Oberriexingen Hanne und Uli sind nicht vergessen

Von Oliver Gerst
Das Stück zeigte das Nebeneinander von Kindernormalität und Kriegswirklichkeit. Foto: /Oliver Bürkle

Das „Theater unter der Dauseck“ hat die letzten Kriegstage in Oberriexingen nachgezeichnet. Anschließend wurde ein Mahnmal für Hanne, Uli und die anderen Opfer des Zweiten Weltkriegs in der Wernerstraße enthüllt.

„Mahn mal, denk mal“, das war als Aufforderung zu verstehen und der Schlussakkord einer Theater-Performance zur Enthüllung eines Mahndenkmals für Hanne und Uli am Sonntag in Oberriexingen in der Wernerstraße. Hier waren am 20. April 1945 vor „Haus 237“, heute Wernerstraße 18, die Kinder Hannelore Widmaier und Uli Wolfer im Alter von sieben und zwei Jahren ums Leben gekommen, bereits am 17. April vor „Haus 229“, Wernerstraße 5, auch die 57-jährige Else Schray.

Das etwa 30-minütige Stück des „Theaters unter der Dauseck“ (TudD) mit zehn Laienschauspielern fand auf einer provisorischen Bühne auf dem Grundstück von Familie Essig vor der alten Scheune statt und beschrieb die letzten Kriegstage in Oberriexingen in szenischen Bildern. Auf der Grundlage von Recherchen im Stadtarchiv ließen sich die Ereignisse ziemlich exakt rekonstruieren, so TudD-Produktionsleiter Bernd Schlegel. Zusammen mit den „sehr berührenden Erzählungen“ von Hannelore Widmaiers Schwestern Hilde Fischer und Erna Hammer habe sich ein eindrückliches Bild ergeben.

Tod brachten „die Unsrigen“

Die Theater-Performance zeichnete nach, dass die Franzosen, die die Stadt inzwischen besetzt hatten, eindeutig nicht am Tod der Kinder schuld gewesen sind, sondern „die Unsrigen“ auf der anderen Seite der Enz: Umherfliegende Splitter durch Granat-Beschuss der Reichswehr haben die tödlichen Verletzungen verursacht. Die Schauspielerinnen und Schauspieler, zum Teil Gründungsmitglieder von 1992, machten die Vergangenheit ohne Requisiten, aber mit viel Gefühl lebendig, intonierten Flugzeuggeräusche, Explosionen und Gewehrsalven einfach mit ihren Stimmen und zeigten das Nebeneinander von Kindernormalität und Kriegswirklichkeit. Lange hatte es in Oberriexingen geheißen „do bassiert nix“, was aber kurz vor Kriegsende noch Lügen gestraft wurde. Am 21. April verließen schließlich die letzten deutschen Soldaten ihre Stellungen, einen Tag nach dem Tod der beiden Kinder, 17 Tage vor der Kapitulation.

Gemeinsames Projekt

Um auch Tote in der Zivilbevölkerung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ist jetzt das „Mahndenkmal“ für Hanne, Uli und Else – ein gemeinsames Anliegen der Stadt und des Theaters – direkt an der Straße zu sehen. Es soll beispielhaft für alle Opfer von Krieg und Gewalt stehen. Bürgermeister Ron Keller rief bei dessen Enthüllung dazu auf, „aus der Vergangenheit zu lernen, um unsere Zukunft zu schützen“.

Frieden als Verpflichtung

Gerade in der heutigen Zeit, in der wieder Krieg in Europa herrsche, werde deutlich, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit sei, sondern eine Verpflichtung. Die seit 46 Jahren bestehende Städtepartnerschaft zwischen Ennery in Frankreich und Oberriexingen ist „ein lebendiges Beispiel dafür, dass aus Feindschaft Freundschaft und Frieden werden kann“, so Keller. Oliver Gerst

 
 
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