Neuerscheinung Das Lieblingsgenre ist die Lyrik

Von Gabriele Szczegulski
Autorin Inge Köhler-Jung mit ihren Büchern, in Händen hält sie ihr neuestes Buch, einen Gedichtband. ⇥ Foto: Martin Kalb

Inge Köhler-Jung aus Bietigheim-Bissingen legt ihren sechsten Lyrikband, der bei Literafreakpress in Bietigheim erscheint, auf.

Kinderbücher sind das Hauptmetier der Bietigheimer Autorin Inge Köhler-Jung. Doch auch Bücher für Erwachsene mit ernsten und zeitaktuellen Themen wie der – fiktiven – Entsorgung von alten Menschen hat sie schon geschrieben. Ihr Lieblingsgenre aber, so sagt die Autorin, ist die Lyrik. Nun legt Inge Köhler-Jung im Bietigheim-Bissinger Verlag Literafreakpress von Ralf Preusker ihren sechsten Lyrikband auf.

Weg durch das Leben

„Blüten auf Totholz“ heißt das Büchlein mit Gedichten, die, wie sie sagt, verschiedene Lebensabschnitte markieren. An die 100 Gedichte sind es, die in dem Band, der mit Fotos von Inge Köhler-Jung sehr stimmungsvoll gestaltet ist, versammelt sind. Gleich das erste Gedicht „Gläserne Blüten“ thematisiert, was mit Lebensabschnitten gemeint ist: der Weg durch das Leben, der voller Träume beginnt, nichts wissen will von weisen Ratschlägen, von Irrtümern hin zu verschämter Scham. Ziel aber ist, so Köhler-Jung, „wenn die Seele es zulässt, uns niemals zu brechen“.

Inge Köhler-Jungs Lyrik ist zeitlos schön, eine Poesie der Wörter, selbst wenn das „Paradies“ von „Kraken verraten“ wird.  Vieles dreht sich um das Fallen der Engel in tiefe Löcher, um die Entthronung durch das Leben. Und doch gibt es immer einen Hoffnungsschimmer.

Die Lyrikerin benutzt viele Bilder und Symbole: Da wimmelt es von goldenen Lämmern, von Apollo und anderen Göttern, vom Reich der Feen, von Unsterblichkeit, von gebrochenen Flügeln oder dem Füllhorn des Lebens. Es geht um Erfahrungen, die gemacht werden müssen, um „auf die richtigen Pfade zu kommen“. Die Sprache ist künstlerisch, aber nicht aufgebläht. Der Gang durch die Gedichte ist ein voller Genuss an den Worten.

Auch Zeitaktuelles darf nicht fehlen wie im Gedicht „In den Iden des März 2020“. Nichts wird konkret angesprochen, aber es geht um die Erfahrung einer Pandemie: „Sehen und fassungslos unserer Pyramide beraubt“ oder „Die Apokalypse scheint uns zuzulächeln, aus dem Paradies wurden bisher nur andere vertrieben“. Es ist nicht nur ein scheinbarer Kommentar auf die Corona-Krise: „Machtlos ist der Machtkampf nur pro forma, die Verlierer geben sich nicht die Hand, halten Abstand, um der Form willen“.

Es ist diese abstrakte, symbolhafte Sprache, die so schön ist, dass das Schreckliche der Botschaft niederreißt und auch keine Hoffnung in Form eines weiteren Gedichtes naht. Die Grundstimmung der Gedichte ist eine eher zerbrechliche, es ist eine Betonung von negativen Grundstimmungen wie in  „Manipuliert“ oder „Königin“.

Rettung naht

Aber in „Minusbereich“ heißt es „Ohne weitere Hoffnung kann niemand leben, nur existieren“.  Und deshalb, so Inge Köhler-Jung, gibt es auch Rettung, aber sie, so heißt es in „Rettung verstehen“, „naht nicht in einer Rüstung und nicht zu Pferde“, sondern man sollte „das anerkennen, was da kommen mag“.

Von daher ist das Büchlein ein Hoffnungsschimmer im Lauf des Lebens, und es macht vor allem Spaß, sich in die Sprache der Lyrikerin zu vertiefen.

Info Inge Köhler-Jung, „Blüten auf Totholz“, Literafreakpress, erhältlich für 12 Euro in den Buchhandlungen.

 
 
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