In seiner römischen Toga beschwor Richard Ulbricht aus Ehningen vor dem Weihrauchfeuer die römischen Götter, damit sie dem Opfer zum Fest „Lupercalia“ milde gestimmt waren. Das Mitglied der „Interessengemeinschaft für experimentelle Archäologie und Geschichtsdarstellung Legio 8“ war beim römischen Familienfest zum Frühlingserwachen in Oberriexingen vollkommen in seinem Element.
Oberriexingen Auf den Spuren der Römer
Rund um die Jupitergigantensäule in Oberriexingen feiern am Wochenende zahlreiche Besucher und Besucherinnen das Frühlingserwachen.
Interesse an der Rämerzeit
Schon seit der Schulzeit interessiert sich der Hobbyhistoriker intensiv für die Römerzeit und hat auch über die Historie des einstigen römischen Gutshofes am Standort des heutigen Römermuseums in der Weilerstraße geforscht. „Wir haben heute einen römischen Baukran aus Holz mitgebracht, mit dem früher solche Säulen wie die frisch sanierte Jupitergigantensäule aufgebaut wurden. Allerdings waren diesen Säulen eher in Süddeutschland zu finden, da der Reiter auf dem Pferd eher keltischen Ursprungs ist“, erläuterte Ulbricht den zahlreichen Besuchern und Besucherinnen.
Das eigentliche Opfer an die Götter, damit diese die Dämonen des Winters endgültig aus der Römerstadt vertreiben sollten, feierten später als kleine „Luperci“ mit Stofffetzen verkleidete Kinder, die den Besuchern mit einem Stoffriemen auf die Hände schlugen, um sie zu „reinigen“ und ihnen neues Leben zu übertragen. „Das römische Familienfest bei diesem tollen Wetter ist heute eine gute Gelegenheit, auch unseren Familien aus Oberriexingen zu zeigen, welche Spuren der Römer bei uns zu finden sind“, sagte die Leiterin des Oberriexinger Römermuseums, Cornelia Karow.
Sie kann in ihrem Römerkeller vor allem wissenschaftlich interessierte Besucher begrüßen, aber selten Bürger aus der Stadt selbst. „Wir haben einen Römerparcours durch das gesamte Stadtgebiet ausgewiesen, bei denen die Besucher vor unterschiedlichen Römerspuren ausführliche Informationstafeln mit QR-Codes zu Filmen im Internet finden“, erläuterte Karow. Sie betonte, wie wichtig es sei, diese Spuren in einem guten Zustand zu erhalten, damit die Bürger immer wieder sichtbare Zeugnisse der Vergangenheit vor Augen haben. Über die Erneuerung der Jupitergigantensäule, die im vergangenen Jahr wieder aufgebaut worden war, konnten sich die Besucher des Römerfestes auch vor Ort einen Film anschauen.
Kinder kamen auf ihre Kosten
Spannend war der Ausflug zum Römerfest vor allem für Kinder, denn sie konnten zahlreiche römische Spiele wie Rundmühle mit bunten Steinen oder ein Wurfspiel mit Nüssen ausprobieren, beim Stand des Elternbeirats der Beate-Kaltschmid-Kindertageseirichtung römische Armreifen oder Amuletts anfertigen oder in einem Sandbottich nach kleinen Schätzen graben. Kulinarisch war die Oberriexinger Version des römischen „Lupercalia-Festes“, das eigentlich am 15. Februar gefeiert wurde, ebenfalls einen Besuch wert, denn zahlreiche Vereine aus der Stadt servierten allerlei Leckereien vom Pulled-Pork-Burger über Quiche bis zu würzigen Spiralkartoffeln. Zudem gab es köstliche Mostbrötchen aus dem Römerofen.
Besondere Ehre für den Schultes
Eine besondere Ehre wurde Bürgermeister Ron Keller zuteil. Das im vergangenen Jahr gewählte Stadtoberhaupt der Römerstadt erhielt offiziell seinen römischen Namen „Ronius Selarius Vespasianus“. „Kaiser Vespasian war ein sehr gediegener und realitätsbezogener Mensch. Unter seiner Herrschaft wurde damals das Kolosseum in Rom erbaut“, erläuterte Museumsleiterin Karow, die den Namen federführend ausgewählt hatte. Scherzhaft fragte sie Bürgermeister Keller, ob er sich im Zentrum der Römerstadt auch ein Standbild aufstellen wolle, wie damals die Kaiser auf dem Forum in Rom.
Karow überreichte Bürgermeister Ron Keller zwei Münzen, auf denen das Kolosseum und Kaiser Vespasian abgebildet waren. Keller freute sich über seinen neuen Namen und scheint als Stadtoberhaupt in der Römerstadt nun endgültig angekommen zu sein.