OB-Wahl, Stephan Muck privat Lieber Besenwirt als Archäologe

Von Frank Ruppert
OB-Kandidat Stephan Muck an seinem Lieblingsplatz, in seiner Besenwirtschaft.⇥ Foto: Martin Kalb

Die BZ hat die beiden Kandidaten zur Oberbügermeisterwahl nach ihrem Lieblingsplatz gefragt und sie dort getroffen. Den Anfang macht Stephan Muck in seiner Besenwirtschaft.

Die Wahl eines Lieblingsplatzes fiel Stephan Muck gar nicht leicht. Eigentlich gebe es auch zwei: Zum einen in seinem Besen in der Bietigheimer Altstadt und zum anderen im Wengert selbst. „Gerade liegt Waldbaden ja sehr im Trend. Ich brauche das nicht, weil ich als Wengerter ohnehin viel in der Natur bin“, sagt der OB-Kandidat. Er habe auch erst lernen müssen, die Zeit im Wengert bewusst zu genießen und nicht schon wieder an die nächsten Aufgaben zu denken. Aber wenn man das bewusste Erleben zulasse, gebe einem die Arbeit an den Reben viel.

Aber wie kam es eigentlich dazu, dass Muck für seinen Lebensunterhalt im Wengert steht? „Mein Vater hat sich, als ich zehn Jahre alt war, damit selbstständig gemacht.“ In der Folge half der Sohn regelmäßig im Weinberg mit. Eine Arbeit, die ihm schon damals gefallen habe, auch wenn er einschränkt: „Als Teenager, wenn die Mädchen im Sommer alle im Freibad waren und man selbst dann im Wengert stand, war das auch manchmal nicht so toll“, lacht der 50-Jährige.

Auf die Frage, ob für ihn nie eine andere Berufswahl infrage gekommen sei, muss Muck überlegen. Eigentlich sei schon immer klar gewesen, dass er in die Fußstapfen seines Vaters trete, aber eine kurze Zeit habe er sich auch eine Karriere als Archäologe vorstellen können. „Das habe ich mir ernsthaft überlegt. Aber als Archäologe entdeckt man ja auch nicht jeden Tag etwas Spannendes“, so Muck.

Letztlich habe ihn dann doch die Arbeit im Wengert mehr begeistert. Bereut hat er seine Wahl bis heute nicht, vielleicht auch weil er sich immer auch im gastronomischen Bereich austoben konnte. Die Lama-Bar und das Colombo stehen in seiner Vita und natürlich auch sein zweiter Lieblingsplatz, die Besenwirtschaft. Muck beschreibt sich selbst als gesellig. Aus Ermangelung an anderen Angeboten im Ort, habe er seine gastronomischen Projekte gestartet.

Beim Besen habe man schnell festgestellt, dass man keine Besen-typische Kundschaft habe. „Die älteren Leute fahren lieber mit dem Auto raus zu einem Besen“, sagt Muck. Dafür kämen nun mehr auch junge Leute in den Besen. „Ganz wichtig ist, dass der Besen auch bleibt, wenn ich OB bin“, sagt Muck. Viele Leute seien im Wahlkampf mit der Sorge um die Zukunft des Besens auf ihn zugekommen. Genau wie die Arbeit im Wengert werde es dafür andere Lösungen geben, er selbst habe dann keine Zeit mehr dafür. Schon jetzt ist beides ein Familienbetrieb.

Über den Atlantik

Die Familie spielt eine wichtige Rolle in Mucks Leben. Man sei sich über die Generationen sehr nah, aber anders möchte er es auch nicht. Und wie hat die Familie auf seine Kandidatur-Pläne reagiert? „Meine Frau eher zurückhaltend. Sie steht nicht gerne im Mittelpunkt. Generell hat das die Familie aber nicht so überrascht. Ich bin bekannt dafür, auch mal verrückte Sachen zu machen“, lacht Muck. So habe er mit dem Segelboot auch schon einmal den Atlantik überquert.

Als Gag oder Mutprobe möchte er seine Kandidatur aber nicht verstanden wissen. Dafür investiert er zu viel. Er meint es ernst und rechnet sich gute Chancen auf den Sieg aus.

Der Wahlkampf vereinnahmt ihn derzeit sehr. Regelmäßig lädt er zu Diskussionsrunden ein oder betreibt Wahlkampf über die Sozialen Medien. „Vier Stunden Schlaf, mehr bekomme ich derzeit nicht, aber ich will es auch nicht anders. Die Rückmeldungen geben mir sehr viel Energie“, sagt Muck. Wengert, Besen, Wahlkampf und Familie. Wofür bleibt da noch Zeit? Ein Hobby? „Nein, da gibt es nichts“, sagt Muck und erinnert an sein Ehrenamt als Stadtrat.

Wie sehr der Wahlkampf ihn derzeit in Beschlag nimmt, sieht man auch am Besen. In einem Raum stehen in der Ecke übrige Wahlplakate, die noch aufgehängt werden, sein Laptop steht auf dem Tisch und seine Eltern stemmen viel des derzeitigen Betriebs. Im Gespräch merkt man Muck die Anspannung des Wahlkampfs an, aber er strahlt auch viel Zuversicht aus. Anfangs hat er wohl selbst eher tiefgestapelt, sehe nun aber, dass es eine gute Chance gebe, die Wahl zu gewinnen. Auch wenn er keine anderen Parteien als der eigenen Wählervereinigung offiziell hinter sich habe.

„Ich bin ein unabhängiger Kandidat“, sagt Muck dazu, dass auch die CDU, die nicht müde wird, einen Wechsel an der Rathausspitze zu fordern, ihn, den einzigen Herausforderer Kessings, nicht unterstützt. „Das hat mich nicht überrascht“, erklärt Muck zur CDU. Es habe aber gute Gespräche auch mit Vertretern der CDU gegeben. Und was, wenn es doch nicht reicht am Wahlabend? Dann müsse man fair genug sein, dem anderen die Hand zu reichen. „Im Großen und Ganzen war der Wahlkampf bislang fair.“

Info Die Geschichte über den Lieblingsplatz von OB Jürgen Kessing erscheint am Donnerstag. Über den Wahlkampf und die Entscheidung am Sonntag informiert die BZ auch in einem Live-Blog auf der Homepage.

www.bietigheimerzeitung.de

 
 
- Anzeige -