Online-Schulunterricht und Abschlussprüfungen Schulen zeigen sich zufrieden mit den Schülern

Von Gabriele Szczegulski
Am 18. Mai sollen die Abiturprüfungen beginnen. Vermutlich wird der Abstand zwischen den Schülern noch größer, als vergangenes Jahr bei der Deutschprüfung der Ellentalgymnasien.⇥ Foto: Martin Kalb

Das Kultusministerium hat die Abschlussprüfungen verschoben, die Rektoren sind skeptisch, ob dies zu realisieren ist.

Das Kultusministerium hat die Abschlussprüfungen der Haupt-, Werkreal-, Realschulen und die Abiturprüfungen wegen der Coronakrise nach hinten verschoben. Das klappt nur, so sind sich die Rektoren der Schulen im Kreis einig, wenn – was die veränderten Prüfungsdaten voraussetzen – der Unterricht nach den Osterferien, also am 20. April, wieder stattfindet. „Es fällt mir schwer, daran zu glauben, dass nach mehreren Wochen des Lockdowns der Unterricht wie gewohnt stattfinden kann“, sagt Claus Stöckle, Rektor der Realschule im Aurain. Der Zeitplan, den das Kultusministerium für die verschobenen Prüfungen vorsehe, sei „sehr eng zusammengenäht“, so Stöckle, und er werde immer enger, wenn die Prüfungen weiter verschoben werden müssten. Aber, „wir können im Moment nur dieses Szenario planen“. Wie und ob eventuell nur Teile der Schüler in die Schule kommen, zum Beispiel die Prüflinge, müsse die Landespolitik und das Kultusministerium entscheiden.

Der Unterricht müsse dann vor allem genutzt werden, um zu sehen, ob die Schüler auf dem gleichen Stand sind. „Schüler und Lehrer haben bisher einen super Job gemacht“, sagt Stöckle, der täglich mit seinem Kollegium in Kontakt ist. „Die Coronakrise hat dem digitalen Know-how der Lehrern Schub gegeben und vieles in diesem Bereich beschleunigt. Der Unterricht wird nach Corona ein anderer sein.“ Die Entwicklung sei „wahnsinnig beschleunigt worden“. Dadurch, so Stöckle, seien die Schüler auf einem guten Lernstand.

Er hoffe auf Unterstützung durch das Kultusministerium und das Staatliche Schulamt, was den eventuell nach den Osterferien beginnenden Unterricht betreffe. Möglich, so der Rektor, um auch dann möglichst Ansteckungen mit Covid-19 zu vermeiden, sei Teilunterricht für die Prüflinge oder Unterricht in kleinen Gruppen zu verschiedenen Zeiten. „Das muss alles gut organisiert werden“, sagt er.

Die Organisation der Prüfungen ist für Isolde Steigelmann, Rektorin der Gesamtschule im Sand in Bietigheim-Bissingen momentan das kleinere Problem. Ihr Problem sind derzeit die Lernstände mancher Schüler: „Alle, die bisher gut lernten, machen dies auch zu Hause und diese sind auch auf dem angeforderten Leistungsstand, aber es gibt Schüler, die diese Chance, zu Hause zu lernen, nicht ergreifen und die fallen ins Bodenlose.“ Jeden Tag würden die Lehrer die ihnen zugeteilten Schüler anrufen. „Einige Schüler sind gar nicht erreichbar oder liefern die Aufgaben nicht wie verabredet.“ Ahnden könnten sie diese fehlende Arbeitsmoral nicht, „das zeigt sich eben dann später in der Note“.

Es seien aber nicht nur Arbeitseinstellung und Wille, die bei einigen Schülern fehlen: „Viele haben gar keine Chance, zu arbeiten oder Kanäle zu nutzen, die wir anbieten.“ Vom Kollegium wisse sie, dass vor allem Flüchtlinge und Kinder aus sozial benachteiligten Schichten, die in beengten Lebensverhältnissen wohnen, keine Chance zum regelmäßigen Lernen haben. „Wenn es nur ein Handy für die ganze Familie gibt, keine gute Internetverbindung oder keinen eigenen Arbeitsplatz ist das schwierig.“ Für diese Schüler sei es gut, wenn es so etwas wie eine Notbetreuung gebe, also Notarbeitsplätze.

