Ökumenische Initiative im Landkreis erweitert die Leitung Nachfrage für Hospizdienst steigt

Von Gabriele Szczegulski
Sven Salwiczek ist neuer Geschäftsführer der Hospizinitiative, die seitherige Geschäftstellenleiterin Sabine Horn ist nun Hospizkoordinatorin und Referentin.⇥ Foto: Hospizinitiative

Die Ökumenische Hospizinitiative im Landkreis erweitert den Leitungsbereich, um dem gestiegenen Bedarf gerecht zu werden.

Den Tod aus der Schweigespirale holen“ nennt Hendrik Rook, stellvertretender Vorsitzender und Gründungsmitglied der Ökumenischen Hospizinitiative Kreis Ludwigsburg den Grundgedanken, der zur Bildung des Vereins führte. Der Kreis und die Stadt Ludwigsburg hatten zum Zeitpunkt der Gründung, 1996, keine eigenen Hospizgruppen gehabt, also gründete man eine.

Ausbildung der Ehrenamtlichen

Im Zuge der Hospizbewegung, die damals in den Kinderschuhen steckte, wurde das Aufgabenspektrum der Initiative größer. Die Ausbildung und Fortbildung der Ehrenamtlichen ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der zwölf hauptamtlichen Mitarbeiter. Federführend ist hier Sabine Horn zuständig, die bisherige Leiterin der Geschäftsstelle. Nun ist Sven Salwiczek Geschäftsführer der Hospizinitiative in Vollzeit, seine Stelle wurde aufgewertet und aufgestockt.

Die Hospizarbeit für Erwachsene wird nur in der Stadt Ludwigsburg geleistet, da, so Rook, mittlerweile jeder Ort im Kreis eine eigene Hospizgruppe habe. „Insgesamt sind zirka 500 Ehrenamtliche in der Hospizarbeit im Kreis tätig, ausgebildet werden sie durch uns“, sagt Rook, der gleichzeitig Geschäftsführer der Caritas Ludwigsburg/Rems-Murr/Enzkreis ist.

Wegweisend war die Arbeit der Initiative für die Kinder- und Jugend-Hospizarbeit, die vor 15 Jahren aufgebaut wurde. Diese koordiniert sie im gesamten Landkreis. 52 Ehrenamtliche sind hieran beteiligt. Sie leiten an die 200 Begleitungen von sterbenden Kindern und Jugendlichen jährlich. 3000 Einsatzstunden seien dies, sagt Salwiczek. Im Erwachsenenbereich in Ludwigsburg sind es 2500. Hinzu kamen im vergangenen Jahr 52 Begleitungen von Familien, in denen ein Elternteil im Sterben lag.

Die Finanzierung der Ökumenischen Hospizinitiative steht auf mehreren Sockeln: Die Hälfte der Kosten wird durch die Krankenkassen finanziert, der Rest kommt von Spendern und Förderern. Im Kinder- und Jugendbereich wird ein Teil durch den Landkreis Ludwigsburg finanziert.

Auch das kreisweit einzige Hospiz in Bietigheim-Bissingen wird von der Hospizinitiative unterstützt, vor allem im Bereich der Ausbildung und Fortbildung. Zudem unterstützt die Geschäftsstelle in Ludwigsburg örtliche Hospiz- oder Sitzwachengruppen nach Bedarf. Für Remseck werden derzeit die Einsätze koordiniert, da diese so zahlreich geworden seien, so Salwiczek, dass die Gruppe dies nicht mehr schaffe. In Murr gibt Sabine Horn Kurse für Mitglieder der Hospizgruppe, nach Großbottwar und Steinheim werden Ehrenamtliche aus Ludwigsburg geschickt, um der Nachfrage Herr zu werden.

Die hohe Nachfrage nach professioneller, kompetenter und qualitativ hochwertiger Sterbebegleitung, so Rook, sei nicht nur ein Erfolg der Hospizbewegung im Allgemeinen, sondern auch ein Ergebnis der Arbeit der Hospizinitiative im Kreis. „Immer mehr Menschen wollen ihr Sterben bewusst gestalten, wollen entscheiden, wo und wie sie sterben wollen“, sagt er.

Das Thema Sterbehilfe, das derzeit gesellschaftlich in den Fokus trete, sei nur insofern für die Hospizarbeit relevant, als die Hospizgruppen das Sterben begleiten, auch wenn, was immer öfter vorkomme, sich Menschen für das so genannte Sterbefasten entscheiden, also nicht mehr essen oder  trinken oder aber keine lebensverlängernden Maßnahmen in Anspruch nehmen.

„Die Menschen sollen an der Hand eines Menschen sterben nicht durch die Hand eines Menschen“, nennt Rook die Devise. „Wir wollen Menschen sterben lassen und dabei begleiten“, sagt Salwiczek.

Seit 25 Jahren, so lange gibt es die Ökumenische Hospizinitiative, sei die Ausbildung sehr wichtig. „Teil der Ausbildung ist, dass sich jeder mit seinem eigenen Sterben auseinandersetzt, erst dann kann er für andere bei ihrem Sterben da sein“, sagt Rook.

Seit 15 Jahren gibt es die Kinder- und Jugend-Hospizarbeit, die nun in Ludwigsburg eine zweite Geschäftsstelle bekomme, so Salwiczek. Auch hier nehmen die Anfragen ständig zu. Zur Hospizarbeit der Initiative kommen noch die verschiedensten Trauergruppen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche.

In Corona-Zeiten liegt dieser Bereich zum Bedauern von Rook und Salwiczek brach, genauso wie die Hospizausbildung. Nur teilweise können Angebote online gemacht werden. „Wir fragen derzeit jeden Ehrenamtlichen, ob er trotz guter Schutzausrüstung in die Häuser oder Pflegeheime gehen will“, sagt Rook. Jeder müsse das Risiko, sich zu infizieren, selbst einschätzen. Im Krankenhaus seien Besuche derzeit sowieso nicht möglich.  Auch an Corona Sterbende habe man schon betreut. „Wir müssen eben dann alles zum Schutz unserer Mitarbeiter tun, die mit Schutzkleidung und Masken ausgestattet werden“, sagt Sven Salwiczek.

Das größere Problem aber, so sagt der Geschäftsführer, seien die derzeit ausbleibenden Spenden, die eine Säule der Finanzierung der Hospizarbeit bilden und sich daher schmerzhaft niederschlagen. „Viele unserer Spender haben durch die Pandemie ein geringeres Einkommen und spenden nichts mehr.“ Er wünsche sich sehr, dass der Staat und die Krankenkassen die Wichtigkeit und Menschlichkeit der Hospizarbeit erkennen und sie zukünftig mehr finanziell unterstützen.

 
 
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