Neuer Sommer-Hit aus Bietigheim-Bissingen und München Musikalische Fernbeziehung

Von Rena Weiss
Art Directors, das sind Aljoscha Reidl (links) und Andreas Beck. Das Duo aus Bietigheim-Bissingen und München veröffentlicht mit "Moments to Stay" einen neuen Track, der Sommersong-Potenzial hat.⇥ Foto: Art Directors

Aljoscha Reidl und Andreas Beck sind die Art Directors. Mit ihrem neuen Lied „Moments to Stay“ und einem Plattenvertrag wollen sie durchstarten.

So eine Fernbeziehung kann schon nerven, sagen Aljoscha Reidl und Andreas Beck. Die beiden Musiker und Produzenten müssen es wissen, denn Beck wohnt in München und Reidl in Bietigheim-Bissingen. Doch nicht nur räumlich liegen die beiden auseinander, auch musikalisch sind die Art Directors, wie sie sich nennen, eine „musikalische Fernbeziehung zwischen Pop und elektronischer Musik“. Wie diese Kombination klingen kann, zeigen sie in ihrem neuen Stück „Moments to stay“, das an diesem Donnerstag, 1. April, erscheint.

„Wir telefonieren fast jeden Tag“, erzählt Aljoscha Reidl, „und jedes Mal geht es um Musik, auch wenn wir natürlich über Privates quatschen“, ergänzt der 25-Jährige. Wenn sie sich dann treffen, sei es eine Mischung aus Arbeit und den besten Freund zu sehen. Kennengelernt haben sich die beiden am Popcollege in Fellbach 2012. Beide absolvierten hier eine Ausbildung zum Musik- und Sounddesigner. Als erstes gemeinsames Projekt nahmen sie an einem Remix-Contest teil. „Über den Song vom Remix-Contest legen wir aber dann besser den Mantel des Schweigens“, sagt Andreas Beck (30) schmunzelnd. Über ihren neuen Song wollen sie jedoch gerne reden.

Produzent wird zum Sänger

Vor allem der Gesang sticht hervor, vergleicht man „Moments to stay“ mit vorherigen Werken. „Der Produzent wurde zum Sänger“, sagt Reidl. Die beste Stimme habe er nicht, gibt er zu, doch beide Musiker wissen, was sie damit anfangen können. „Was gibt die Stimme her und was könnte man daraus machen“, sagt er dazu und vergleicht die technische Bearbeitung der Stimme mit einem Instrument. Ganz unerfahren ist Reidl zudem nicht, schon in mehreren Projekten war er Backroundsänger. Ein weiterer Vorteil sei – vor allem in Corona-Zeiten –, dass Reidl als Sänger die Stücke genauso singen könne, wie sie die Art Directors für ihr Stück haben wollen. Zudem müsse er für Änderungswünsche nicht jedes Mal dem Sänger oder der Sängerin die Wünsche weitergeben, die wiederum müssen nicht vorbeikommen oder etwas schicken.

Entstanden sei „Moments to stay“ zur späten Stunde, als die beiden im Studio saßen. Alles fing mit einer Gitarrentonspur an, die wurde schneller gemacht, und schon stand das Grundgerüst. In der Produktion kamen Bassline, Schlagzeug und Effekte dazu. „Es hat ein bisschen was von Slap-House, hat aber was ganz Eigenes“, erzählt Andreas Beck. Die beiden ordnen ihre Musik zwischen Pop und elektronischer Musik ein. Das neue Stück ist dabei keine Ausnahme. Jetzt erscheint der Song offiziell bei United Music Hits, eines der größten Labels in Spanien für elektronische Musik. Über ein Onlineportal fanden Art Directors und das Unternehmen zusammen. Dort können Künstler ihre Lieder verschiedenen Labels präsentieren. Gleich drei sprangen an, erzählen Beck und Reidl. Doch bei United Music Hits stimmen die Konditionen, die Reichweite und das Genre. „Uns ist es wichtig, dass es passt“, fasst es Beck zusammen.

