Oldtimer in Kirchheim Aus Liebe zu englischen Autos

Von Oliver Gerst
Michael Schmidt (Dritter von links) und sein Team feiern am kommenden Sonntag das 25-jährige Bestehen ihrer Firma Classic Line in Kirchheim. Foto: /Martin Kalb

Die Firma Classic Line feiert in Kirchheim am kommenden Sonntag 25-jähriges Jubiläum mit einem „British Car Meeting“.

Im Empfangsraum winkt Michael Schmidt und telefoniert fast freundschaftlich mit einem Kunden – ein Besuch bei Classic Line in Kirchheim, einer Adresse, die bei Fans englischer Autos bekannt ist und wo am kommenden Sonntag, 25. Mai, von 12 bis 17 Uhr das 25-jährige Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür gefeiert wird, dem „British Car Meeting“. Das Format ist beliebt und wird zum ersten Mal wieder seit Corona veranstaltet. Hier können Besucher Klassiker-Liebe und Technik-Kompetenz erleben und auch eigene englische Autos präsentieren.

Ambiente im British Style

Das Gespräch mit dem Classic-Line-Chef findet im hinteren Teil des Showrooms statt, das Ambiente im British Style bestimmt die Atmosphäre. Die Affinität zu England ist also nicht nur auf Autos begrenzt, Michael Schmidt mag „Land, Leute, Essen und Möbel“. Zum ersten Mal war er 2001 in London, inzwischen reist der 52-Jährige zusammen mit seinem Sohn ein bis zwei Mal im Jahr in die Metropole und in die Midlands. Die Liebe zu englischen Fahrzeugen währt aber schon viel länger.

Angefangen hat alles in Sachsenheim, wo sein Vater das Autohaus Schmidt führte und eine British-Leyland-Vertretung hatte. Hier ist Michael Schmidt quasi aufgewachsen und bekam als 14-Jähriger das Buch „Automobil-Faszination“ geschenkt. Von da an war er im British-Oldtimer-Fieber.

Ein Jahr später kaufte er seinen ersten schrottreifen roten Innocenti Mini, den er komplett zerlegte und wieder aufbaute. So begann seine „Schrauberkarriere“, die in eine erste eigene „Werkstatt“ in der heimischen Garage in Untermberg mündete. Später entwickelte er sich als Mechaniker in einer Ditzinger Werkstatt für englische Autos weiter.

Die nächste Station war das „Classic Car Center“ in Korntal-Münchingen. Hier war Schmidt zuerst angestellt und dann im Auftrag als „fliegender Mechaniker“ unterwegs.

Nachdem das Center seine Tore geschlossen hatte, hörte er auf einen freundschaftlichen Rat: „Mach dich selbstständig, du wirst immer Arbeit haben“. Und so ist es auch nach der Firmengründung von Classic Line und dem Einzug in eine angemietete Bissinger Tankstelle in Bruchwald-Nähe im Jahr 2000 tatsächlich gewesen, obwohl es eigentlich „ein kleiner Kundenkreis“ ist, wie Schmidt verrät.

Der Umzug in eigene Räume nach Kirchheim in die Mercedesstraße Ende 2013 war dann ein bedeutender Sprung für ihn und „eine harte Zeit“, weil er parallel die Weichen für die wachsende Firma stellen und sich als Alleinerzieher um seinen Sohn Phil kümmern musste. Phil ist heute 14 Jahre alt und kann sich durchaus vorstellen, die Firma seines Vaters einmal zu übernehmen. „Er ist zwar kein Schrauber“, sagt Michael Schmidt, aber Firmenleitung gehe ja auch als Kaufmann.

Die Begeisterung für britische Autos und Oldtimer bringt Phil jedenfalls mit – er liebt Mini und Land Rover und ist schon jetzt ein Teil der Mannschaft im Büro, neben der Schule versteht sich. Der Teenager hat seit Kurzem ein eigenes Auto, einen MGB Baujahr 73, der bis zu seinem Führerschein fahrtüchtig sein soll.

Firma ruht auf vier Säulen

Schwerpunkt bei Classic Line sind die Oldtimer. Die ältesten Fahrzeuge stammen aus den 1930er-Jahren, die jüngsten aus den 1990ern. Die Werte der Autos liegen zwischen 15.000 und 800.000 Euro.

Insgesamt ruht das Unternehmen auf vier Säulen: Zum einen die historische mit Jaguar, Austin Healey, MG, Mini, Lotus, Land Rover und Triumph, die von einem Lieferanten-Netz für Ersatzteile bedient werden. Die drei weiteren Säulen bilden New Jaguar, Land Rover und die Vertragspartnerschaft mit Morgen Motors. Und auch E-Mobilität ist für Schmidt ein Thema – allerdings mit strikter Trennung: „E-Bike ja, E-Auto nein“. Mit seinem Stromer radelt er gerne am Neckar entlang als sportlicher Ausgleich.

 
 
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