Das Interesse an den Bewerbern für das Oberriexinger Bürgermeisteramt war enorm: Das Festzelt des Musikvereins, in dem sich die Kontrahenten am Donnerstag vorstellten, platzte fast aus den Nähten. Die vorgezogene Neuwahl am 30. Juni war nötig geworden, weil der bisherige Bürgermeister Frank Wittendorfer wegen Krankheit im April aus dem Amt scheiden musste.
Oberriexingen Volles Zelt für die Kandidaten
Die Bürgermeisterkandidaten Ron Keller, Lars Roller und Robert Sach stellen sich und ihre Ideen für die Stadt vor.
Gerd Maisch, der vor 14 Monaten für Wittendorfer eingesprungen war, führte durch die Vorstellungsrunde und freute sich über den Zuspruch. „Das ist richtig und wichtig. Wir hatten jetzt am Wochenende bei den Wahlen eine Wahlbeteiligung von deutlich über 70 Prozent“, sagt Maisch. Er sei zuversichtlich, dass diese am 30. Juni ähnlich hoch sein wird.
Ron Keller: Bürgermeisteramt ist sein Traumjob
Den Anfang bei der ausgelosten Reihenfolge der Vorstellungsrunde machte Ron Keller. Der 27-Jährige ist CDU-Mitglied, Kämmerer in Freudental und wohnt mit Frau und zwei Kindern in Bietigheim-Bissingen. Keller startete seinen Wahlkampf vor drei Monaten. Dabei habe er Gemeinde und Bürger als in höchstem Maße engagiert, einladend und bodenständig kennengelernt.
„Das große ehrenamtliche Engagement ist das Fundament der Stadt Oberriexingen“, sagte Keller. Er wolle dies als Bürgermeister unterstützen und sich für die Anerkennung ehrenamtlicher Leistung einsetzen.
Zudem habe er die Sanierung des Kleinspielfelds im örtlichen Sportzentrum auf seiner Agenda. Auch bei der Erneuerung des Feuerwehrgerätehauses sieht er großen Handlungsbedarf. Er möchte die vorhandenen Planungen daher zeitnah aktualisieren und zügig umsetzen. Stark machen will Keller sich auch für eine verlässliche Kinderbetreuung. Weitere Ziele sind ein sicherer Schulweg mit guten Querungsmöglichkeiten in der viel befahrenen Hauptstraße, bessere Busverbindungen nach Sersheim und eine Freiluft-Sportanlage für Senioren.
Mittel- und langfristig will Keller keine weiteren Neubaugebieten ausweisen, sondern den Leerstand im Stadtinneren reduzieren und ein kleines Gewerbegebiet für die Eigenentwicklung der ortsansässigen Betriebe ausweisen.
Auch ein kommunales Förderprogramm für Photovoltaikanlagen und die zügige Umsetzung der Wärmeplanung mit einem möglichen Wärmenetz nach Freudentaler Vorbild strebt Keller an. „Ich kenne durch meine Tätigkeit als Kämmerer in Freudental die Strukturen einer kleinen Gemeinde und will diese Erfahrung gerade bei der Förderung der Digitalisierung nutzen, denn Freudental ist bei der Arbeitsplatzdigitalisierung ein Vorreiter“, sagte Keller, der das Bürgermeisteramt als seinen Traumjob beschrieb. „Ich will ein Bürgermeister für alle sein und keine Bevölkerungsschicht vergessen“, sagte Keller.
Lars Roller: Punkten mit langer Verwaltungserfahrung
In Oberriexingen kein Unbekannter ist der Sachsenheimer Kämmerer Lars Roller, der 2018 im selben Amt in Oberriexingen tätig war. Bereits seit anderthalb Jahren unterstützt er die Kämmerei in Oberriexingen, deren Amtsleitung verwaist ist. „Ich habe in dieser Zeit die Menschen in Oberriexingen schätzen gelernt und sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich wurde schließlich gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, längerfristig als Bürgermeister in Oberriexingen zu bleiben“, erklärte Roller. Der 39-Jährige verwies darauf, dass dies seine erste und einzige Bewerbung als Bürgermeister sei, weil ihm die Stadt am Herzen liege und er nur hier Bürgermeister sein wolle. Er sei damals von Oberriexingen in die Kämmerei nach Sachsenheim gewechselt, um zusätzliche Erfahrung in Verwaltungs- und Führungsaufgaben zu sammeln, habe aber die Verbindung nie verloren.
Die Arbeit im Rathaus und auf kommunaler Ebene sei seine Leidenschaft und er brenne dafür, neue Ideen für ein lebens- und liebenswertes Oberriexingen einzubringen, berichtete der zweifache Familienvater, der in Eppingen lebt.
Roller strebt die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung, die Sanierung und Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses, die Erneuerung der Hauptstraße und eine Digitalisierungsstrategie für die Stadt an. „Die Dienstleistungen der Verwaltung müssen verstärkt auch digital angeboten werden. Dabei will ich alle Bevölkerungsschichten mitnehmen und auch den älteren Menschen Zugang zur digitalen Welt ermöglichen“, erklärte Roller.
Seine Erfahrungen als Betriebsleiter der Stadtwerke Sachsenheim will er nutzen, um auch die Stadtwerke Oberriexingen bei ihrem Beitrag zum Klimaschutz voranzubringen. Roller will ein Carsharing etablieren, mehr E-Ladesäulen, den Busverkehr verbessern und vor allem das Radwegenetz, besonders nach Sachsenheim und in den Gewerbepark „Eichwald“, ausbauen.
Roller, der auch Verbandsrechner des Gewerbeparks Eichwald ist, will die Ableitung des Regenwassers aus dem Zweckverbandsgebiet im Sinne Oberriexingens lösen. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Einrichtung eines Jugendforums in der Stadt stehen auf seiner Agenda.
Roller bevorzugt eine behutsame Baulandentwicklung, die es jungen Familien ermöglicht in Oberriexingen zu bleiben. „Ich will keine Klientelpolitik betreiben, sondern ein parteiloser Bürgermeister aller Bürger sein“, unterstrich Roller.
Robert Sach: Polizist empfiehlt sich als Wahlalternative
Der 47-jährige Robert Sach ist beim Landeskriminalamt beschäftigt und kommt aus dem gehobenen Polizeidienst. „Bürgermeister zu werden ist nicht mein Herzenswunsch. Ich möchte den Bürgern von Oberriexingen eine Möglichkeit geben zu wählen und dies nicht nur zwischen zwei Kandidaten“, betonte Sach, der bis 2000 in Oberriexingen gewohnt hat und jetzt in Horrheim lebt.
Er findet, dass nicht immer nur Kämmerer Bürgermeister werden sollten. Er will sich dafür einsetzen, dass die Politik und die Verwaltung für die Bürger da sind und nicht umgekehrt. Die Gemeindeverwaltung solle dabei eine wirkliche Servicedienststelle sein.
Sach schwebt ein verkehrsberuhigter Bereich in der Hauptstraße mit Schwellen nach Sersheimer Vorbild vor. Er will dem Fachkräftemangel bei der Kinderbetreuung mit einer besseren Bezahlung vorbeugen und die geflüchteten Menschen zur Integration auch in der Gemeinde beispielsweise im Bauhof einsetzen.
Bei der kommunalen Wärmeplanung warb Sach für den Aufbau eines Wärmenetzes ähnlich wie in Freudental. „Ich will für die Bürger eine Alternative sein, damit sie eine echte Wahl haben.“