Olympische Spiele in Paris Kaufmanns größter Traum wird wahr

Von Michael Nachreiner
Annett Kaufmann hofft, dass sie ihr Lampenfieber in Paris unter Kontrolle hat und wie zuletzt bei der DM „aktiv, aggressiv, variabel und kontrolliert“ spielen wird. Foto: Guido Schiefer/Imago

Die 18-jährige Bietigheimerin vertritt Deutschland bei den Olympischen Spielen im Teamwettbewerb. Ursprünglich ist sie nur als Ersatz vorgesehen, rückt aber nach der Verletzung von Han auf.

Der Gewinn der deutschen Meisterschaft im Fraueneinzel war eine eindrucksvolle Visitenkarte. Niemand bei den Titelkämpfen in Erfurt war stärker als Annett Kaufmann. Dennoch wurde die 18-jährige Bietigheim-Bissingerin zunächst nur als Ersatzspielerin für die Olympischen Spiele in Paris von Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) nominiert. „Der Erfolg hat für mich, aber vielleicht auch für Außenstehende bestätigt, dass ich trotz unregelmäßigem Training und eine Wettkampfpause von rund vier Monaten aufgrund des Abiturs gute Leistungen abrufen kann. Allerdings waren Ying Han, Nina Mittelham und Xiaona Shan nicht am Start, und Sabine Winter musste verletzungsbedingt absagen“, berichtet Kaufmann. „Dennoch war es ein schönes Erlebnis. Und auch ohne die anderen Topspielerinnen war es nicht einfach, den DM-Titel zu gewinnen.“

Hans Verhängnis, Kaufmanns Glück

Doch jetzt wurde ein Verhängnis von Ying Han zum Glücksfall für die Frau aus dem Ellental. Weil sich Deutschlands beste Tischtennisspielerin beim WTT Star Contender in Thailands Hauptstadt Bangkok die rechte Achillessehne gerissen hat, rückt Kaufmann von der Ersatz- zur Stammspielerin auf. „Ich würde lügen, wenn ich mich nicht freuen würde, dass ich in Paris am Tisch stehen werde. Aber ich hatte gehofft, dass es auf eine andere Art und Weise passiert“, erklärt die 18-Jährige, fühlt aber auch mit ihrer Teamkollegin mit: „Ying hätte es verdient, die Olympischen Spiele zu spielen. Es tut mir extrem leid, dass sie in dieser Situation ist und das nun so hinnehmen muss.“

Als Deutschlands Nummer drei in Paris – Kaufmann liegt im nationalen Ranking hinter Han, Mittelham und Shan auf Platz vier – wird die Bietigheimerin in der französischen Hauptstadt nur im Teamwettbewerb am Start sein. Dort wird sie jeweils das Eingangsdoppel sowie das Duell gegen die gegnerische Nummer drei bestreiten. Und sportlich gibt es nur eine Marschroute: „Ich will natürlich meine Matches gewinnen“, sagt die 18-Jährige, die aber weiß, „dass es schwierig werden kann. Denn wenn ich aufgeregt bin, spiele ich oft nicht so aktiv. Um aber erfolgreich zu sein, muss ich mit meinem System dominieren.“ Wie das aussieht? „Aktiv, aggressiv, variabel und kontrolliert“, sagt Kaufmann.

Vorbereitung als Teambuilding

Zur Vorbereitung sind alle deutschen Spielerinnen in Düsseldorf zusammengekommen. „Das bildet noch mal den Teamgeist. Denn es ist wichtig, dass wir gut harmonieren“, berichtet die Bietigheimerin. Trainiert wird zwei Mal pro Tag – individuell abgestimmt auf die jeweilige Athletin. Einheiten finden aber nicht nur an der Platte statt. Es gibt auch einige Fitnesseinheiten. „Im Kraftraum sind wir relativ oft. Das heißt aber nicht, dass wir ausschließlich Kraft trainieren, viel ist auch zur Regeneration“, erklärt Kaufmann.

Untergebracht ist die 18-Jährige im Sporthotel. Um dem Lagerkoller zu entgehen, trifft sich Kaufmann auch mal mit Freunden. „Das ist eine schöne Abwechslung. Aber schlimm ist es nicht, dass ich praktisch nur zwischen Hotel und Halle pendele. Denn die Olympischen Spiele sind mein Traum. Und wenn man Olympia spielen will, muss man halt ein paar Dinge opfern“, erzählt das Tischtennis-Talent. Zwei Mal kommt sie aber doch richtig raus. Am Montag findet der Abi-Ball der Gymnasien im Ellental statt. Und am 27. Juli ist der Besuch des Taylor-Swift-Konzerts geplant.

Am 1. August geht es nach Paris

Am 1. August zieht Kaufmann dann ins olympische Dorf. Die Einzelwettbewerbe haben zwar schon am Wochenende davor begonnen, bis zum Start des Teamwettbewerbs hat sie noch ein paar Tage, um sich zu akklimatisieren.

Auf was sie sich am meisten freut? „Auf die Atmosphäre in der Halle, aber auch im olympischen Dorf mit all den coolen Sportlern. Außerdem spielt in Frankreich eine gute Freundin von mir, Charlotte Lutz, mit. Sie dort zu treffen ist super“, berichtet Kaufmann. Von ihren Teamkolleginnen wurde sie aber schon gewarnt. Kaufmann: „Ich habe mit den anderen Spielerinnen und Bundestrainerin Tamara Boroš gesprochen. Alle meinten, Olympia sei nicht vergleichbar mit allen anderen Wettkämpfen.“

 
 
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