„Im süddeutschen Raum haben wir mit den größten Bestand an alten Apfelsorten“, erklärt Meik Sartorius, Betreiber des Apfellands in Bönnigheim. Der Obst- und Gartenbauverein Bönnigheim weiß um das Fachwissen, das Meik Sartorius zu einzelnen Apfelsorten, zu Anbaugebieten und zur Züchtung neuer Sorten mitbringt und lädt ihn als Fachmann immer wieder gerne zu einem Themenvortrag ein.
Obstprobe in Bönnigheim Stuttgarter Gaishirtle oder Brettacher Gewürzluiken
Meik Sartorius stellte im Bebenhauser Hof alte Apfel- und Birnensorten vor.
Zusammenhängende Streuobstwiesen
Gerade im Neckargebiet und auf der Schwäbischen Alb finde man noch große zusammenhängende Bestände an Streuobstwiesen. Dies sei „deutschlandweit einzigartig“, so Sartorius.
An regionalen Birnensorten gilt das „Stuttgarter Gaishirtle“ als besondere Rarität. Es macht den Auftakt bei seiner Vorstellung von besonderen Apfel- und Birnensorten. Diese kleine Birne werde auf dem Stuttgarter Markt teuer gehandelt, weil ihr Aroma so lecker sei. Sartorius: „Klar, es ist ja auch ein Riesenaufwand, sie zu ernten. Da steht man stundenlang am Baum, bis man zehn Kilo davon hat.“ Früher sei die Birne oft getrocknet worden. Das Stuttgarter Gaishirtle wurde im Jahr 1750 von Hirten entdeckt. Ein anderer Zufallsfund in der Region sei der Brettacher aus Langenbrettach im Hohenlohischen. Die gute Lagerfähigkeit dieses beliebten Apfels für Most und Kuchen komme durch seine natürliche Wachsschicht. Es reiche, ihn kühl zu lagern, um ihn über den Winter zu bringen.
Bei Sartorius’ Apfel- und Birnenvorstellung erfahren Neugierige auch, welche Sorten für Diabetiker geeignet sind. Die Brettacher Gewürzluiken gehören wohl als regionale Sorte zu den Stars aus alter Zeit, denn bereits vor Jahrhunderten hatte man ein Händchen für die Verbreitung dieser Birnensorte.
Es gibt natürlich einiges zu probieren an diesem Abend im Bebenhauser Hof in Bõnnigheim. Peter Allmendinger, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, und seine Mitstreiter geben immer wieder Kostproben durch die Reihen. Auch der Klassiker unter den Äpfeln, der Golden Delicious, kommt auf den Versuchsteller. Auch er sei ein Zufallssämling, keine Züchtung.
18.000 Hektar Baumobst insgesamt
In Baden Württemberg wachsen aktuell 18.000 Hektar Baumobst, davon 12.000 Hektar Äpfel. Der Rest unterteile sich in Birnen, Süßkirschen und Zwetschgen. Will man statt einem Zufallssämling lieber einer neuen Züchtung eine Chance geben, dann läuft das so: „Die Blütenknospe am Baum wird eingepackt und gezielt mit dem Pollen eines anderen Apfels bestäubt, dessen Eigenschaften verbreitet werden sollen. Die Kerne der Äpfel, die dabei entstehen, werden ausgesät.“ Jahrelang komme dann die neue Sorte auf den Prüfstand, bevor sie auf den Markt kommt, so Sartorius.
Susanne Yvette Walter