Neuer Lehrpfad in Bietigheim-Bissingen Wer kennt die Kamelhalsfliege?

Von Heidi Vogelhuber
OB Jürgen Kessing und Staatssekretärin Sabine Kurtz bei der Einweihung des Pfads. Foto: /Martin Kalb

Am Freitagnachmittag wurde im Kreuzäcker in Bietigheim-Bissingen der Insekten- und Biodiversitätspfad eingeweiht. Er erstreckt sich über vier Kilometer und wurde vom Land mit 55 000 Euro gefördert. Staatssekretärin Sabine Kurtz war auch anwesend. 

Weltweit machen Insekten knapp dreiviertel aller bekannten Tierarten aus. Höchste Zeit, den Krabbeltierchen mehr Aufmerksamkeit zu schenken – gerade vor dem Hintergrund des Insektensterbens. Das findet auch die Stadt Bietigheim-Bissingen und hat sich etwas einfallen lassen: Einen Lehrpfad zu Insekten und biologischer Vielfalt, der am Freitagnachmittag im Kreuzäcker von Oberbürgermeister Jürgen Kessing, Staatssekretärin Sabine Kurtz vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und in Anwesenheit von interessierten Bürgerinnen und Bürgern eingeweiht wurde. Elke Grözinger, ökologische Fachkraft der Stadtgärtnerei Bietigheim-Bissingen, stellte den neuen Pfad vor.

18 Stationen zu entdecken

Der Insekten- und Biodiversitätspfad Bietigheim-Bissingen umfasst 19 Infotafeln an 18 Stationen. Große Insekten-Skulpturen von Holzbildhauer Stefan Vollrath beleben den Pfad und Biotopstrukturen für Insekten, auch Insektenhotels und Nisthilfen, geben Anregungen für Hobby-Gärtner, diese auch im eigenen Garten umzusetzen. Neben dem Abschnitt im Grünzug Kreuzäcker liegt auch im Grünzug auf dem Grotz-Tunnel in Bissingen der Schwerpunkt auf der heimischen Insektenwelt.

Auf der Verbindungsstrecke dieser beiden Grünzüge werden allgemeinere Themen zum Erhalt der Biodiversität angesprochen. Der gesamte Pfad erstreckt sich über knapp vier Kilometer einfache Länge. Die drei Abschnitte sind dabei inhaltlich eigenständig und können unabhängig voneinander begangen werden.

„Die Pflege der Umwelt hat in Bietigheim eine lange Tradition“, lobte Staatssekretärin Kurtz und weiter: „Das Förderprogramm wurde gut genutzt und umgesetzt“. Der Pfad wurde mit 55 000 Euro vom Land gefördert (siehe Infobox), das Budget reichte auch fast aus, nur wenig musste die Stadt noch dazugeben.

„Wer hat denn schon mal einen Ameisenlöwe oder eine Kamelhalsfliege gesehen?“, fragte OB Kessing in die Runde. Nur zögerlich gingen ein paar Arme nach oben. Das ändere der Lehrpfad, prophezeite Grözinger, die von der Konzeption berichtete. „Wir hatten so viele Idee, die auf die 19 Tafeln gebracht werden mussten.“ Neben den Tafeln wurden auch Biotope angelegt, Stauden gepflanzt, Lebensbereiche aus Totholz und Sand für Insekten geschaffen, die das lieber mögen als Blumen sowie eine mehrjährige Blühbrache angelegt.

Naschgarten für Passanten

Und tatsächlich, am Wildbienen-Punkt summte es am Freitag schon ganz ordentlich. Doch nicht nur für das leibliche Wohl der Insekten wurde gesorgt, Grözinger berichtet auch von einer Tafel zur Vielfalt, an die Beerensträucher gepflanzt wurden: „Ein Naschgarten für Insekten, Vögel und Passanten.“

Es sei wichtig, den Nutzen der oft als lästig wahrgenommenen Insekten ins Gedächtnis zu rufen. Denn nach der „Krefelder Studie“ von 2018 sind aufgrund von Lebensraumverlusten und Pestiziden in knapp 30 Jahren rund dreiviertel aller Insekten verschwunden – „Das sollte uns beunruhigen“, so OB Kessing. Insekten seien die Grundlage fast aller Nahrungsketten und ökologischen Kreisläufe, wichtige Bestäuber von Nutzpflanzen und für die Ernährung unersetzlich.

Die reine Laufzeit des Pfads beträgt eine Stunde. Auch gibt es Zusatzmaterialien auf der städtischen Homepage, inklusive Bastelanleitungen und drei Quizzen.

www.bietigheim-bissingen.de

Zur Entstehung und Umsetzung des Pfads

Inspiriert wurde die Stadtgärtnerei durch den Antrag der SPD-Fraktion 2019, die Stadt Bietigheim- Bissingen möge doch einen Insektenpfad erstellen. Angesichts der klammen Kassen aufgrund der Pandemie wurde das Vorhaben nach hinten verschoben.

Dank einer Förderzusage des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg über 55 000 Euro im Oktober 2020 konnte ein kombinierter Insekten- und Biodiversitätspfad in die Tat umgesetzt werden.  

 
 
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