Oberriexingen/Vaihingen Firma will bis zu acht Windräder bauen

Von Michaela Glemser
180 Meter hoch ist das Ingersheimer Windrad, das bisher einzige im Landkreis Ludwigsburg. Die bei Oberriexingen geplanten Windkraftanlagen sollen 261 Meter weit in den Himmel ragen. Foto: Martin Kalb

Die Stromernte-GmbH und die Stuttgarter Stadtwerke wollen zwischen Vaihingen und Oberriexingen einen Windpark errichten. Auch ein Solarpark ist geplant.

Es ist ein Thema, das die Bevölkerung bewegt, und entsprechend groß war das Bürgerinteresse in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Das Unternehmen Stromernte GmbH mit Sitz in Bad Boll möchte mit den Stadtwerken Stuttgart in Gewann „Weitfeld“ zwischen Vaihingen und Oberriexingen einen Windpark errichten, der sich auf der Gemarkung beider Städte erstrecken soll.

„Noch stehen wir ganz am Anfang der Planungen“, sagte Geschäftsführer Benjamin Boy, der unter anderem auch die Projektleitung für den Solarpark Wiernsheim und den Windpark Lauterstein im Landkreis Göppingen innehatte. Im Kreis Ludwigsburg zeichnen Boy und sein Kompagnon Julian Schreder unter anderem für den geplanten 6,5 Hektar großen Solarpark bei Markgröningen verantwortlich.

Wo Windräder gebaut werden dürfen, steht noch nicht fest

Auch Oberriexingens Bürgermeister Ron Keller verwies darauf, dass die Teilfortschreibung des Regionalplans, welche die Vorranggebiete für regionalbedeutsame Windkraftanlagen festlegt, noch längst nicht beschlossen sei. „Noch läuft die Anhörungsphase beim Regierungspräsidium Stuttgart, bei dem schon viele Stellungnahmen eingegangen sind“, sagte Keller. Danach würden sich die Vorrangflächen wahrscheinlich noch einmal verändern.

So hat sich beispielsweise die Stadt Oberriexingen in ihrer Stellungnahme dafür ausgesprochen, das beabsichtige Vorranggebiet im Zweckverband Eichwald nach Norden und Osten zu vergrößern, um auf diesem Areal bis zu zwei Windräder zu ermöglichen.

Solarpark-Geschäftsführer Boy hat nach eigenen Angaben bereits Kontakt zum Zweckverband aufgenommen, um beide Projekte verbinden zu können. Boy wiederum plant auf einem Flächenareal, das vorwiegend in Privatbesitz ist, rund acht Windenergieanlagen, die jeweils eine Nennleistung von 7,2 Megawatt haben sollen. Insgesamt soll der vorgesehene Windpark rund 110 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich produzieren. Das soll dem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 40 000 Haushalten entsprechen.

Auch ein 40 Hektar großer Solarpark ist geplant

Zwischen dem Windpark und Kleinglattbach ist demnach auch eine 40 Hektar große Freiflächen-Photovoltaikanlage mit bis zu 45 Megawatt-Peak Leistung entlang der Bahnstrecke nach Sersheim geplant. Der Bauantrag soll schon Ende des Jahres eingereicht werden. Weiterhin soll es in diesem Energiepark ein eigenes Umspannwerk geben und der Strom am nächstgelegenen Mast der Hochspannungsleitung eingespeist werden. Der Netzanschluss wurde bereits reserviert.

„Diese Kombination von Photovoltaik und Windkraft ist in dieser Größe einzigartig in der Region und kann ein echtes Vorzeigeprojekt werden“, sagte Geschäftsführer Boy. Er hat inzwischen mit seinen Partnern von den Stadtwerken Stuttgart auch ein entsprechendes Artenschutzgutachten beauftragt, das ein Jahr läuft und in diesem Gebiet vor allem auch die Vögel genau unter die Lupe nimmt. Ja nach Ergebnis dieses Gutachtens kann es zu weiteren Verschiebungen des beabsichtigten Energiepark-Areals kommen.

Bis das erste Windrad steht, dauert es wohl bis 2029

Die Windräder sollen 261 Meter hoch sein. Im kommenden Jahr soll ein entsprechendes Baugenehmigungsverfahren vorbereitet werden, das nochmals rund ein Jahr in Anspruch nehmen wird. Boy schätzt, dass frühestens Ende 2026 eine Baugenehmigung vorliegen wird. Die Bauphase soll sich weitere zwei Jahre hinziehen, sodass mit einer Einweihung des Windparks frühestens im Jahr 2029 zu rechnen sei, so Boy. Dem Geschäftsführer und seinen Partnern ist nach eigenen Aussagen an einem sehr transparenten Verfahren mit großer Bürgerbeteiligung gelegen. Daher arbeitet er gerade an einem eigenen Internetauftritt, über welchen die Bürger auch Fragen und Anregungen abgeben können. Außerdem stellte er einen verbilligten Bürgerstromtarif sowie unterschiedlichen finanziellen Beteiligungsmodelle in Aussicht.

Bürger und Stadt sollen ebenfalls profitieren

Auch die Stadt Oberriexingen selbst soll nicht nur durch Gewerbesteuereinnahmen vom Windpark profitieren, sondern auch von den Kommunalabgaben und möglichen Pachteinnahmen. Ihre Höhe hängt auch davon ab, wie mit dem Flächenareal von rund zehn Hektar im Reutwald am Binsenbüschle umgegangen wird. Boy erläuterte, dass das Waldgebiet umgangen oder ausgenutzt werden könne. Die Oberriexingen Gemeinderätin Tanja Klein fragte, ob dieser Windpark auch realisiert werde, wenn er letztlich nur zwei bis drei Anlagen umfasse. Geschäftsführer Boy will auch in diesem Fall daran festhalten.

Ein Vertreter des Hobby Modellsport Vereins Vaihingen, dessen Flugsportgelände vom Energiepark betroffen wäre, beklagte, dass mit dem Verein noch nicht das Gespräch gesucht oder ihm mögliche Alternativen angeboten worden seien. Boy erwiderte, dass er an einer einvernehmlichen Lösung mit dem Modellfliegern interessiert sei. Bürgermeister Keller erinnerte daran, dass auch der Verein eine Stellungnahme zur Fortschreibung des Regionalplans beim Regierungspräsidium Stuttgart einreichen könne.

 
 
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