Neuling überrascht mit einem 5:4-Sieg gegen Ingolstadt Mutige Steelers legen eine furiose DEL-Premiere hin

Von Andreas Eberle
Der Kanadier Riley Sheen (rechts) lässt sich nach seinem Treffer zur Bietigheimer 4:1-Führung feiern. Foto: Ralf Poller/Avanti

Der SCB überrascht bei seinem ersten Spiel in der Eliteklasse und schlägt Ingolstadt mit 5:4. Der Neuling zeigt weder Lampenfieber noch Respekt.

Die Fans bewiesen bei der Premiere der Bietigheim Steelers in der deutschen Eliteklasse Humor. Und einen guten Riecher. „In der DEL ungeschlagen seit 1988“ stand auf einem Transparent in der Kurve. 1988 ist das Gründungsjahr des Vereins. Da der SCB noch nie erstklassig war, entsprach der Spruch also absolut der Wahrheit. Und er gilt weiterhin. Denn die Steelers gewannen am Freitagabend überraschend ihr erstes Spiel im Eishockey-Oberhaus gegen den ERC Ingolstadt nach spektakulären 60 Minuten mit 5:4. Die ersten drei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt sind eingesackt. „Der Sieg war unglaublich wichtig. Die Jungs haben hart dafür gearbeitet. Einen besseren Start kann man sich nicht wünschen“, sagt Kapitän Constantin Braun.

Lampenfieber? Respekt vor großen Namen? Anpassungsprobleme in puncto Tempo und Dynamik? Wer im Bietigheimer Lager mit derlei Unbill gerechnet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Die Steelers versteckten sich bei ihrem DEL-Debüt nicht, spielten vom ersten Bully an mutig nach vorne und waren das klar bessere Team. Die Panther aus Ingolstadt schienen von dem respektlosen Auftritt des Neulings geradezu überrumpelt.

Braun erzielt erstes DEL-Tor

Das historische erste DEL-Tor der Steelers ging auf das Konto des neuens Kapitäns: Nach exakt zwölf Minuten und zwölf Sekunden traf Braun per Fernschuss. Einen Tag zuvor hatte der Leihspieler von den Berliner Eisbären im Interview mit der BZ noch angekündigt, mit Leistung vorangehen zu wollen – und gleich im ersten Punktspiel ließ er auf dem Eis Taten folgen. Doch eigentlich darf man keinen SCB-Profi herausheben, denn alle gaben Vollgas und kämpften leidenschaftlich im Kollektiv um jeden Puck und um jeden Zentimeter Raum – so wie es sich für einen Underdog gehört.

In der 16. Minute war ein zweiter Neuzugang erfolgreich, ebenfalls im Powerplay: Nach einem Pass von Riley Sheen hielt Mitchell Heard die Kelle hin – 2:0. Der kanadische Center, der zuvor erst ein Testspiel für seinen neuen Klub absolviert hatte, sah beim Jubel und bei der Stimmung aber offenbar noch Luft nach oben: Heard fuhr zum Fanblock und legte eine Hand horchend ans Ohr. Dabei gaben auch die Fans alles und sorgten auf den Rängen für eine euphorische Atmosphäre, die auch Trainer Danny Naud später lobte: „Die 2800 Zuschauer haben sich heute angehört wie 5000.“ Die Stimmung kühlte 47 Sekunden vor der ersten Drittelpause allerdings kurzeitig ab, als Louis-Marc Aubry mit dem dritten Überzahltor der Partie auf 1:2 verkürzte.

Im Mitteldrittel ließen die Schwaben keinen Deut nach und kauften dem Halbfinalisten der Vorsaison weiter den Schneid ab. Kurz nach einer Strafzeit zeigte Evan Jasper seine Spezialität und überwand ERC-Goalie Kevin Reich mit dem Bauerntrick zum 3:1 (23.). Mit jenem hatte der leichtfüßige Kanadier schon in der DEL2 gelegentlich Erfolg gehabt, was sich aber wohl nicht bis nach Ingolstadt herumgesprochen hat. Da wollte sich Sturmpartner Sheen, der letztjährige Topscorer, nicht lumpen lassen und erhöhte nach einem Konter auf 4:1 (33.). Mit einem Abstaubertor sorgte Aubry jedoch für neue Hoffnung bei den 200 mitgereisten Gästefans (38.).

Ranford erzielt Siegtor in Unterzahl

Die Oberbayern feierten erst recht, nachdem Benjamin Marshall mit einem Doppelpack das 4:4 besorgt hatte. Der Ausgleich fiel dabei im Spiel fünf gegen drei. „Ohne Schiri habt ihr keine Chance“, tönte es nun aus dem empörten SCB-Block. Fünf Sekunden später gab der zweite kanadische Neuzugang Brendan Ranford die prompte sportliche Antwort, indem er in Unterzahl das 5:4 schoss (52.). Es war der Siegtreffer.

In der Schlussphase hielt es keinen Zuschauer mehr auf dem Sitz, die Steelers parierten auch die letzten Angriffe der Panther und feierten letztlich einen perfekten Einstand im Oberhaus. Und stolz streckten die Bietigheimer Fans das Banner mit dem DEL-Spruch ihren Lieblingen entgegen, als die Mannschaft zum gemeinsamen Jubeln in die Kurve kam. Am Sonntag (14 Uhr) muss der Aufsteiger seine weiße Weste in der DEL nun bei den Nürnberg Ice Tigers verteidigen.

 
 
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