Für die Gymnasien beginnen die verschobenen Abiturprüfungen am 18. Mai mit Spanisch und enden am 28. Mai. Da die Zeit zwischen schriftlichem und mündlichem Abitur deutlich kürzer ist, wird auch das Korrekturverfahren geändert: Erst- und Zweitkorrektur finden an der jeweiligen Schule statt, durchgeführt von zwei Fachlehrern, die die Bewertung unabhängig voneinander vornehmen. Dies teilen Matthias Helmle und Martin Schmidgall, die beiden stellvertretenden Schulleiter der Ellentalgymnasien in Bietigheim-Bissingen, mit.

Chancen nutzen

Über die Lernplattform IServ stehen die Kurse und auch alle Klassen der Gymnasien in einem regen Austausch miteinander. „Wir haben damit einen sehr guten Weg gefunden, die Abiturienten und auch alle anderen Schüler zu betreuen“, sagt Schmidgall. „Auch bei uns hat es da an manchen Stellen geruckelt, wir sehen aber jetzt Alltag in der besonderen Situation einkehren und lernen auf allen Seiten, mit den darin liegenden Chancen gut umzugehen“, so sein Kollege Helmle. Man wisse nicht, wie sich die Wiedereröffnung der Schulen gestalte, die Abiturienten hätten auf jeden Fall oberste Priorität. Wie weit Klausuren in den Kursen der Jahrgangsstufen in der verbleibenden Zeit geschrieben werden können, wird sich danach richten müssen, wie der Unterricht nach den Osterferien aussehe, so Helmle.

„Uns allen ist klar, dass die Situation in vielen Haushalten sehr herausfordernd und anstrengend ist“, sagt Martin Schmidgall. Sie seien aber zuversichtlich: Die Abiturienten nutzten die zusätzliche Lernzeit durch wegfallenden Unterricht zur Prüfungsvorbereitung sinnvoll, „vereinzelt gibt es sogar Rückmeldungen, dass die Vorbereitung ohne Schulalltag viel effizienter sei“, sagt Matthias Helmle.

Achim Salomon, Rektor am Bönnigheimer Alfred-Amann-Gymnasium ist sehr zufrieden mit dem digitalen Unterricht. Mittlerweile habe man sogar eine Website, auf der die Schüler Aufgaben und Lösungen abrufen könnten. Man habe sogar bemerkt, dass die Schüler mehr lernen, weil das Tempo sehr hoch war, in der neue Aufgaben von den Lehrern hochgeladen wurden, „da haben wir sogar einen Gang zurückgeschaltet“. Bei den Fünft- und Sechstklässlern gebe es jetzt Wochenpläne, nach denen sie individuell arbeiteten. „Ich höre keine schlechten Nachrichten aus dem Kollegium“, so Salomon, der davon ausgeht, dass es keinen allgemeinen Unterricht am 20. April geben wird. „Es macht keinen Sinn und ruft eher eine zweite Coronawelle hervor, wenn an die 400 Schüler wieder durchs Schulhaus springen“, sagt er. Aus diesem Grund habe er an das Kultusministerium geschrieben und konkrete Vorschläge gemacht, wie Unterricht in der Schule nur für Abiturienten sowie Fünft- und Sechstklässler, weil die sich „am schwersten tun, weil die Eltern ihren Unterricht steuern müssen“, so der Rektor. Natürlich müsse auch auf räumliche Distanz geachtet werden. „Und die Erfahrungen mit dem digitalen Arbeiten der Schüler sind so gut, dass es eine Zeit lang reicht, sie nur für Klausuren in die Schule zu holen, und das kann man organisieren“, so Achim Salomon. Für das Abitur sehe er keine Schwierigkeiten: „Unsere Abiturienten wiederholen nur noch und haben durch die Prüfungsverlegung jetzt sogar vier Wochen mehr Zeit für die Vorbereitung“.

 
 
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