Ein spanisches Label könnte für die Art Directors einen großen Vorteil bringen. „Jeder kennt die Insel Ibiza“, sagt der Münchner, „dort ist der größte Markt für elektronische Musik weltweit.“ Was in Spanien, vor allem in Ibiza und Barcelona gespielt werde, könne schnell zum Sommerhit werden. Das würden sich auch der 30- und 25-Jährige wünschen.

Denn Andreas Beck traf die Corona-Pandemie hart. Seit er 18 Jahre alt ist, arbeitet er als DJ. Während der Krise musste er umsatteln und ist nun im Vertrieb tätig. Aljoscha Reidl hatte sein Hobby zum Beruf gemacht, sagt er. Als Mediengestalter lerne er viel dazu, auch für seine eigene Musik. Der 25-Jährige lernte bereits mit vier Jahren Klavier und mit 14 Jahren Gitarre. Beck hingegen zog es früh an den DJ-Pult. Er war ein gefragter DJ in der Stuttgarter Klubszene, legte allerdings auch schon in Las Vegas auf. „Ich durfte bei der Poolparty eines Hotels direkt gegenüber vom Caesars Palace spielen.“

Als Art Directors hatten sie vergangenes Jahr noch die Chance, aufzutreten. Das fehle nun. Allerdings sei 2020 so produktiv gewesen wie fast kein anderes Jahr, sagt Reidl. Dabei hoffen sie auf viele Klicks bei Streaming-Diensten, um ihre Musik bekannt und beliebt zu machen. Geld verdienen könne man damit aber kaum. Im Durchschnitt verdiene ein Künstler pro Klick, der mindestens 30 Sekunden läuft, um die 0,003 Cent, sagt Beck. Das Hauptgeld verdienen Musiker mit Konzerten und Auftritten – zumindest vor der Krise. „In Deutschland ist man nun auf die Künstlerhilfe angewiesen“, ergänzt der 30-Jährige. Die Art Directors hoffen auf Besserung, auch, weil es nicht nur Andreas Beck und Aljoscha Reidl so gehe. Bei den Art Directors gehe es um das Zusammenarbeiten vieler Künstler. Sie verstehen sich als Brücke zwischen Sängern, Songwritern, Produzenten und Musikern. Beim Text von „Moments to stay“ kam daher, wie so oft, der Text einer guten Freundin der beiden zu Einsatz. Die Verfasserin erklärt, dass es um Freundschaft geht, eines der höchsten Güter unserer Zeit, wie sie findet. Auch bei ihrem Musikstil lassen sich die beiden immer wieder von anderen Künstlern inspirieren.

Mischung verschiedener Stile

Die musikalische Zusammenarbeit funktioniere durch die räumliche Trennung viel über Videochats und Nachrichten. Produziert wird in Reidls Studio in Bietigheim-Bissingen. Dabei zeige sich der unterschiedliche Zugang zur Musik. Der Bietigheim-Bissinger probiere oft stundenlang neue Instrumente und Erweiterungen für seine Programme aus. Sein Münchner Kollege achtet wiederum sehr auf die Struktur. „Wir ergänzen uns gut und das von Anfang an“, sagt Beck, obwohl der persönliche Musikgeschmack der beiden oft auseinandergehe. „Daraus entsteht eine gute Mischung“, fügt Reidl hinzu. Es sei letztlich viel schöner, diesen Prozess und die Freude mit jemanden teilen können – auch auf der Bühne. „Unser Ziel ist es, der Stadt Bietigheim-Bissingen in der Szene auch noch einen Stempel aufzusetzen“, sagt Reidl zu seiner Heimatstadt, die eigentlich als Hip-Hop-Hochburg gilt. Zu einem Auftritt bei Live am Viadukt würden sie ebenfalls nicht Nein sagen.

www.artdirectorsmusic.com

 
 
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