Obere Kelter in Markgröningen In Betrieb bis in die 1950er-Jahre

Von Martin Hein
Die Obere Kelter war viele Jahre Bannkelter in der seinerzeit die Untertanen gegen Abgabe des Kelterweins ihre Trauben pressen lassen mussten.⇥ Foto: Martin Kalb

In der Oberen Kelter Markgröningen wurde bis in die 1950er Jahre gekeltert. Die Landjugend schmückt dort den Erntewagen für den Schäferlauf.

Die Schäferlaufstadt hat sogar zwei Keltern in ihrem historischen Gebäudebestand aufzuweisen. Die Obere Kelter und die Untere Kelter. Die ältere Kelter ist die so genannte Obere Kelter. Diese wurde 1491 in Fachwerkbauweise errichtet. Bemerkenswert ist der Umstand, dass die Obere Kelter weitgehend verzapftes Fachwerk aufweist. Der imposante spätmittelalterliche Fachwerkbau besteht aus fünf Schiffen.

Platz für vier Kelterbäume

Das Innere der Kelter ist als offene Halle angelegt. Das Gebäudeinnere war geräumig, denn die vier riesigen Kelterbäume beanspruchten viel Platz. Um 1600 wurde die Westwand in Stein ersetzt. Um die Keltern waren seinerzeit weitere Freiflächen nötig, damit die mit Trauben beladenen Wagen zufahren und die Bütten abgestellt werden konnten. Wegen der beim beginnenden Gärprozess freiwerdenden Gase benötigten die Kelterhallen eine gute Frischluftversorgung. Die bis heute erhaltenen Fensteröffnungen gewährten dies.

Die Obere Kelter war eine Bannkelter. Das heißt, dass die Untertanen verpflichtet waren, ihre Trauben dort gegen Abgabe des Kelterweins pressen zu lassen. Der so genannte Weinzehnt musste zusätzlich abgeführt werden. Der Ausbau des Weins erfolgte anschließend im herrschaftlichen Weinkeller des benachbarten Schlosses, dem späteren Oberamtsgebäude. Seit 1828 befindet sich die Obere Kelter, die ein eingetragenes Kulturdenkmal ist, im Besitz der Stadt Markgröningen.

Wie lange in der Oberen Kelter Traubensaft gepresst wurde, lässt sich nach Auskunft von Stadtarchivarin Edith Holzer-Böhm nicht mehr genau feststellen. Fest steht, dass die Stadt Markgröningen letztmals Herbst 1948 Gebühren für die Benutzung der Oberen Kelter erhoben hat. Auf einem Foto werden jedoch noch 1958 Trauben vor der Kelter entladen. Das eigentliche Keltergeschäft erfolgte zu der Zeit aber bereits in der Unteren Kelter.

Bis 2017 Museumsdepot

Zwei große, übereinanderliegende Speichertüren im Ostgiebel ermöglichten bequeme Zugänge zu den Dachgeschossen, um dort den Heuzehnt einzulagern. Die Kelter wird immer noch benutzt. Seit 2011 kommt die Landjugend in dem historischen Gebäude zusammen und schmückt dort den Erntewagen für den Schäferlauf. Bis 2017 war in der Oberen Kelter auch das städtisches Museumsdepot untergebracht. ⇥

 
 
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