Oberriexingen Protest gegen Supermarkt-Pläne

Von Michaela Glemser
Die Ratssitzung war wegen des B-Plans für die „Steingrube“ gut besucht. Foto: /Michaela Glemser

Die Stadt möchte an der Sersheimer Straße einen Penny-Markt ansiedeln, um die Nahversorgung zu verbessern. Jetzt gibt es Gegenwind von einer Initiative.

Die Stimmung war aufgeheizt. Rund 50 Besucher waren in die jüngste Sitzung des Gemeinderats in die alte Kelter gekommen. Anlass war die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans „Steingrube“. Auf dem rund 9000 Quadratmeter großen Areal an der Sersheimer Straße am nördlichen Stadtrand sollen ein Penny-Supermarkt sowie eine Filiale der Bäckerei Laier mit Backstube und Café entstehen. Eine Initiative hat rund 300 Unterschriften gegen die vorgesehene Bebauung der Fläche gesammelt. In der Einwohnerfragestunde der Ratssitzung gab es zudem deutlich Kritik an dem Vorhaben.

Viele Gegenargumente

„Warum wird heute schon ein städtebaulicher Vertrag mit dem Investor geschlossen und ein Bebauungsplan aufgestellt, wenn die Bürger noch nicht einmal über die Notwendigkeit dieses Supermarkts befragt wurden?“, fragte ein Bürger und verwies auf die, seiner Ansicht nach, zahlreichen Argumente, die gegen das Projekt sprächen.

Eine Bürgerin argumentierte, dass eine erhebliche Versickerungsfläche verloren ginge und bei Starkregen als Puffer nicht mehr zur Verfügung stünde. Eine andere Oberriexingerin kritisierte, dass der Markt von der Stadt aus kaum zu Fuß erreichbar sei und sie mit dem Auto auch in die Supermärkte der Nachbarkommunen fahren könne. Wichtiger sei es, die Grünfläche für die Stadt zu erhalten.

In anderen Redebeiträgen wurde gefordert, das Projekt zunächst zu stoppen und erst die gesamte Bürgerschaft dazu anzuhören.

„Es handelt sich heute um einen ersten Schritt in diesem ganzen Verfahren“, sagte Bürgermeister Ron Keller. „Die Bürger werden noch ausreichend Gelegenheit haben, dazu Stellung zu nehmen.“ Es würden zudem zahlreiche Gutachten erstellt, die auch die notwendige Versickerung des Regenwassers genau überprüfen.

Keller stellte klar, dass auf dem Areal auch schon lange geplante Retentionsflächen entstehen werden. Zudem gebe es für den Verkauf der Grundstücksflächen, die sich im Besitz der Gemeinde befinden, einen separaten Beschluss des Gemeinderats. „Die gesamte Planungshoheit verbleibt bei der Stadt. Wir müssen aber im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens grundsätzlich klären, ob eine Bebauung dort möglich ist, um einen Plan in der Schublade zuhaben“, sagte Keller.

Region signalisiert Zustimmung

Investor ist die Wohnbau Oberriexingen, deren Geschäftsführer Kim Hasenhündl ebenfalls in der Ratssitzung mit seinem Planer Robert Schneider von einem Stuttgarter Planungsbüro anwesend war. Die Gemeinderäte stimmten dem Abschluss eines städtebaulichen Vertrags mit dem Investor zu, demzufolge der Investor die Kosten des Bebauungsplanverfahrens trägt.

Vorgesehen ist ein Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von rund 800 Quadratmetern und im Geschoss darüber mehrere Arztpraxen. In einem zweiten Gebäude will sich die Bäckerei Laier ansiedeln mit einem Verkaufsraum, einem Café und einer Backstube sowie einer Wohnung für den Betriebsleiter im Obergeschoss.

Die Verkehrserschließung des Areals soll über einen Anschluss an die Sersheimer Straße erfolgen, direkt gegenüber der Einmündung in die Ringstraße. Die Stadtverwaltung hat bereits mit der Unteren Verkehrsbehörde gesprochen, die Tempo 50 in diesem Bereich zustimmen wird. Zudem soll der Einmündungsbereich großzügiger gestaltet, die bestehende Verkehrsinsel versetzt und erweitert werden, um Fußgängern und Radfahrern einen sicheren Überweg zu ermöglichen.

Derzeit ist das Plangebiet eine überwiegend landwirtschaftlich genutzte Fläche und liegt am Rande eines regionalen Grünzugs. Es ist dafür jedoch kein Zielabweichungsverfahren nötig, wie die Vertreter des Verbands Region Stuttgart signalisierten, weil der Grünzug durch die Planung abgerundet werde.

An seinem südwestlichen Rand greift das Plangebiet mit rund 2500 Quadratmetern in ein bestehendes Landschaftsschutzgebiet ein. Dafür sind eine Befreiung und Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Ludwigsburg notwendig. Auch ein Umweltbericht mit einer Eingriffs- und Ausgleichbilanz muss erstellt werden.

Ringen um Einzelhändler

Wohnbau-Geschäftsführer Hasenhündl erklärte, dass es ganz schwierig gewesen sei, einen Einzelhandelsbetrieb zu finden, der bereit sei, an dieser Stelle für 15 Jahre die Verkaufsflächen anzumieten mit einer Option auf weitere zehn Jahre. „Sonst machen meist die Einzelhandelsbetriebe die Vorgaben. Wenn wir dieses Vorhaben jetzt nicht umsetzen und sich in den Nachbarkommunen ein weiterer Einzelhändler ansiedelt, wird es langfristig für Oberriexingen diese Möglichkeit nicht mehr geben.“ 

 
 
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