Nora Oehmichen ist Bundesvorsitzende von „Teachers for Future“ Klimaschutz als fester Bestandteil des Unterrichts

Von Gabriele Szczegulski
Nora Oehmichen ist Bundesvorsitzende des Vereins „Teachers for Future Germany“. Sie setzt sich nicht nur für den Klimaschutz ein, sondern will nachhaltige Bildung an den Schulen etablieren. Aber sie versucht auch, in ihrem Alltag so nachhaltig wie möglich zu leben und fährt deshalb Rad.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Nora Oehmichen ist Bundesvorsitzende des Vereins „Teachers for Future“ und kämpft dafür, dass Nachhaltigkeit Unterrichtsstoff wird.

Für Lehrerin Nora Oehmichen ist die Sache klar: Das Grundgesetz, Artikel 20 a,  sage eindeutig: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung.“ „Als Lehrerin habe ich diesen Diensteid auf das Grundgesetz geschworen, daran muss ich, aber auch die Politik sich halten“, sagt die Aspergerin, die in Vaihingen am Stromberg-Gymnasium Geschichte, Französisch und Ethik unterrichtet, momentan aber ein Sabbatjahr macht.

Auch dieser Diensteid hat sie dazu gebracht, zuerst das Ludwigsburger „Fridays for Future“ zu unterstützen, dann sich in „Parents for Future“ zu engagieren.  Dann brachte sie sich in „Teachers for Future Germany“ ein, seit dem Sommer ist die Bewegung ein Verein und Nora Oemichen nicht nur Gründungsmitglied, sondern auch eine von zwei Bundesvorsitzenden. „Im Prinzip ist es ein Armutszeugnis für uns Erwachsene, dass die Jugendlichen in Vorbildfunktion gehen mussten“, sagt Oehmichen.

FFF-Jugendliche sind "keine Schulschwänzer"

Für sie sind die „Fridays for Future“-Jugendlichen auch keine verwöhnten Kinder, die von den Eltern zur Schule gefahren werden und in den Ferien von Kontinent zu Kontinent jetten. „Die meisten sind sehr umweltbewusst, engagieren sich politisch und sind keine Schulschwänzer“, sagt sie. Zudem sei während des Corona-Lockdowns sichtbar geworden, wozu die jungen Leuten fähig seien. „Da wurde hinter den Kulissen einiges vorangetrieben, mit der Politik gesprochen, mit der Wirtschaft und Industrie kontaktiert“, so Oehmichen. Jetzt, so sagt sie, sei es auch an den Lehrern, die Jugend in Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu befähigen.

In ihrer Funktion als Bundesvorsitzende von „Teachers for Future Germany“ schrieb Oemichen einen Brief an Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, Kultusministerin Theresa Schopper und weitere Minister,  mit der Forderung, in den Schulen nachhaltige Bildung zu etablieren.  Den Brief übergab sie höchstpersönlich an Schopper und ist damit die erste Vertreterin der „Future“-Bewegung, die im Kultusministerium offiziell empfangen wurde.

Entschlackter Bildungsplan

„Teachers for Future“ fordern, im Unterricht an allen Schulen der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) höchste Priorität zu geben. Diese steht zwar seit 2016 im Bildungsplan, laut Oehmichen haben auch an vielen Schulen schon vermehrt Projekte und Aktionen im Rahmen der Nachhaltigkeitsbildung stattgefunden. „Das reicht aber noch lange nicht, BNE muss in den Unterricht als Pflicht integriert werden, es kann keine freiwillige Aktion bleiben und darf nicht angesichts des aufgeblähten Bildungsplans hinten runter fallen“, so die Lehrerin, die dafür ist, Bildungspläne zu entschlacken. „Vor allem beinhaltet BNE auch, dass sich die Strukturen des Unterrichten verändern und dies anschließend auch in die Benotung einfließen muss“, sagt Oehmichen.  Zudem, so Oehmichen, „darf nachhaltige Bildung nicht nur für eine gymnasiale Elite sein.“

In den Schulen müsse es, so die Forderung, mehr Ressourcen für die nachhaltige Bildung geben.  Den Schülerinnen und Schülern müsse aber auch Raum und Zeit gegeben werden, in der Praxis und auch direkt an der Schule etwas zu verändern. „Da geht es darum, wie wird geheizt, wie viel Papier wird verschwendet, da kann man mit Betrieben vor Ort über Klimaschutz reden“, sagt sie. Die Schülerinnen und Schüler müssten aber auch den Prozess der Veränderung kennenlernen. Oemichen hat ein Beispiel: Wenn der Hausmeister einer Schule Pausensnacks, alle einzeln in Plastik eingewickelt, verkauft, und die Jugendlichen dies verändern wollen, müsse es komplex von ihnen organisiert werden. „Das fängt an, Alternativen zu suchen, mit der Stadt zu sprechen, Lieferketten zu finden, und hört damit auf, warum der Hausmeister neben seinem ausfüllenden Job noch Essen verkaufen muss, bekommt er zu wenig Geld, können wir ihn unterstützen“, sagt sie. Politische und nachhaltige Bildung, so Nora Oehmichen müsse in den Schulen viel praxisorientierter werden.

www.teachers4f.de

 
 
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