennt dies „Kurzstillstand“. Weil das AKW keine neuen Brennstäbe hat, müssen die bisherigen 193 neu konfiguriert, also angeordnet werden, um den Leistungsabfall so gering wie möglich zu halten.

„Würden wir das nicht tun, hätten wir ab 1. Januar noch zwei Drittel der Leistung und im Februar nur noch 30 Prozent der bisherigen Leistung“, erklärte Michels. Durch die Neuanordnung könne man drei Monate zunächst auf zwei Drittel der bisherigen Leistung, also 1,7 Milliarden Kilowattstunden Strom, kommen und danach noch auf 55 Prozent.

Für das dafür erforderliche Prozedere samt den Prüfungen für ein neues Hochfahren werden zwei bis drei Wochen veranschlagt. Die Zeit könnte sich aber auch noch verlängern, wenn sich bei den Prüfungen Probleme ergeben. Personell sei der Weiterbetrieb bis Mitte April möglich: „Wir haben einige Mitarbeiter gebeten, ihren Ruhestand ein bisschen zu verschieben“, sagte Michels. Auch die Urlaubsplanung musste durch die Verlängerung etwas umgeschmissen werden.

Folgen für den Rückbau

Ganz klar ist, dass der nun geplante Weiterbetrieb erhebliche Folgen für den Zeitplan des Rückbaus hat. Michels sprach davon, dass der Rückbau nun nicht einfach dreieinhalb Monate länger dauere.

„Wir haben Verträge mit Fremdfirmen zum Rückbau mit festen Terminen vereinbart. Diese Verträge müssen wir nun neu verhandeln“, sagte der EnBW-Geschäftsführer. Er könne deshalb nicht sagen, wie viel Verzögerung eintrete. Michels rechnet aber damit, dass der für Mitte der 30er-Jahre geplante Rückbau-Abschluss um mehrere Monate oder sogar mehr als ein Jahr nach hinten rückt.

Weiterbetrieb über 15. April?

Für den EnBW-Mann ist eine weitere Laufzeitverlängerung des GKN kaum möglich. „Dann müsste die Politik jetzt alles in die Wege leiten“, sagte Michels am Montag. Man habe keine Brennelemente mehr und auch keine Verträge, um neue zu bekommen. Außerdem müsste dann eine große Revision erfolgen, und auch personell sei ein längerer Weiterbetrieb kaum möglich. Immer wieder wies Michels am Montag darauf hin, dass der Konzern den Ausstieg lange geplant habe und auch weiterhin zu dem Atomausstieg stehe. Bereits 2011 habe man damit begonnen.

Im Block I hatte die Stromproduktion schon im Jahr 2011 geendet, nachdem die Bundesregierung infolge der Nuklearkatastrophe im japanischen AKW Fukushima den Atomausstieg in Deutschland beschlossen hatte. Er war 1976 in Betrieb gegangen. Block II ging 13 Jahre später ans Netz.

 
 
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